Einführung in die Noomachie (Erste Einheit) – Was ist Noomachie?

Liebe Freunde! Dies ist die letzte Einheit unseres experimentellen Kurses zur Serbischen Schule der Geopolitik. Diese Vorlesung baut auf den vorhergehenden Einheiten auf, die bereits gehalten wurden. Ich gehe davon aus, dass Sie die vorhergehenden Kurse gut verstanden haben. Sie sind die notwendige Voraussetzung, um diese endgültige metaphysische und philosophische Zusammenfassung des multipolaren Zuganges und damit die eigentliche Essenz der Moderne hinsichtlich Kulturen, Zivilisationen, Gesellschaften und dem Platz der Identität in diesem Zusammenhang verstehen zu können. Die Noologie ist die neue philosophische Disziplin bzw. der Zugang, welcher von der rumänischen und russischen Denkschule entwickelt wurde. Innerhalb der Noologie gibt es zwei Zweige, einen russischen und einen rumänischen Zweig. Der rumänische Zweig wird vom Philosophen  Lucian Blaga  und seinem modernen Erben, Professor Badescu  repräsentiert. Die russische Noologie ist zwar ganz anders, bezieht sich aber auf die selben Quellen der Inspiration, welche von meiner Person und von meinen Freunden entwickelt wurden. Ich habe bereits 18 Bände der Noomachie (Abgeleitet vom griechischen Wort Noomakhia, Anmerkung AM) veröffentlicht, von denen jeder mehr oder weniger 800 Seiten umfasst. Es handelt sich dabei also bereits um ein abgeschlossenes Werk. Es ist aber noch nicht vollendet. Ich arbeite gerade am 20. Buch, sie wird aber 21, vielleicht 22 Bände insgesamt umfassen. Dabei handelt es sich um ein Projekt, das auf einem besonderen philosophischen und metaphischen Zugang aufbaut, welchen ich im Rahmen dieses Kurses im Umfang von zehn Vorlesungen versuchen werde, zu erklären. Sie sind insofern sehr wichtig, als sie die Zusammenfassung von allem darstellen, was bisher gesagt und getan wurde. Entschuldigen Sie bitte, dass ich Englisch spreche, aber das Problem liegt nicht nur darin, dass es uns an einem qualifizierten Dolmetscher vom Russischen ins Serbische mangelt, sondern auch in der Tatsache, dass es auch einige neue Begriffe im Russischen gibt. Für einen Russen ist es schwer die Noomachie auf Russisch zu verstehen. Für Serben ist es fast unmöglich, weil niemand eine korrekte Übersetzung anfertigen kann. Wenn ich die serbische Sprache gut genug beherrschen würde, würde ich es vorziehen diese Vorlesung auf Serbisch zu halten, aber ich zweifle daran, dass es jemand anderen als mich selbst gäbe, der solch eine philosophische Übersetzung anfertigen könnte. Also entschuldigen Sie bitte, dass ich diese Vorlesung auf Englisch halte, aber ich kann so jederzeit eine Pause machen und zu einem bestimmten Punkt zurückkehren, falls sie etwas nicht verstehen können. Sollten Sie etwas nicht verstehen oder einen wichtigen Begriff nicht begreifen, fragen Sie mich oder Jovana.  Wir werden dann versuchen den Begriff ins Serbische zu übersetzen, da eine zutreffende philosophische Terminologie weder im Russischen, noch im Serbischen ausreichend entwickelt wurde. Wir haben immer Deutsche, Englische oder Französische Wörter im Kopf um diese Konzepte zu übertragen. Ich verwende Englisch auf eine konzeptuelle Weise, um diese Konzepte zu übertragen, nicht die Begriffe unserer Muttersprachen.

Wir werden in den kommenden Tagen bis Freitag zehn Vorlesungen abhalten. Es ist sehr wichtig, bei allen anwesend zu sein, weil sie nicht verstehen werden, worum es in der nächsten geht, wenn Sie eine verpassen. Heute werden wir zwei einführende Vorlesungen hören, welche die Wichtigsten von allen sind. Daher müssen wir uns heute konzentrieren und alle anderen Gedanken beiseite schieben. Wenn Sie das begreifen, werden Sie verstehen und die Schlüssel in der Hand halten, um alle intellektuellen Türen in diesem Kurs öffnen zu können. Wenn Sie nicht dazu in der Lage sind, wird das zukünftig ein Problem sein. Daher lade ich Sie dazu sein, sich zu konzentrieren. Vielen Dank für Ihre Anwesenheit.

Die erste Vorlesung des heutigen Tages ist eine Einführung in die Noologie. Noologie ist ein neuer Begriff, der diese Wurzeln hat: Die griechischen Wörter “nous” und “logie” (Logik, Logos, Wissenschaft, Lehre). Also ist die Noologie die Lehre vom “nous”. Was bedeutet “nous” auf Griechisch? Es handelt sich dabei um ein sehr ernstes Wort und wenn man versucht es zu übersetzen, erhält man im Russischen das Wort ‘ум‘ . Es ist das Wort für Intelligenz und Intellekt. “nous” bedeutet aber auch Geist, Ordnung, Denken oder eine Art von Bewusstsein. Im Deutschen wird es mit “Bewusstsein” übersetzt. Es ist etwas, dass in den Tiefen des menschlichen Denkens liegt. Aber was ist menschlich? Menschlich ist das Sein, das sich von allem anderen Sein darin unterscheidet, dass es denkt. Es ist das denkende Sein. Jede andere Qualität teilen wir mit anderen Wesen, aber menschlich zu sein bedeutet, zu denken. Denkende Kreaturen und denkendes Sein sind menschlich. Also macht das Denken den Menschen aus. Zu denken bedeutet, Mensch zu sein. Wir besitzen Körper, aber auch Instinkte und Schmerzen, Leiden und Freude. Aber die anderen Kreaturen haben sie auch. Also ist das Denken oder der nous die Essenz des Menschen. Niemand außer uns besitzt in der lebendigen Welt die Fähigkeit zu denken. Also ist das Denken oder der nous die Essenz des Menschen. Der Mensch ist das Denken. Alles andere ist menschlich, aber nicht menschlich alleine. Das Denken ist daher der einzige Aspekt des Menschen, der uns menschlich macht. Menschlich zu sein bedeutet zu denken. Daher ist der nous als eine Art des Denkens und des Bewusstseins die tiefste Wurzel des menschlichen Seins, der Menschlich-keit, der Menschheit. Wir sind menschlich wegen des Denkens und wegen des nous. Wir sind wir, weil es den nous gibt. Ohne nous gibt es keinen Menschen. Wir sind Menschen, weil es das nous gibt. Daher ist das Nachdenken über den nous und der Versuch, die Noologie zu erforschen das selbe, wie wenn wir uns selbst erforschen würden. Dabei handelt es sich nicht um ein entfremdetes Objekt. Über den nous nachzudenken ist das selbe, wie wenn man über uns und unsere tiefste Natur nachdenken würde. Das ist kein abstrakter Vorgang, sondern eine Art Introspektion. Wir sprechen und lernen über unsere Tiefe. Wir sind lernende Menschlichkeit. Das ist der nous.

Wir könnten das menschliche Sein aber auch von einem anderen Standpunkt aus darstellen. Die Noologie stellt das menschliche Sein von einem bestimmten Standpunkt aus dar, von ihrem grundlegenden Gesichtspunkt aus. Bei ihr handelt es sich um ein Studium des Denkens als solches. Das ist sehr, sehr wichtig. Die Noologie ist weiters auch die philosophische Grundlage der Multipolarität. Warum der Multipolarität? Weil der Grundgedanke der Noologie darin besteht, dass es nicht nur eine Art des Denkens gibt, welche universal und der ganzen Menschheit gemein ist. Es gibt Unterschiede. Wenn wir also versuchen, den nous vorsichtig zu studieren, den Intellekt, das Bewusstsein, das Denken, entdecken wir, dass der Denkprozess kulturabhängig ist. Wenn Sie in einer Kultur denken, denken Sie auf eine bestimmte Art und Weise. Wenn Sie zu einer anderen Kultur, einer anderen ethnischen Gruppe, zu einer anderen Religion, zu einem anderen Zeitalter gehören, denken Sie komplett anders. Aber Sie sind noch immer ein Mensch. Sie sind noch immer Serbe, Russe, Franzose, Engländer, Chinese oder Afrikaner. Aber wenn Sie anderen Kulturen, Räumen und Epochen angehören, denken Sie anders. Wenn wir also das Nous und das Denken an sich studieren wollen, müssen wir diese Unterschiede berücksichtigen. Und ohne das Studium dieser anderen Denkwege, werden wir nie die Essenz des Denkens erreichen. Wenn wir zum Beispiel annehmen, dass jeder so denkt wie wir, werden wir unser eigenes Denken studieren. Aber es ist nur ein Teil. Weil die Kroaten, Albaner, Russen, Engländer, Amerikaner, Afrikaner, Chinesen, Muslime zum Beispiel nicht nur über sekundäre Aspekte anders denken, sondern auch ganz andere Gedanken hinsichtlich der menschlichen Natur, über das Leben, den Tod, Gender, Geschichte, Raum, Zeit, Gott, Materie, die Welt, einfach über alles haben. Die Noologie ist eine Art Phänomenologie des Geistes. Wir schreiben nicht vor, wie der nous sein sollte oder was er sein müsste. Wir versuchen ihn so zu erforschen, wie er ist, wie das Denken funktioniert und stellen ihn in verschiedenen Zusammenhängen dar. Und diese Anerkennung der Unterschiede ohne jegliche normative Vorschreibungen, wie der Mensch normalerweise denken sollte, ist die besondere Eigenschaft der Noologie. Daher beginnen wir mit der Anerkennung der Unterschiede und wir versuchen diese besser und tiefer zu verstehen, sowie nicht zu versuchen etwas Einheitliches oder Universales aufzuzwingen, sondern zu entdecken. Das ist ein sehr wichtiger Aspekt. Aus diesem Grund widmet sich die Noologie dem Studium konkreter Kulturen. Die meisten meiner Bücher innerhalb des Noologieprojekts sind der europäischen Kultur gewidmet, wie etwa jene über den französischen logos, den englischen logos und den osteuropäischen logos, aber auch für den russischen logos, den amerikanischen logos, den chinesischen logos, den iranischen logos und so weiter. Wir studieren Kulturen und aufbauend auf den Kulturen leiten wir aus diesen Kulturen ihre Art des Denkens ab. Auf diese Art und Weise kommen wir zu einer Gesamtschau des menschlichen Denkens. Wir sagen nicht “der Mensch sollte ein moderner Europäer, weiß, atheistisch, materialistisch und liberal sein.” Dabei handelt es sich um das konkrete Ergebnis der angelsächsischen Europäischen Zivilisation. Sie ist geographisch beschränkt und nicht universal. Es ist der englische Weg, die eigene englische, amerikanische und europäische Geschichte zu entwickeln. Wenn wir aber nach Osteuropa, in die slawische, russische und chinesische Welt oder die muslimische Welt gehen, entdecken wir, dass sich die Menschen nicht entlang dieses amerikanischen, englischen oder europäischen Weges entwickeln. Jeder geht seinen eigenen Weg.

Die Noologie dient genauso dazu, den Konflikt zwischen den Zivilisationen besser zu begreifen, wie sie auch den Schlüssel zum Verständnis darstellt, was mit Ihrem Land oder unserem Land passiert, wie wir uns im Umgang mit dem Westen verhalten, wie er uns behandelt, warum sie uns so behandeln, warum wir darauf antworten, warum wir Widerstand leisten oder warum wir nachgeben. Die Essenz der Noologie liegt in der Anerkennung der Vielheit der Geister der Kulturen. Vielheit bedeutet, dass es nicht nur einen universalen, normativen Weg der Entwicklung des Geistes gibt. Es gibt viele Geister, nicht einen Geist. Oder es existieren verschiedene Manifestationen eines Geistes, des nous, die aber so verschieden und besonders sind, dass wir jeden Fall einzeln und mit Sorgfalt studieren müssen, sowohl den serbischen, russischen, französischen als auch den deutschen Fall. Es geht nicht darum, eine Hierarchie zu schaffen oder zu sagen, dass der eine “entwickelter als der andere ist”, sondern darum zu verstehen, wie jeder unter verschiedenen Bedingungen denkt. Das ist Noologie.

Die Noologie ist eine Mehrebenenanalyse. In der Noologie greifen wir auf die Philosophie zurück. Ein grundlegendes Verständnis der Philosophie ist notwendig, um zu verstehen, was vor sich geht, eben weil die Philosophie einen Spiegel des Denkens darstellt. Indem wir Philosophie studieren, sparen wir Zeit, um die anderen Gebiete zu studieren, wie Geschichte und Politik, weil in der Philosophie alles miteinander in Zusammenhang steht. Sie werden gleichzeitig in der Philosophie repräsentiert. Wenn wir die Geschichte der Philosophie lesen, lesen wir die Geschichte der Menschheit. Warum? Weil es menschlich ist, zu denken. Und die Philosophen weihen ihr ganzes Leben und all ihre Bestrebungen den Anstrengungen des Denkens. Daher sind sie menschlicher als andere. Sie sind klarere Menschen als andere. Sie machen das gleiche, wie alle anderen auch, aber auf eine spezielle Art und Weise. Sie konzentrieren sich auf die Menschlichkeit der Menschen. Und die anderen nehmen daran auch teil. Wir können sagen, dass jeder Mensch ein Philosoph ist. Aber der Philosoph ist der komplett vollendete und perfekte Mensch. Sie verschreiben sich dem Hauptziel des Menschens, zu denken. Aus diesem Grund ist die Philosophie so wichtig für die Noologie. Die Geschichte der Religionen ist sehr wichtig, weil Religion der andere Weg zu denken ist. Die Religion gründet auf den Vorbedingungen des Denkens. Ohne ein grundlegendes Verständnis der verschiedenen Religionen können wir nicht die Noologie verstehen, weil es sich bei der Religion auch um ein Spiegelbild des Denkens handelt. Hier sehen wir die Projektion unseres Denkens auf die Götter, auf die Beziehungen zwischen dem Grund des Seins und der Quelle des Seins, der Schöpfung, Gott, der Zeit und vielen anderen Dingen in der Religion, welche die Strukturen des nous reflektieren. Daher müssen wir in der Noologie ein bisschen über die Religion wissen.

Weiters ist es wichtig, dass wir in der Noologie einiges an Wissen über die Geopolitik benötigen, weil wir in der Geopolitik die Konkretisierung der Zivilisation sehen. Das ist jetzt eine Art Generalisierung, aber wenn wir die geopolitische Position eines Denkers nicht entdeckt haben, können wir nicht verstehen, was er meint, weil wir nicht nur durch eine philosophische und religiöse Tradition definiert werden, sondern auch durch unsere Position in der Welt und unsere Art des Denkens. Unsere eigene kulturelle Noologie wird durch unsere geopolitische Position definiert. Wenn Sie der Zivilisation des Meeres (Seemacht) oder der Zivilisation des Landes angehören, denken Sie anders. Das ist ein sehr wichtiger Unterschied. Die Position auf der geopolitischen Karte der Welt ist sehr wichtig, um das konkrete Denken zu interpretieren. Die Geopolitik ist daher absolut unausweichlich. Die Weltgeschichte ist das zentrale Thema. Wir müssen die Geschichte der verschiedenen Völker und Kulturen kennen. Wir müssen auch ein grundlegendes Wissen der Soziologie erwerben, weil die Soziologie jene Disziplin ist, die uns zeigt, wie sehr unsere Art des Seins von der Gesellschaft definiert wird. Das ist so wichtig, weil die Gesellschaft ein sehr wichtiger Weg zur Selbstreflexion ist, weil erst wenn wir wissen, wie sehr die Gesellschaft und ihre Prinzipien in uns verwurzelt sind, werden wir entdecken, dass unsere Individualität und Originalität fast bei null liegen, in einer fast inexistenten Qualität bestehen. Alles in uns kommt aus der Gesellschaft. Wenn wir denken “Ich denke das.” ist es nicht das “Ich”, das denkt. Die Gesellschaft denkt durch mich. Die Soziologie ist sehr wichtig. Ebenso die Anthropologie und zuallerst die neue anthropologische Schule von  Franz Boas und Claude Lévi-Strauss sowie anderen Denkern aus dieser Tradition. Und ich schlage vor, dass wir im Verlauf dieses Kurses auch dringend eine Art anthropologischen Kurs über die Anthropologie benötigen. Das ist ein sehr wichtiger Bestandteil. Die moderne Anthropologie zeigt uns die ethnische Tradition und Lebensweise sowie wie Natur und Kultur und wie das Gleichgewicht zwischen Natur und Kultur die Werte der Gesellschaft definiert und wie andere Gesellschaften sind. Das ist der sehr wichtige Erkenntnisgewinn durch die moderne Anthropologie. Die alte Anthropologie des 19. Jahrhunderts baute auf der Evolutionstheorie auf. In ihr entwickelt sich jeder. Es gibt entwickelte Gesellschaften und unterentwickelte Gesellschaften. Die moderne Anthropologie zeigt uns dagegen, dass es so etwas wie Entwicklung nicht gibt. Es gibt Unterschiede. Und während wir die archaischen Gesellschaften studieren, können wir Gesellschaften entdecken die komplexer und komplizierter sind, als unsere Gesellschaft, aber vor allem anders. Sie sind nicht unterentwickelt.

Sie sind nicht die kindische Phase der selben Kultur. Sie sind vielleicht erwachsene, vielleicht kindische, vielleicht alte Phasen der anderen Kultur, welche wir gründlich studieren müssen, ohne unsere eigenen Ideen auf sie zu projizieren. Das ist der Gewinn der modernen Anthropologie. Das ist eines der grundlegenden Prinzipien der Noologie und der Noomachie.

Es gibt eine Ethno-Soziologie, welche Ethnologie und Soziologie zusammenführt. Sie haben bereits einen Kurs über Ethno-Soziologie besucht. Es ist ein sehr wichtiger Schlüsselkurs. Die Theorie der Vorstellung – ich würde dazu raten die Bücher von Carl Gustav Jung, Gaston Bachelard, aber allen voran Gilbert Durand (einem französischen Autor) über die Soziologie der Vorstelung zu lesen. Das ist sehr wichtig. Seine Methoden und Lehren werden in diesem Kurs als eine Art methodologische Grundlage verwendet werden. Ich werde in kurzen Zügen erklären, was die Soziologie der Vorstellung von Gilbert Durand ist. Ich habe eine Doktrin über die Soziologie der Vorstellung formuliert und sie wird von Nutzen sein. Hinsichtlich der Phänomenologie schlage ich vor, Heidegger und Husserl zu studieren. Die wichtigste Idee der Phänomenologie ist, dass das Ding, über das wir nachdenken, in unserem Geist existiert. Alle Qualitäten der Dinge gehören zu unserem Geist. Wir können also nur raten, was das Ding jenseits unseres Geistes ist. Es gibt keinen Beweis und keine Qualität. Es ist fast gar nichts. Zum Beispiel ändert die Existenz oder Nichtexistenz des Dings außerhalb unserer Wahrnehmung absolut nichts an unserer Beziehung zu dem Ding. Das ist das Hauptgesetz der Phänomenologie. Die Dinge sind in unserem Denken und unserem Denkprozess präsent. Das ist das Hauptgesetz der Phänomenologie, entwickelt von Edmund Husserl und Martin Heidegger sowie anderen Philosophen der selben Schule.

Auch der Strukturalismus von  Ferdinand de Saussure, Lévi-Strauss, und Paul Ricoeur ist sehr wichtig, weil er als philosophische Methode erklärt, dass alles in Strukturen existiert. Die Struktur ist etwas Unsichtbares, aber definiert die Bedeutung. Die Sprache ist also viel wichtiger, als der Diskurs oder die Dinge, welche in der Sprache gesagt werden. Die Sprache definiert vor, was wir sagen werden. Was wir sagen sind also Zitate aus der Sprache und dem Wörterbuch. Es ist also unsere Sprache auf die wir so stolz sind und von ihr denken, dass sie etwas Originelles sei. Zum Beispiel der Satz “Lasst uns ins Kino gehen!”, wir sagen ihn wie “Es werde Licht!” oder “Es werde eine Feste zwischen den Wassern!”, wie Gottes Ankündigung aus dem Nichts heraus, aus der Leere, aber es ist ein reines Zitat von dem, was andere Männer und Frauen einander sagen. “Lasst uns ins Kino gehen!” Das ist ein Zitat und es wird durch die Struktur der Sprache definiert. Darin liegt nichts, absolut nichts Originelles. Und mit allen unseren Urteilen ist es das Selbe, all unseren Wörtern und Diskursen, wir wiederholen die Dinge, welche bereits Millionen und Millionen mal vor uns von anderen gesagt worden sind. Und es gibt keinen Autor. Es gibt aber eine Wiederholung der Struktur. Sie ist die Sprache, die für sich selbst spricht. Das ist das Konzept und die Philosophie des Strukturalismus. Sie ist ein sehr interessanter und sehr wichtiger methodologischer Aspekt, den wir in der Noomachie verwenden.

So wie in der Vierten Politischen Theorie schlage ich vor, Heidegger zu lesen. Ich schlage außerdem vor, die Philosophen der traditionalistischen Schule Rene Guenon und Julius Evola zu lesen. Sie sind sehr wichtig. In Bezug auf Gender und das Matriarchat schlage ich vor, Bachofen zu lesen. Das ist sehr wichtig, weil das Studium des Matriarchats ein grundlegender Teil der Noomachie ist. Ich werde erklären warum. Bachofen hat ein Buch mit dem Titel  ‘Das Mutterrecht’ geschrieben. Das Buch ist ein klassisches Werk darüber, wie das präindoeuropäische Matriarchat war. Hierbei handelt es sich um ein sehr wichtiges, klassisches Grundlagenwerk. Wir erwähnen ebenfalls die strukturalistischen Autoren Georges Dumezil und Claude Levi-Strauss, bei welchen es sich um Vertreter der modernen strukturalistischen Anthropologie und Ethnologie handelt. Das sind mehr oder weniger jene Felder, Methoden und Schulen, welche wir im Rahmen der Noologie verwenden. Aber es gibt viele, viele Studien, multidisziplinäre Studien solcher Art, also ist an dem was ich gesagt habe nichts neu oder nicht konkret. Und worin liegt die Originalität der Noomachie als solcher? Das ist der wichtigste Punkt. Alle genannten Disziplinen und Methoden sowie Felder sind hilfreich. Sie helfen uns zu verstehen. Sie sind Werkzeuge. Aber was ist die eigentliche Methode? Die Hauptmethode ist das Konzept über die Existenz der drei logoi, welches diesmal etwas teilweise Neues ist (und ich werde erklären warum).

Was sind die drei logoi? Meine Idee lautet, dass sich der nous als Gedanke oder Geist oder Intellekt in drei unterschiedlichen, verschiedenen Formen manifestiert. In genau drei Formen – nicht mehr und nicht weniger. Das ist die Annäherung als methodologischer Zugang. Es ist das was die Franzosen ‘grilles de lecture.’ (Raster, Anmerkung AM) nennen. Das ist eine Möglichkeit der Deutung. Wenn wir sie annehmen, wird alles in den Zusammenhang dieses methodologischen Zugangs gestellt. Also gibt es einen Geist mit drei Hauptausprägungen und vielen Unterteilungen, vielen anderen Formen, alle einbegriffen in dem globalen und allgemeinen Prozess, den ich logos nenne. Es gibt also ein nous und drei logoi. Wie sich die drei logoi zum nous verhalten, stellen wir außer Frage. Das ist zu metaphysisch und nicht wichtig für uns. Die wichtigste Erkenntnis lautet, dass sich der nous nicht manifestieren kann ohne durch einen der drei logoi durchzugehen. Es gibt kein Denken außerhalb dieser drei logoi. Aber diese drei logoi können wir in jeder Kultur finden. Sie haben kein Schicksal für eine von ihnen. Es gibt keine Hierarchie zwischen den drei logoi. Und wir finden alle drei logoi notwendigerweise in jeder Art von Kultur. Das ist das Resultat meiner Arbeit und das Ergebnis meiner Studien und Forschung. Ich bin von der Hypothese ausgegangen, dass wir sie vielleicht in jeder Kultur finden werden, vielleicht aber auch nicht. Nachdem ich alle Kulturen auf der Welt studiert habe, miteingeschlossen die archaischsten in Ozeanien, Afrika, und den Indigenen Süd- und Nordamerikas, bin ich an dem Punkt angelangt, der meine Hypothese bestätigt hat. In jeder Kultur und jeder Gesellschaft, gleich ob archaisch, modern oder postmodern, europäisch oder nicht europäisch, zu jeder Zeit und in jeder Form von Gesellschaft, können wir die drei logoi in verschiedenen Proportionen und unterschiedlicher Ausprägung vorfinden. Sie können auf viele Arten kombiniert werden, es gibt millionen Möglichkeiten. Das ist dynamisch. Ich werde das Gleichgewicht des logos erklären und wie es sich ändert. Aber sie sind überall anwesend. Keine Kultur, kein Volk, keine Religion, keine Region kann sagen “wir haben dieses logos und nur dieses oder nur diese zwei.” Jede Kultur hat drei logoi. Das ist sehr wichtig. Das zeigt uns, dass wir keine Hierarchie zwischen den Kulturen oder Völkern herstellen können, da sich die drei logoi auf eine besondere Art und Weise miteinander verbinden. Das ist unsere Geschichte. Unsere tiefe Idenität des Volkes, der Kultur, der Religion besteht genau aus dieser Kombination und dem Wandel im Gleichgewicht dieser drei logoi. Weil es so viele Möglichkeiten gibt, sie zu kombinieren, gibt es unbegrenzte Möglichkeiten menschlicher Gesellschaften und keinen Weg eine Hierarchie zu schaffen, weil die archaische Gesellschaft mit der Herrschaft eines logos existieren kann und die Moderne mit jener eines anderen und vice cersa. Es gibt keine allgemeine Regel die universal sein könnte.

Dieser Punkt ist sehr wichtig, da er uns zeigt, dass wir es in unserer Wissenschaft, unserer Methodologie, unserer Politik und unserer Kultur mit einer Art rassistisch-kolonialistischen Zugang zu jeder Kultur zu tun haben. Wir projezieren unser eigenes logos als etwas Universales. Ein eingehendes Studium dieser Kultur zeigt aber, dass dieser Anspruch illegitim ist.  Rassismus ist die Idee, dass “mein logos oder meine besondere Kultur universal ist” ohne die anderen Kulturen zu studieren oder zu fragen. Und nachdem wir unsere Kultur für universal erklärt haben, stellen wir uns als Vorbild für alle anderen hin. Das Andere ist entweder das Selbe wie wir oder weniger entwickelt. Und das ist der Fall hinsichtlich der modernen europäischen Zivilisation und uns, der wir ihr angehören. Wenn wir das akzeptieren, nehmen wir eine rassistische Haltung gegenüber der Geschichte, der Vergangenheit und uns selbst gegenüber ein. Und wir erklären, dass “das universal ist und der einzige Weg sich zu entwickeln, den jeder gehen wird.” Es gibt nur eine Kultur und einen logos. Und unser logos ist universal und das Maß aller Dinge. Das ist komplett falsch und eine Übertreibung unseres eigenen selbst. Und es ist etwas, dessen komplette Illegitimität ich nachweisen werde. Es gibt hier nicht nur offen biologischen Rassismus. Der moderne Liberalismus, der Kommunismus und jede Art der Globalisierung sind absolut rassistisch, weil sie auf dem Universalismus der historischen Erfahrung eines Teils der Menschheit basieren und diesen der gesamten Menschheit als Ziel setzen. Wer ist zum Beispiel in den Augen der Globalisten der afrikanische Neger? Er ist ein Mensch auf dem Weg ein weißer, moderner, kapitalistischer, liberaler europäischer Mann zu werden. Er ist ein unterentwickelter Europäer. Er ist nicht der Vertreter einer Kultur, die ihren eigenen Weg geht. Diese Kultur ist etwas Unentwickeltes. Und die moderne Idee der Toleranz besteht exakt darin, dass wir ihn als etwas Unvollkommenes, gewissermaßen Ungültiges, etwas das auf dem Weg ist so zu sein wie wir tolerieren, was komplett rassistisch ist. Wir anerkennen das Andere nicht als ein vollständiges und perfektes menschliches Wesen an, dass anders ist als wir. Wir denken, dass sie unsere Weg gehen und dazu verpflichtet sind und dass es keinen anderen Weg gibt und wir uns ihrer erbarmen müssen. Es gibt einen sehr netten Film von Werner Herzog mit dem Titel ‘Wo die grünen Ameisen träumen.’ Er beweist, dass die indigenen Australier nicht nur dem westlichen Beispiel nicht folgen können, sondern das auch nicht wollen. Sie gehen ihren eigenen, vom Westen unabhängigen Weg und das ist die Entscheidung ihrer Kultur. Darin besteht der Zusammenstoß der rassistischen angelsächsischen Version der Geschichte und der aboriginalischen australischen Version ihrer Identität. Sie sind keine Westler zweiter Klasse. Sie sind Australier erster Klasse für sich selbst.

Das ist der ethische Aspekt der Noologie. Die Noologie ist der Kampf für die menschliche Würde jeder Gesellschaft, ohne Hierarchie und ohne diese Projektion. Sie ist die Grundlage der antikolonialen Metaphysik. Viele Lehren haben im Laufe der Geschichte vorgetäuscht antikolonial zu sein (sowohl der Marxismus, als auch der Liberalismus.). Aber sie gründeten auf einer universalistischen Version der Geschichte. Für den Marxismus müssen wir die afrikanische Gesellschaft entwickeln, um sie sozialistisch und die Afrikaner gleich zu machen, dabei werden aber ihre Werte und ihr System zerstört, da sie in ihrem Naturzustand als unerentwickelt angesehen werden. Das selbe gilt für den Liberalismus. Der Liberalismus und der Kommunismus sind genauso rassistisch wie der Rassismus Hitlers. Darin besteht die Hauptgrundlage der Vierten Politischen Theorie, dass wir einen Weg aus den drei politischen Theorien herausfinden müssen. Die Noologie bildet dabei die metaphysische Grundlage, wir brauchen sie deswegen so dringend, weil wir uns sonst anders verhalten und die anderen Völker anders behandeln und dabei unseren rassistischen Zugang projezieren und uns mit dem Normativen und Universalen gleichsetzen. Aber das ist eine Verletzung der Wahrheit. Es ist ein rein kolonialistischer Kampf um die Macht und weder um Verstehen noch Wissen, noch Weisheit, noch Wahrheit. Es ist etwas ganz anderes. Das ist der Grund warum die Noologie so wichtig ist. Sie ist die philosophische und metaphysische Grundlage für die Multipolare Welt. Und das Konzept der drei logoi zeigt, dass Unterschiede in Verbindung und in verschiedenen Kulturen existieren können.

Was sind also diese drei logoi? Hier können wir uns an das Nietzscheanische  Konzept der griechischen Götter Apoll und Dionysos erinnern. Apoll und Dionysos sind zwei griechische Götter aber Friedrich Nietzsche hat sie nicht als Objekte des Kults und der Verehrung interpretiert. Sie wurden als Metaphern genommen, als eine Art von Symbolen oder Figuren. Sie müssen also keine Anhänger des Apolls sein, um apollinisch zu sein. Sie müssen kein Kultist des Dionysos sein und an den Orgien teilnehmen, um dionysisch zu sein. Dionysisch oder apollinisch zu sein bedeutete für Nietzsche etwas ganz anderes. Apollinisch zu sein bedeutete hierarchisch zu sein und einem logischen Verständnis der Welt zu folgen, wohingegen dionysisch zu sein bedeutet, irrational zu sein und einem intuitiven Verständnis der Welt zu folgen. Nietzsche unterscheidet hier zwischen dem Denken des Tages (apollinisch) und jenem der Nacht, der Dämmerung, des Anbruchs der Dunkelheit (dionysisch). Nietzsche teilt die Kulturen in Apollinische und Dionysische auf. Die Kulturen teilen sich nach Nietzsche also in zwei Arten auf. Diese Einordnung stammte von Nietzsche und wurde von vielen anderen Autoren entwickelt und ist nun ein Allgemeinplatz in der Geschichte und dem Studium der Kulturen. Wir sprachen vom dionysischen Stil und dem apollinischen Stil indem wir Nietzsche folgen aber über ihn hinaus gehen. Und ich akzeptiere das und denke, dass wir es annehmen können und dass es einen logos des Apolls und einen logos des Dionysos gibt. Der nous (Geist, Denken) drückt sich selbst durch den apollinischen und dionysischen logos aus. Das ist sehr wichtig. Das hört sich nach dem Zugang Nietzsches an und ist es auch, weil ich in dieser Hinsicht von Nietzsche inspiriert wurde.

Bei dem Versuch dem dionysischen logos auf den Grund zu gehen habe ich als eine Art Vorgeschichte zur Noomahia das Buch “Auf der Suche nach dem dunklen logos” geschrieben. Meine Idee war es, hier die Geschichte nicht vom apollinischen Gesichtspunkt darzustellen, der heute vorherrscht und dominiert, sondern die Philosophiegeschichte von einem dionysischen Standpunkt aus zu erzählen. Wir wissen genau, wie eine apollinische Lesart der Ideengeschichte aussieht. Dies fällt mit der Philosophiegeschichte zusammen, wie wir sie heute kennen. Wir kennen das apollinische Denken, weil die Philosophiegeschichte apollinisches Denken ist, also dachte Apolll genauso wie ein Philosoph im Laufe der Zeiten. Meine Idee lag darin herauszufinden, wie Dionysos in Bezug auf die selben Themen, die selben Kategorien, die selben Gegensätze und Beziehungen denken würde. Das war auch eine Einladung von Nietzsche und ein kleines bisschen von Heidegger und vielen postmodernen Denkern, welche ebenfalls versuchten, diesen dionysischen Zugang anzuwenden, um die Geschichte der Philosophie zu entschlüsseln. Es ist nichts außergewöhnliches, aber ich habe es selbst versucht. Ich habe es das dunkle logos genannt, weil es für mich eindeutig ist, dass der apollinische logos das Licht ist und der Dionysische die Nacht, den Schatten oder die Dunkelheit darstellt. Man geht in das Feld des dunklen logos und versucht Hegel, Heidegger, Kant, Platon, Aristoteles und die anderen durch die Augen des dunklen logos zu beschreiben  (all das wird mehr oder weniger in meinem “Auf der Suche nach dem dunklen logos” getan, welches die Vorgeschichte oder den nullten Band der Noomachie darstellt), auf dem Forschungsfeld der Metaphysik und nicht der Idee, welche ich davor hatte, aber dem Ziel einer alternativen Ideengeschichte, aufbauend auf dem dionysischen Zugang, hinarbeitend, habe ich auf praktischem Wege die ausgesprochen wichtigen Grundlagen der gesamten Noomachie entdeckt. Es gibt einige Phänomene, eingeschlossen solche im Bereich der Kultur, der Religion, der Ideengeschichte, der Wissenschaft, der Kunst, der menschlichen Psychologie und im Unterbewussten, welche nicht in den Bereich des dionysischen logos eintreten können. Also fügt es sich ein, aber es gibt einen neuen Bereich, der sich weder in den apollinischen logos noch in den dionysischen logos einfügen lässt. Dabei handelte es sich um eine Art praktisch-empirische Entdeckung auf dem Feld der Metaphysik, weil es ein konzeptuelles Feld gab, zum Beispiel die Philosophie des Heraklit oder Demokrits, die Atomtheorie oder die moderne Wissenschaftstheorie, welche absolut nicht apollinisch oder dionysisch sind. Den dunklen logos suchend, bin ich zur Erkenntnis gekommen, dass es etwas außerhalb dieses neuen Logos gibt. Es gibt einen Dritten. Hinter dem logos des Dionysos versteckte sich etwas im Schatten des Dionysos. Wenn Dionysos der Schatten des Apolls ist, dann gibt es einen anderen Schatten des Schattens.

Diesen habe ich in meinen Studien den logos der Kybele genannt. Kybele ist der Name einer sehr alten anatolischen Gottheit (die selbe wie die griechische Göttin Rhea). Kybele war der Name der antiken Muttergottheit Anatoliens. Vor den Hethitern gab es das besondere prä-indoeuropäische Volk der Hattier  und die indoeuropäisch sprachigen Hethiter nahmen diese Göttin und integrierten sie in ihren religiösen Kontext sowie nach ihnen die Pyhrger und entwickelten daraus den Kult der Kybele. Dies war ein sehr interessanter Kreis, dessen Konzept auf der rituellen Kastration des Mannes und der Herrschaft der Großen Mutter beruhte. Also wurden die Priester der Kybele kastriert und in Eunuchen verwandelt. Das war die Entmannung des Mannes und Teil der großen Vision des Matriarchats, in welchem die Position des Mannes eine ganz andere war, wie wir wissen. Sie unterscheidet sich komplett von der dionysischen Position, weil Dionysos im Zentrum seines Kultes die Interaktion zwischen den Bakkanten, den Frauen, aber auch den Männern stehen hat. Dies bedeutet die Anwesenheit des Mannes im Zentrum der menschlichen Existenz. Dionysos ist kein transzendenter Dionysos. Er ist immanent, aber er ist ein Mensch. Das ist die Immanenz des Mannes, des Gott-Mannes, Gott als ein Mann, nicht als ein Mensch. Und diese Präsenz ist eine Art immanente Anwesenheit des Transzendenten. Dionysos ist nicht die Dunkelheit oder der dunkle logos. Er ist die Anwesenheit des Lichts in der Dunkelheit. Er ist ein Kind der Sonne in der Nacht. Er ist der Mann innmitten der chthonischen, femininen Existenz. Also der männliche Punkt innerhalb der weiblichen Realität. Er ist eine Art Sonnenstrahl der die Dunkelheit durchschneidet und ihr Zentrum erreicht, um eine neue Morgendämmerung zu schaffen. Das ist Dionysos. Und man kann ihn nicht mit der Dunkelheit oder dem Chaos identitifizieren. Und alle Orgien und Riten und Rituale sowie alle Themen welche mit Dionysos verbunden werden sind nicht so leicht zu interpretieren. Sie sind nicht die Umkehr der apollinischen Ordnung. Das war keine Revolution. Dionysos ist das selbe wie Apoll aber er kommt nicht am Tag, sondern in der Nacht. Das war das Männliche in der Nacht, das Licht in der Dunkelheit, aber eben “in” der Dunkelheit. Das ist die Sonne, welche am Abend untergeht um am Morgen wieder erneut aufzugehen. Aber wenn sie untergeht, im Moment der Mitternacht, dann ist er unsichtbar, versteckt und es scheint keine Sonne in der Mitte der Nacht, aber die Sonne existiert. Würde er komplett verschwinden, gäbe es keinen Morgen und keine Dämmerung. Er ist nicht der Tag, aber die Sonne der Nacht. Die Sonne am Tag ist das Selbe wie Apoll oder Helios. Wo ist die Sonne, wenn sie nicht scheint? Wo ist der Himmel, wenn es keinen Himmel gibt? Wo ist der Mann, wenn kein Mann da ist und nur die Dunkelheit, die Erde, die Immanenz und das weibliche Prinzip präsent sind? Er ist verborgen, aber er existiert. Das ist der Dionysische logos. Er ist sehr besonders. Er schafft eine neue dynamische Vision, eine Art Gleichgewicht zwischen Gender und Metaphysik, ein Gleichgewicht zwischen Transzendenz und Immanenz, zwischen Himmel und Erde. Er ist der Himmel auf der Erde und das ist die himmlische Erde, die Erde im Himmel. Wir haben es hier mit einer Verbindung von Gegensätzen zu tun. Das ist Dialektik. Das ist der dionysische logos.

Aber um wirklich zu verstehen was der logos des Dionysos ist, müssen wir den dritten lvorstellen und dieser ist etwas, was alle anderen Konzepte und Theorien ändert, die davor existierten, ebenso wie die Prinzipien oder Werkzeuge der modernen Kultur, der Kulturgeschichte und Kulturforschung. Also ist der dritte logos etwas absolut Neues. Die grundlegende Eigenschaft der Noologie liegt darin, dass es einen dritten logos gibt, einen Schwarzen, den logos der Kybele. Warum wurde der logos der Kybele so spät entdeckt? Warum hat niemand zuvor über die drei logoi gesprochen? Als ich begann es zu verstehen und dieses metaphysische Problem zu lösen, habe ich eine sehr interessante Sache entdeckt. Für den dominanten logos des Apolls kann es nicht existieren , weil wenn man die Situation von einem rein apollinischen Standpunkt aus sieht, dann kann es keinen logos jenseits des Apollinischen geben, weil das apollinische Konzept ausschließend ist und rein männlich und auf einer Art von Gleichung aufbaut. Der Mensch als Mann ist ein Mann und der Mann ist menschlich, also ist es das Selbe, ein Mann und ein Mensch zu sein und alles, was nicht in dieses Konzept passt, hat nicht das Recht, sich als logos zu bezeichnen. Der logos ist also Apoll, männlich und menschlich. Und alles, das nicht männlich ist (zum Beispiel weiblich), das nicht logisch ist gehört nicht zum logos und gehört nicht zum Menschen. Es ist eine Bestie oder ein Objekt und kein Subjekt. Das Subjekt kann nur apollinisch sein. Bereits die nietzscheanische Idee, das Konzept des logos zu vergrößern und Dionysos den Status des logos zuzuerkennen war bereits revolutionär, weil es zeigte, dass es auch einen anderen Zugang zum logos geben kann. Das ist absolut wichtig. Mit Dionysos haben wir entdeckt, dass es neben dem apollinischen Zugang auch einen anderen Zugang geben kann. Aber beide zugleich, sowohl der apollinische als auch der dionysische Zugang, können den dritten logos nicht tolerieren, weil sie beide männlich sind, offensichtlich im apollinischen Fall und versteckt im dionysischen Beispiel, exklusiv männlich im apollinischen logos oder inklusiv männlich im dionysischen Fall, aber es sind männliche logoi. Und der logos der Kybele ist nicht männlich. Und von dem vorherrschenden männlichen Gesichtspunkt aus kann er kein logos sein. Also geht er vorbei ohne bemerkt zu werden. Er ist eine Art Krach. Aber dieser Krach besteht nicht aus Worten und Reden. Für die metaphysischen Ohren des Mannes ist das, was die Frau sagt Krach und keine Rede. Mann kann es am ehesten mit dem Klang der Natur vergleichen. Dieser kann schön oder weniger schön sein, das ist fallabhängig.

Das ist die Idee des Platonismus als rein apollinische Philosophie. Hier gibt es die Ideen die oben sind und Bilder, wie Ikonen die unter ihnen existieren. Es gibt also Vertikalität. Hier gibt es den Vater als ewiges Beispiel und Paradigma, den Sohn als eine Art phänomenologische Nachahmung des Vaters sowie das Nichts, die Khora, die Materie die keine Qualität besitzt. Das wichtigste an der Definition des apollinischen Zugangs ist, dass jenseits des logos nichts ist. Jenseits des Vaters oder des Sohnes hat die Materie keine Qualität, also nichts, kein Sein, Dunkelheit. Ohne Qualität, nicht logos und das ist wichtig, er ist kein logos. Es gibt den logos des Vaters der apollinisch ist. Es gibt den logos der Sonne, der Immanenz, das ist der logos des Dionysos und es gibt keinen anderen logos, weil wir komplett machohaft sind, weil wir in einer patriarchalischen Tradition leben, also gestehen wir dem anderen Teil der Realität keinen logos zu. Wie verleugnen ihn also und deswegen war er so versteckt. In dem wir damit angefangen haben, einen dionysischen Zugang zur Geschichte und Philosophie zu erstellen, anzuwenden und zu beschreiben, haben wir etwas unterhalb der unteren Grenze der dionysischen Sicht gefunden, weil der dionysische Zugang sich eben nicht in der Kastration wiederfindet. Wir haben es hier nicht mit der Auflösung im Sinne der Großen Mutter zu tun. Sie ist der Abstieg in die Hölle um Wiederaufzuerstehen (die dionysische Idee), absteigen, um wieder aufzusteigen, hinabzusteigen, um wieder in den Himmel zurückzukehren. Sie ist das Opfer und der Tod, um wiederaufzuerstehen. Sie ist etwas komplett Anderes. Es ist, wie wenn man von der Spitze zum Boden geht, nur um wieder zurückzukehren. Dionysos ist die extreme Fassung des apollinischen logos, welche komplett anders ist und eine andere Struktur erschafft. Er ist also eine andere Neigung des nous. Vielleicht ist der nous das selbe, aber die Form ist eine ganz andere. Als ich anfing ernsthaft mit dem dionysischen logos zu arbeiten, habe ich entdeckt, dass da noch etwas anderes ist. Dies war eine metaphysische Entdeckung, die zuallererst eine  Erleuchtung und Offenbarung im philosophischen Sinne war, aber nachdem ich darüber nachgedacht habe, bin ich zur Einsicht gekommen, dass wir sie instrumentalisieren können. Wir können die Grenzen des Apollinischen und Dionysischen überschreiten und diesen Zugang als die dritte Form des nous oder dritten logos anerkennen, den logos der Kybele. Und danach tritt alles in einen harmonischen Zustand ein. Danach haben wir eine vollständige Erklärung aller möglichen Formen von Kulturen, Philosophien und Erklärungen zwischen ihnen.

Wir können uns nun also vorstellen, wie der Nous in drei logoi geteilt ist. Diese drei logoi schaffen jeder für sich eine Welt oder mehrere Welten. Wir können also in vielen apollinischen Welten leben, in vielen dionysischen Welten und wir könnten auch in vielen kybelischen Welten existieren. Es gibt nicht nur eine Welt. Es gibt Scharen, eine Vielzahl und Pluralität von apollinischen Welten, dionysischen Welten und kybelischen Welten. Sie sind ineinander eingebettet, miteinander verschmolzen und repräsentieren so einen Inhalt der Kulturen, des Denkens, der Kunst und der Geschichte, dass wir sofort den geistigen Reichtums des menschlichen Geistes entdecken. Aber das ist nicht das Chaos. Es ist eine Art innere Beziehung zwischen ihnen, weil wir die reinen Formen der drei logoi beschreiben können. Was ist zum Beispiel das Universum des Apolls? Es ist die Idee, dass alles von oben nach unten erschaffen wurde. Alles ist eine Art absteigender Prozess. Die platonische Philosophie ist so aktuell und war immer absolut aktuell, weil sie die perfekteste Form zur Perfektion des apollinischen logos ist. Der Platonismus ist mit dem apollinischen logos deckungsgleich. In jedem logos des Apolls, in jeder Kultur, egal ob man Kontakt mit dem griechischen Platonismus hat oder nicht, wird die selbe Version des apollinischen logos entstehen. Zum Beispiel habe ich entdeckt, dass im nilosaharischen Afrika, obwohl es keinerlei Verbindungen nach Griechenland besaß, mit einer sehr archaischen Tradition der logos des Apolls existiert, exakt die selbe Idee. Hier finden wir einen Gottvater der alles erschaffen hat und die Menschen sind die Söhne des Gottvaters und sie steigen vom Himmel hinab, um wieder in ihn aufzusteigen. Es gibt hier überhaupt keine irdische Dimension. Die Erde stellt die unterste Linie dar, zu der wir hinabsteigen können um wieder zurückzukehren. Das ist eine rein patriarchalische Einstellung. Alles gründet auf der Ehre, dem Kampf, dem Kampf gegen den Tod und die Dunkelheit, jeder Mann ist ein Lichtmensch. Diese Art der Hierarchie innerhalb der Gesellschaft baut auf dieser Tradition auf. Das ist die platonische, europäisch-feudale Tradition der serbisch-russischen Sicht auf die Gesellschaft.

Die selbe rein platonische Sicht haben wir bei den Shilluk, Nuer und Dinkastämmen der nilosaharischen Völker. Manchmal handelt es sich um Beispiele die in den Sternen existieren und alles womit wir uns beschäftigen sind Reflexionen oder phänomenlogoische Spiegelbilder dessen, was über den Sternen vorgeht. Es gibt also nicht nur den Platonismus in den Texten oder Dialogen Platons, sondern es gibt auch einen apollinischen logos. Sie stehen nicht in Kontakt mit Platon. Die pharaonische Tradition Ägyptens beispielsweise ging auch von einer pyramidalen Welt aus, welche wie die Sonne von oben nach unten aufgebaut war. Die Grundlage bildet ein Quadrat und die Spitze ist die Einheit. Die Pyramide ist also ein rein apollinisches Gebäude. Aus diesem Grund wurde das Feuer bei Platon als Pyramide dargestellt. Sie bedeutet auf Griechisch Feuer. Die Pyramide ist eine Art Feuer, dass an der Spitze zusammenläuft. Das Feuer und das Licht sind heilig und wir selbst sind Söhne des Lichtes. Von diesem Punkt an beginnt das Patriarchat und die absolute Dominanz des männlichen Prinzips und die Unterwerfung des weiblichen Prinzips unter alle apollinischen Dinge. Der logos des Apolls besteht also nicht in Menschen, die Platon gelesen haben und seine Texte auf die Gesellschaft anwenden. Das war teilweise der Fall, aber wir können nicht jede apollinische Gesellschaft durch die Lektüre von Platon erklären. Platon war ein Teil davon. Ich werde in den kommenden Vorlesungen erklären, was die platonische Philosophie konkret war. Wichtig ist hier festzuhalten, dass der apollinische logos ein logos ist. Er ist nicht Platon. Platon ist nur die Reflektion oder der Spiegel dieses logos. Er ist ein exzellenter Ausdruck dieses logos. Er ist die perfekte Kunst oder Offenbarung dieses logos in seiner vollständigsten Form. Also ist er die beste Einführung in den apollinischen logos. Aber dieser ist nicht die Schöpfung Platons. Er ist eine Schöpfung des nous. Auf diese Art wirkt der apollinische logos im nous und offenbart und manifestiert sich selbst. Das ist sehr wichtig. Er ist keine künstliche Schöpfung eines menschlichen Geistes. Der menschliche Geist kann Apolls Linie folgen und platonisch sein. Wir werden mit dem Platonismus geboren. Wir können im Inneren geborene Platonisten sein, wenn dieser logos in uns dominiert und unsere Kultur, Religion oder unser Wertesystem dominiert. Und das definiert unsere Welt. Wir betrachten den Himmel öfters als die Erde. Also sind wir Licht. Wir haben kein Gewicht. Wir verehren zum Beispiel geflügelte Kreaturen und Engel sowie Vögel. Unsere Götter sind transparent. Sie leben in der Luft, dem Himmel oder den Wolken. Das gilt auch für die christlich-indoeuropäische Tradition, sie ist apollinisch. Platon war Teil dieser Kultur. Fast die gesamte griechische Kultur, vor Platon, nach Platon, nicht nur die Griechische, sondern auch die Römische, Iranische, Indische und Slawische Tradition waren allesamt apollinisch.

Für uns ist es so selbstverständlich, dass wir denken, dass die Welt so ist, wie sie ist und dass es keine andere Welt gibt. Aber wir leben in einer apollinischen Welt. Unsere Tradition baut auf der apollinischen Weltsicht auf. Und die Entdeckung des logos des Dionysos ist bereits eine spirituelle und metaphysische Revolution. Es könnte anders sein. Wir könnten in einer anderen Welt mit einer anderen Symmetrie und gänzlich unterschiedlichen Organisation leben, die nicht auf der Verehrung der Transzendenz aufbaut. Wir könnten die Heiligkeit in der Immanenz sehen. Die dionysische Welt ist anders aufgebaut, mit einer anderen Bedeutung der selben Worte, selben Figuren und selben Götter. In diesem dionysischen Aspekt der christlichen Tradition, über den wir später mehr sagen werden, finden wir die Figur Christus. Er ist Gott und Mensch. Er ist transzendent und immanent. Er ist ewig wie in der apollinischen Welt, wo alles in seiner Essenz ewig ist und er ist historisch, weil er in die Geschichte trat. Wenn wir das ganze von diesem Blickwinkel aus betrachten, widersprechen wir weder der apollinischen Christenheit noch dem dionysischen Heidentum. So verstehen wir besser, dass in der selben christlichen Tradition beide Figuren existieren. Wir finden sowohl die Transzdendenz der Dreifaltigkeit Gottes und die Immanenz Christus vor. Also haben wir apollinische und dionysische Aspekte in dieser sehr besonderen Situation.

In anderen Traditionen können wir das Selbe entdecken. Die Figur des Dionysos finden wir in vielen anderen, unterschiedlichen Traditionen, zwar nicht mit dem selben Namen, aber mit der selben Funktion, als eine Art ekstatische Befreiung, weil der Name des Dionysos in der römischen Kultur Liber lautete (für Befreiung, Freiheit). Dies war die Befreiung vom Gewicht der Materie, von den chthonischen Aspekten der menschlichen Präsenz. Und das ist eine Art Sprung in die Freiheit Gottes. Es ist der Sprung vom Menschlichen ins Göttliche, von der Zeit in die Ewigkeit. Das ist die Essenz des Dionysoskultes. Er ist eine Art Heresie in unserer christlichen Tradition. Wir sind also in der Zeit und in unserem Körper. Wir kommen in Berührung mit dem Ewigen, das Gott ist. Das ist eine Art metaphysischer, anthropologischer und ontologischer Sprung. Das ist die Essenz der dionysischen Tradition. Die Eucharistie in unserer Kirche wird mit dem Wein, dem Blut Gottes und dem Weizen begangen, weil das Brot und der Wein die zwei Symbole der Eleusischen Mysterien sind, in deren Zentrum Dionysos und Demeter standen. Das ist die Fortführung einer besonderen Tradition, die in Dionysos und Apoll wurzelt. Und wenn wir die Welt durch den logos des Dionysos sehen, haben wir eine Welt. Wenn wir die Welt durch den logos des Apolls sehen, haben wir eine andere Welt vor uns. Wir haben es hier mit verschiedenen Symmetrien und einer anderen Metaphysik zu tun. Dionysos ist zum Beispiel ein Kreis. Er ist ein Kreis um den Punkt der Ewigkeit. Und der apollinische logos ist die Ewigkeit an sich. Er ist die Ewigkeit. Wir gehen also zur Ewigkeit und kehren zur Ewigkeit zurück. Das ist der wichtigste Punkt an der apollinischen Idee. Von hier aus, im ewigen Gesetz, der Tradition, sollten wir nichts ändern. Die Ewigkeit der Ethik, des Kultes ist der Glaube an die Ewigkeit, der selbst vortäuscht ewig zu sein. Das ist etwas ewiges außerhalb des Laufs der Zeit. Und die Zeit ist nicht wichtig. Nur der Zeitpunkt der Rückkehr ist wichtig. Die einzige Zeit, welche im Fall des Apollinischen wichtig ist, ist die Rückkehr der Ewigkeit, weil die Zeit selbst ihre Reflektion darstellt. Wie Platon sagt, ist sie der “Spiegel der Ewigkeit”. Die Ethik des apollinischen logos ist die Wiederkehr, die Reflexion des reflektierten Objekts. Das ist die Idee des Archetyps, dem Paradigma für die Ewigkeit.

Die Welt, in der wir leben wird durch den logos des Apolls definiert und gründet auf der Idee, dass die Essenz der Wörter in unserer Sprache ewig ist. Daher geben wir zu keiner Zeit den unterschiedlichen, aber ähnlichen Dingen neue Namen. Wir sagen “dieses Buch”. “Dieses Buch” all das sind Bücher. Und Bücher existieren als Konzept ewig. Das sind die ewigen Bücher. Und in unserer Religion ist das eine Art reine Projektion. Die ist ein ewiges Buch, das in der Ewigkeit erschaffen und geschrieben wurde. Alles ist ewig, alles in diesem Buch und das Buch ist ewig. Daher ist jeder Name, den wir nennen in sich ewig. Es hat immer in den Zeiten Adams existiert. Das ist eine Art apollinische Welt, die bei uns sehr berühmt ist. In unserer traditionellen Erziehung denken wir in einer apollinischen Welt. Wir werden in einer apollinischen Kultur erzogen. Wir beschäftigen uns mit Logik. Aber die Logik des Aristoteles gründet genau auf den Gesetzen der Ewigkeit. Er sagt A ist A. Oder wenn es kein A gibt, gibt es ein zweites Gesetz, A oder nicht A, das dritte Gesetz der Logik.  Aber in der Welt um uns gibt es solche Dinge nicht. Alles ist doppelt. Etwas existiert und existiert nicht, stirbt und wird geboren. In der Physik existiert ebenso keine Logik. Die Logik ist etwas, das die apollinische Welt beschreibt, die Welt, welche wir als selbstverständlich nehmen, etwas mit dem wir uns auseinandersetzen, das aber nicht existiert. Sie ist eine Art Offenbarung. Logik ist eine Offenbarung. A ist A. Nur Gott ist Gott. Alles ist zur Hälfte von Gott geschaffen und zur Hälfte nichts. Es gibt also keinen Punkt im Universum wo A  A ist. A = A niemals, nirgendwo. Also ist nur Gott Gott. Das war Logik, etwas das für uns so natürlich ist, etwas absolut Transzendentes. Sie ist die Essenz des apollinischen logos, die innerhalb unseres Hirns arbeitet, weil sie innerhalb unserer Kultur arbeitet und die semantische Achse formt, das Paradigma unserer Art zu denken. Das ist der logos des Apolls.

Was ist also der logos des Dionysos? Das ist interessant. Wenn wir bei Aristoteles bleiben, gelangen wir zu anderen Zweigen seiner Beschreibung der Wissenschaften. Wir entdecken zum Beispiel, dass Aristoteles bei seiner Beschäftigung mit der Physik sagt, dass alles doppelt ist. Es hat Form und Materie. Das ist das anti-logische Konzept der doppelten Einheit. Etwas das einheitlich ist, alles das existiert, ist doppelt. Sie sehen eine Sache, aber in der Realität gibt es zwei Dinge: Materie und Form. Und wenn Sie sie trennen, dann ist da nichts. Das ist die aristotelische Physik. Das ist der komplett andere dionysische Zugang zur Welt. Und dieser wird nicht durch die Logik beschrieben, sondern durch die Rhetorik, weil es um eine Sache geht, aber nicht genau die selbe, nicht so wie in der Logik, weil es das Double gibt. Hier existieren zwei Dinge in einem: Die Form und die Materie. Der dionysische Denkweg und der dionysische logos manifestieren sich in der Fähigkeit, dialektisch zu denken, ein Ding als zwei Dinge zur selben Zeit zu erfassen, eins und zwei, aber in der Logik heißt es eins oder zwei. Aber in der dionysischen Welt nicht, hier gibt es eins und zwei. Hier gibt es kein “hier Mann, hier Frau. Eins und eins.” Nein. Hier gibt es das Androgyne. Das Androgyne ist nicht die Summe von Mann und Frau. Es ist keine Addition. “Wir nehmen den Mann, fügen die Frau hinzu und heraus kommt das Androgyne.” Nein. Es gibt etwas im dionysischen logos, das der Existenz des Männlichen und des Weiblichen vorausgeht. Das Androgyne ist nicht das Resultat einer Kombination. Es ist die Quelle der Geschlechtlichkeit. Das ist keine apollinische Art des Denkens. Das ist der dionysische Weg. Das Androgyne ist die Figur des Dionysos. Es sind zuerst zwei in einem, bevor es zwei gibt. Es ist dort in der Mitte, im Zentrum bevor es Pole gibt. In der apollinischen Welt zum Beispiel gibt es einen und es gibt auch einen anderen Pol und was dazwischen ist, ist zweitrangig. Sie wird durch Grenzen und Pole definiert. In der dionysischen Welt finden wir etwas komplett Anderes vor. Hier gibt es etwas dazwischen und seine Projektion erschafft Pole. So können wir in der Welt, der Kultur, der Religion des dialektischen dionysischen Zugangs leben: den zwei Naturen in Christus (Gott und Mensch). Es ist etwas irrationales in der dionysischen Version. Oder wie kann etwas das Selbe sein und nicht das Selbe, zum Beispiel in der Heiligen Dreifaltigkeit? Es gibt also eine Art dialektischen Zugang, der eine komplett neue Symmetrie in Religion, Kunst und Philosophie schafft.

Und dieser dionysische logos ist möglich, aber viel stärker als in der Philosophie ist er in der Dichtung, dem Heiligen, der Kunst und der Sprache, nicht in der mathematischen Sprache, sondern der menschlichen Sprache, in der Rhetorik und nicht in der Logik gegenwärtig. Die Logik ist apollinisch. Die Rhetorik wiederum ist dionysisch, weil die Rhetorik eine eindeutige Verletzung der Gesetze der Logik darstellt. Was ist Rhetorik, wenn wir ein rhetorisches Mittel verwenden? Wir versuchen die Regeln der Logik zu brechen und nehmen einen Teil für das Ganze (das ist  Metonymie) und das Andere. Alle Figuren der Rhetorik basieren auf dem dionysischen logos. Und aus diesem Grund sind die Literatur, die Kunst, die Dichtung, Mythologie und andere Felder eher durch den dionysischen logos privilegiert, als die Philosophie. Und das macht es zu keinem niederen logos. Das ist sehr wichtig. Platon sagte “Lasst uns alle Poeten aus dem idealen Staat herauswerfen.”, weil es das apollinische Verständnis von dem ist, was dionysisch ist. Apoll denkt von Dionysos als einer Art Unter-Apoll, einem Möchtegernapoll, etwas unfertigem. Es ist ein bisschen wie ein apollinischer Ethnozentrismus, ein apollinischer Rassismus. Er denkt, dass er alles ist und der Rest entweder ein Teil von ihm oder eine Art Abbild, etwas Pervertiertes darstellt. Daher sagt Platon “Lasst uns die Poeten und Mythologen aus unserem rein philosophisch-apollinischen Staat hinauswerfen, weil sie zur Welt des Dionysos gehören und keinen Platz in der apollinischen Republik haben. Platons’ Republik ist Apolls’ Republik. Sie sollen entfernt werden, da man sie aufgrund der Rhetorik als unrein betrachtet. Sie beschäftigen sich mit der Neigung, nicht mit der Geraden, sondern mit den Kurven. Sie beschäftigen sich mit einer Kombination der strukturierten Elemente auf eine sehr, sehr fantastische Art und Weise. Und dieser kreative Geist der Kunst ist dionysisch. Wir können in der Kunst natürlich auch die apollinische Linie finden, aber die Mehrheit der Kunst und Poesie ist rein dionysisch und dem Reich der Immanenz und Rhetorik verhaftet.

Auch eine Philosophie dionysichen Stils ist möglich. In der modernen Philosophie ist die Phänomenologie rein dionysisch. Nachdem ich jahrelang Martin Heidegger studiert habe, habe ich endlich entdeckt, dass Heidegger versucht hat, eine dionysische Philosophie zu erschaffen. Er hat es versucht und war damit erfolgreich. Er entwickelte den phänomenologischen Aspekt und sein Konzept des Daseins ist rein dionysisch und eine Art Immanenz. Man sollte es nicht auf apollinische Art und Weise als eine Art Projektion des Daseins, des Seins sehen. Das Sein ist apollinisch. Aber das Dasein (dort sein) bedeutet auf Serbisch ‘ту биће’ Aber was hier interessant ist, ist dass auf Deutsch “da” nicht dort ist (ту, тамо). ‘Da’ ist nicht hier, nicht dort, weder ту noch тамо sondern dazwischen. ‘Da’ ist dazwischen – nicht hier und nicht dort. Und in der altslawischen Sprache gab es eine Form, welche im heutigen Serbien bewahrt wurde – овде биће (овде – weder ту noch тамо – dazwischen).   Dasein ist also weder das Sein hier, noch das Sein dort, sondern dazwischen, weil hier und dort eine strenge Definition ohne das Dazwischen wären und genau das ist der Punkt, wo Dionysos existiert. Dionysos ist dazwischen (овде).  Er ist dort nicht als Apoll. Er ist dort nicht als etwas Immanentes. Er ist dazwischen, immer dazwischen in der Mitte. Also ist Dasein an sich ein sehr dionysicher Begriff. овде биће – weder тамо биће noch ту биће. овде.  Im Russischen haben wir diese dritte grammatische Form verloren und vielleicht ist es ja auch ein Glücksfall, dass Ihr im Serbischen diesen Namen in eurer Sprache bewahrt habt, um Heidegger besser verstehen zu können, um die Möglichkeit einer dionysischen Philosophie besser verstehen zu können, um nicht von oben oder von unten zu denken, sondern von der Mitte aus, nicht von den zwei Polen aus, sondern vom Zentrum. Nein. Nicht denken vom Zentrum aus, vom Dazwischen. Wenn man versucht, die Ideen Heideggers ins Englische zu übersetzen, werden sie von Philosophen manchmal als – t/here being übersetzt. Nicht hier. Nicht dort. Weil sie kein‘овде’  besitzen, wie Ihr reichen Serben.

Noch faszinierender ist die Idee eines dritten logos. Ich denke, dass bereits der Vergleich zwischen zwei logoi, Apoll und Dionysos, in seinem vollen Ausmaß so offenbarend für die Erschaffung nicht nur einer Geschichte der Philosophie war, sondern zwei Versionen. Man kann also nicht nur das apollinische Bücherregal konsultieren, sondern auch das dionysische. Und wenn wir diese Methode anwenden, müssen wir all diese Werke nicht neu schreiben, sondern können die existierenden Werke kombinieren und auf eine bereits bestehende philosophische und religiöse Tradition zurückgreifen, unseren intellektuellen Raum reorganisieren, um aufzudecken und unser Verständnis der Ideengeschichte neu zu definieren. Denn die Ideengeschichte ist die Geschichte unserer Gesellschaft und die Geschichte der Menschheit.

Der nächste Punkt der Noologie besteht darin, dass wir den logos des Apoll und den logos des Dionysos in jeder Kultur finden können. Jedes Volk und jede Kultur kennt also diese beiden logoi. Das ist sehr wichtig. Es gibt also kein Volk des Apolls oder ein Volk des Dionysos. Es gibt den logos des Apolls und des Dionysos in jeder menschlichen Kultur. Wenn wir aber ihre Beziehungen untereinander kommentieren, dann sind diese alles andere als harmonisch, weil Apoll auf die eine Art denkt, er erschafft die Welt durch die Vertikalität mit der patriarchalischen Symmetrie und Poeten oder Anhänger des Dionysos ausschließt. Es gibt also eine Art Kampf zwischen den zwei logoi, ein nous, zwei logoi. Und sie kämpfen gegeneinander. Wir kommen nun zu dem Punkt, warum wir von der Noomachie sprechen, wir tun dies weil die Noomachie der Kampf des nous oder der Kampf innerhalb des nous ist. Aber einen wirklich dramatischen Aspekt erhält das alles erst, wenn wir zum dritten logos kommen, weil wir hier eine neue, dritte Welt vorfinden, die nicht von oben nach unten, aber auch nicht vom Zentrum aus erschaffen wurde, sondern von unten nach oben. Das ist eine neue Symmetrie. Hierbei handelt es sich um den verlorenen logos, der sowohl vom logos des Apolls und in einem geringeren Ausmaß vom logos des Dionysos verleugnet wird. Und wie könnten ein Universum und eine Welt aussehen, welche basierend auf dieser Symmetrie geschaffen wurden, diesem logos der Kybele?

Die Welt der Kybele und der logos der Kybele sind die Große Mutter, welche alles aus sich selbst heraus erschafft. Das wichtige an ihm ist die Abwesenheit jeglichen männlichen Prinzips außerhalb der Großen Mutter. Sie ist absolut inklusiv. Es gibt keinen Gott außer der Großen Mutter. Es gibt niemanden außer der Großen Mutter. Es gibt nur die Große Mutter Erde, die alles aus sich selbst heraus erschafft und alles verschlingt, weil sie sowohl die Wiege als auch das Grab ist. Es gibt also keinen zweiten Punkt auf der Linie. Es gibt nur den einen und selben Punkt des Todes und des Lebens. Die Göttin des Todes und die Göttin des Lebens sind zum Beispiel ein und die selbe Mutter, welche das Leben gibt und das Leben nimmt. So erschafft sie die Sonne, das männliche Prinzip, aus sich selbst heraus ohne Vater, sie benützt es als Liebhaber und entmannt, kastriert es, um es schließlich wieder zum Leben zu erwecken. Das ist also die kybelische Methode, welche in vielen Formen und Kulten sowie Opferdiensten erklärt wird, aber in ihr finden wir eine Art Philosophie die sehr interessant und profund ist. In ihr gibt es überhaupt keine Transzendenz. Es gibt keinen Himmel. Der Himmel ist nur eine Art Spiegel der Erde. Jede Art von Himmel ist also nur eine Reflexion der selben Materie. Und wir gelangen zu einer absolut materialistischen Immanenz, weil die Immanenz des Dionysos nicht materialistisch, sondern eine geistige Immanenz war. Diese Form der Immanenz war fast immer in der Mitte, halb Geist, halb Materie, und diese geistige Hälfte war zuerst da. Es geht nicht um das Ganze, sondern darum, was vor Geist und Materie existiert hat. Und die Große Mutter und der Logos der Großen Mutter gründen auf der Idee, dass die Große Mutter alles erschafft und tötet. Wir haben es hier nicht mit der Ewigkeit oder dem Kreis zu tun. Es handelt sich dabei um etwas das seinen Weg mit blinder und absoluter Macht verfolgt. Das ist also eine Art von Fortschritt, der von unten nach oben wächst. Auch im apollinischen Weg sehen wir einen titanischen Kampf zwischen den chthonischen Mächten und jenen Kräften, welche sich gegen den Himmel richten und die Herrschaft des männlichen logos des Apolls. Also ist der kybelische logos die Dritte Schöpfung einer neuen Welt, die titanisch, chthonisch und auf eine gewisse Art feministisch ist, nicht weil es eine Gleichheit zwischen Mann und Frau gibt, (das ist viel dionysischer), sondern eine absolute Dominanz der Mutter über alles andere.

Darauf werden wir später zurückkommen. Um die erste Vorlesung abzuschließen, rufen wir uns noch einmal die Idee der drei logoi ins Gedächtnis, die ich erklärt habe und die in einem absoluten Kampf gegeneinander stehen, weil sie die Welt erschaffen, das System, die Gesellschaft, die Kulturen, die Religionen, die Kulte, die Beziehungen, die Werte und die politischen Systeme, welche auf komplett unterschiedlichen Zugängen aufbauen. Sie stehen im Konflikt miteinander und das ist die Noomachie. Es gibt bereits eine Art Widerspruch zwischen Apoll und Dionysos, aber zwischen Kybele und Apoll erreicht der Widerspruch seinen äußersten Punkt, weil es eine ernsthafte Titanomachie oder Gigantomachie zwischen den zwei Versionen der Weltsicht gibt, weil die beiden logoi ernsthaft miteinander kämpfen. Die Titanen, die autochthonen Söhne der Kybele, die versuchen den Himmel zu stürmen und die apollinischen Götter versuchen, diesen zu verteidigen. Und was in philosophischer Sicht Demokrit mit seiner Idee ist, ist eine rein kybelische Philosophie. Es ist Epikur. Und das ist unsere moderne, szientistische europäische Wissenschaft der Moderne, welche rein kybelisch ist. Diese stellt eine Art Rache des logos der Kybele dar, nach tausenden von Jahren der Herrschaft von Apoll und Dionysos. Es gibt also eine kybelische Eschatologie in der wir leben. Wenn wir uns also nun das alles vor Augen führen, ist alles außer unserer geistigen, kulturellen, religiösen und ethischen Tradition im Sinne der wissenschaftlichen Weltsicht rein atomistisch, materialistisch, fortschrittsgläubig und basiert auf einer Symmetrie, welche von unten nach oben läuft. Kybele gehört also nicht der Vergangenheit an, sondern einer archaischen Zeit. Der logos der Kybele ist etwas, mit dem wir uns befassen müssen. Genau diese kybelische Weltsicht können wir auch in der Antike finden, unserer Zivilisation und in anderen Zivilisationen. Es gibt keine ausschließlich kybelische Zivilisation. In jeder Form von Zivilisation können wir alle drei logoi finden, die überall miteinander kämpfen und wir leben innerhalb dieser Noomachie. Das ist nichts rein Theoretisches. Wir leben darin. Und diese Noomachie geht durch uns durch, durch unsere Politik, durch unsere Kultur, durch unsere Wissenschaft, durch unsere Identität und nocheinmal durch unsere Kultur. Und das ist das Ende der ersten Vorlesungen und der wichtigste Teil der wichtigsten Prinzipien dessen, was die Noomachie ist als Grundlage für eine Theorie der Multipolaren Welt. 

Aus dem Englischen übersetzt von Alexander Markovics