Einführung in die Noomachie (Achte Vorlesung) – Die noologische Analyse der Moderne
Haupt-Reiter
Die achte Vorlesung ist der noologischen Analyse der Moderne gewidmet. Ich setze voraus, dass es nun mehr oder weniger leicht vorherzusagen ist, was das Ergebnis dieser Analyse sein wird. Zuallererst schlage ich vor, die ausgesprochen wichtigen Vertreter der traditionalistischen Schule zu lesen, nämlich René Guénon, Julius Evola, Titus Burckhardt, Frithjof Schuon, Michael Vlasan und Hossein Nasr, welche die Moderne als besonderes Konzept beschrieben haben. Die Moderne ist also nichts, das sich mit der Gegenwart beschäftigen muss. Denn im gegenwärtigen Moment können wir moderne Gesellschaften, vormoderne Gesellschaften, postmoderne Gesellschaften, archaische Gesellschaften, Gesellschaften mit Religion und mittelalterliche Gesellschaften vorfinden, aber dennoch in der heutigen Welt leben. Gegenwärtig und modern bedeuten also nicht dasselbe – das ist in diesem Zusammenhang ein sehr wichtiger Aspekt und ein bedeutendes konzeptuelles Element. Wenn wir also über die Moderne sprechen, dann sprechen wir nicht darüber, was jetzt existiert. Sie ist vielmehr die Beschreibung eines Gesellschaftstyps, einer Struktur, eines Existenzhorizonts und einer Zivilisation, die ein kleines bisschen a-temporal ist. So können wir uns die Moderne als etwas vorstellen, das entweder Teil der Vergangenheit oder der Zukunft ist. Diese Feststellung ist von großer Bedeutung.
Wir betrachten also die Moderne nicht als Schicksal im Sinne von „wir leben jetzt in ihr, wir werden morgen in ihr leben und wir sind dazu verpflichtet modern zu sein“. Die Traditionalisten gehen davon aus, dass modern zu sein das Ergebnis einer Entscheidung ist. Sie können also modern sein oder auch nicht. Und sie haben zwei Konzepte erschaffen – die Tradition und die Moderne. Die Moderne ist also nichts Aktuelles. Sie ist eine Art von Gesellschaft oder Zivilisation oder Weltanschauung oder Bild der Realität. Das ist die eine Sache. Und dann gibt es die Tradition. Sie ist ein Bild der Realität, der Zivilisation, der Kultur und der Gesellschaft, das anders ist. Und zwischen beiden besteht ein Antagonismus, folgt man der Annahme der Traditionalisten. Das ist von großer Bedeutung, weil es uns die Möglichkeit gibt, die Moderne nicht als etwas Unausweichliches zu studieren, sondern als etwas, das das konkrete Produkt einer historischen Entwicklung aufbauend auf einer konkreten Sequenz von Entscheidungen und Abwägungen ist.
Ich würde sagen, die Moderne ist künstlich. Sie wurde künstlich erschaffen. Sie entstand nicht von allein. Die Moderne ist nicht natürlich. Die Moderne wurde erschaffen, verteidigt, adjustiert und entwickelt. Dahinter stand jedoch ein freier Wille, der kein Schicksal ist. Es gibt kein mechanisches Gesetz der Moderne, weil wir viele Gesellschaften kennen, die nicht modern sind. Es gibt zum Beispiel die islamische Gesellschaft und die indische Gesellschaft, die in einigen Aspekten nicht modern sind, aber auch archaische Gesellschaften, welche nicht modern sind. Sie alle existieren heute. Und wenn wir die Mehrheit der Menschheit im 21. Jahrhundert betrachten, dann lebt diese nicht in modernen Gesellschaften. Die Gesellschaft, der sie angehören ist die traditionelle Gesellschaft. Die Moderne hat etwas mit der gegenwärtigen Welt zu tun, aber wir sollten sie als etwas von der Gegenwart Separiertes verstehen.
Wir können über die Struktur der Moderne sprechen. Die Moderne ist etwas Strukturelles, Konstruiertes und kann und muss dekonstruiert werden. Die postmoderne Philosophie gründet genau auf dieser Dekonstruktion der Moderne mit ihren besonderen Aspekten. Aber es ist möglich sie zu dekonstruieren und die Dekonstruktion der Moderne (und hier befinden wir uns an einem entscheidenden Punkt der Noologie) kann von zwei Positionen aus vollzogen werden. Die Dekonstruktion der Moderne kann von den Postmodernisten mit ihrer hypermodernen Ethik ausgehen. Die Mehrheit der Postmodernisten ist von der Moderne enttäuscht, weil die Moderne nicht ihre Versprechen gehalten hat und ihre Hoffnungen und Erwartungen nicht befriedigte. Es handelt sich hier also gewissermaßen um Verzweiflung als antreibende Motivation. Sie sind verzweifelt, weil die Moderne ihr erklärtes Ziel nicht erreichen konnte. Die Moderne ist der Postmoderne zu klein, sie ist ihr einfach nicht genug. Daher versuchen sie, die Moderne zu dekonstruieren, um zu beweisen, dass man sie überwinden muss, um das zu erschaffen, was die Moderne hervorzubringen im Stande war, aber aufgrund ihrer inneren Begrenzungen nicht erreichen konnte. In den Augen der Postmodernen war die Moderne zu traditionell, exzessiv traditionell. Die Moderne konnte die Tradition nicht überwinden, aber genau das soll der Postmoderne gelingen. Wir haben es hier also mit einer Zerstörung der Moderne zu tun, die beweist, dass die Moderne nicht so modern war, wie sie es in den Augen der postmodernen Ethik hätte sein müssen. Was aber interessant an dieser Methode ist, ist das in ihrem Verlauf die künstliche Natur der Moderne bewiesen wird, das die Moderne eine Schöpfung ist und dass die Moderne auf Entscheidungen aufbaut. Wir können also etwas dekonstruieren, das etwas dekonstruiert hat. In der Beschäftigung mit der Moderne können wir also postmoderne Methoden anwenden.
Viel wichtiger ist hierbei aber die andere Möglichkeit, die Moderne auf eine viel radikalere Art zu dekonstruieren, als ihre postmodernen Kritiker. Diese liegt im Traditionalismus, der die Moderne als eine Art Struktur betrachtet, die erschaffen wurde, um die Tradition zu zerstören. Das ist also die Betrachtung der Moderne als Antitradition. Man könnte sie gewissermaßen als Zurückweisung aller traditionellen Werte präsentieren. Was in der traditionellen Gesellschaft ein Plus als Vorzeichen hatte, war nun in der Moderne mit einem Minus behaftet. Das war also eine Art Umkehrung des traditionellen Status der Dinge und diese gründete auf der Entscheidung, der Subversion und dem Willen zur Zerstörung und gewissermaßen dem Austausch der These durch die Antithese. Die Moderne ist also die Antithese der Tradition. Das ist die traditionalistische Position. Und interessant daran ist, dass die Postmodernisten mit dem Ziel der Moderne einverstanden sind. Sie kritisierten die Moderne also als etwas, das nicht weit genug ging, etwas das nicht ausreichend war. Die Traditionalisten hingegen kritisierten die Moderne als etwas Schreckliches, als etwas komplett Negatives, als Nihilismus, als Zerstörung, als Perversion, als Subversion, als dämonische Gestaltung der Realität oder als eine Art anti-christlicher Zivilisation, die bewusst durch die Anhänger Satans erschaffen wurde. Die Moderne ist also in den Augen der Traditionalisten eine bewusste satanische Schöpfung. Es gebe also eine traditionelle göttliche Gesellschaft, eine göttliche Welt und eine göttliche Seele einerseits und es eine satanische Tradition, eine satanische Ordnung und einen satanischen Kosmos andererseits und so weiter.
Das ist sehr aufschlussreich, weil diese Art der Zerstörung der Moderne auch in unserer Welt existiert. Und wir können beide Vorgehensweisen nützen, um mit der Moderne fertig zu werden. Wir könnten entweder die Dekonstruktion von links vornehmen (postmoderne Dekonstruktion) oder mit einer ausgearbeiteten Methodologie im Rahmen der traditionalistischen Dekonstruktion fortfahren. Ich bestehe jetzt nicht darauf, wer Recht hat, sondern ich versuche aufzuzeigen, dass es zwei Möglichkeiten gibt, mit der Moderne fertig zu werden, außerhalb der Ambitionen der Moderne, denn die Moderne sagt „Das ist notwendig, das ist ein mechanisches Entwicklungsgesetz, der Fortschritt ist unaufhaltsam.“. All das wird von der Postmoderne in Frage gestellt und ebenso wird all dies vom Traditionalismus verworfen. Wenn wir beide Kritiken vereinen, erhalten wir methodologisch etwas gänzlich Neues. In der Vereinigung beider Methodologien erkennen wir eines ganz bestimmt, nämlich dass wir es mit etwas absolut Künstlichen zu tun haben, weil beide Kritiken das mit aller Macht der Überzeugung des wissenschaftlichen Ausdrucks von verschiedenen Positionen aus beweisen, was von großer Wichtigkeit ist. Wir können die Moderne also als etwas Konzeptuelles, Strukturelles und gewissermaßen Ewiges ansehen. Die Moderne existiert also nicht nur in der gegenwärtigen Welt, sondern sie stellt eine Struktur dar. Wenn wir die Moderne zum Beispiel mit mathematischen Strukturen, Werten und Antiwerten, plus und minus beschreiben könnten, wenn wir eine Art Formel der Moderne hätten, könnte diese nicht zeitgenössisch sein. Diese Formel könnte also in einem anderen Kontext existieren. Dies eröffnet uns den Weg zur Analyse der Moderne als etwas, das vom gegenwärtigen Moment abgewendet werden kann. Wir können also die Moderne auf dieselbe Art und Weise studieren, wie wir zum Beispiel die chinesische oder römische Kultur studieren können. Sie ist etwas, das erschaffen wurde, aber zu einer Art ewigen Text gehört. Wir können verschiedene Maßstäbe wählen, wir können näher heran oder weiter weg von der Moderne gehen. Die Moderne ist also ein Studienobjekt.
Wenn wir versuchen, in der Noomachie die Perspektive davon zu konkretisieren, was die Moderne ist, haben wir bereits darüber gesprochen, dass sie antichristlich ist. Denn wir hatten in unserer europäischen Geschichte bereits die Tradition, über die die Traditionalisten sprechen in der christlichen Tradition erlebt. Und wir haben bereits in der vorhergehenden Vorlesung bewiesen, wie diese christliche Tradition in sich vorchristliche Strukturen und den indoeuropäischen Logos einschloss. Die gegenwärtige Tradition in ihrer noologischen Fassung ist also dieselbe, wie das Christentum, stellt aber gleichzeitig dieselbe Allianz zwischen dem logos des Apoll und dem logos des Dionysos in ihrer konkreten christlichen Form dar. Das war und ist also die Tradition, die wir identifizieren und als Typ beschreiben konnten. Wenn wir also diese konkrete und positive Beschreibung davon, was Tradition ist heranziehen, haben wir es nicht mit etwas Vagem zu tun, sondern mit etwas Konkretem. Sie ist der logos des Apolls mit seiner Struktur, Symmetrie und Vertikalität, mit dem gereinigten logos des apollinischen Dionysos und der in diesem Fall darin eingebetteten Dialektik. Es ist also alles ziemlich konkret in diesem Fall.
Und wenn wir zum Beispiel versuchen, all das zu verleugnen, eine Umkehrung davon durchzuführen, erhalten wir den einen anderen Typ – der weder Apoll, noch Dionysos ist. Und dieser besteht jetzt nicht nur in Nihilismus, Zerstörung oder Parodie, wie sie die Traditionalisten nennen würden, vielmehr können wir in unserer noologischen Analyse ganz klar den sogenannten positiven Inhalt der Moderne erkennen. Die Moderne besteht also nicht nur aus Zerstörung, Chaos, Anti und dagegen. Sie ist kein Nihilismus. In den Augen des logos des Apoll gibt es keinen logos der Kybele. Dort ist nichts. Dort ist Zerstörung und Materie. Aber im drei logoi Konzept der Noomachie gibt es den logos der Kybele. Dort gibt es eine Art Struktur, die wir uns vorstellen können, die wir mit positiven Innenbeziehungen beschreiben können. Aus diesem Grund ist die Noologie der Noomachie so wichtig, denn dank der Noomachie besitzen wir den Schlüssel, der uns ein tieferes und besseres Verständnis dessen erlaubt, was die Moderne ist. Denn wenn Traditionalisten die Moderne kritisieren, verwenden sie negative Begriffe, etwa „der Umsturz traditioneller Werte, negativ, Nihilismus.“ Das ist das Ergebnis eines konservativen Diskurs. Sie gehören der Tradition an, dem logos des Apoll und Dionysos und sie betrachten das Ende dieser Situation als das Ende aller Tage. Es gibt also den Nihilismus, einen der negativen Begriffe. Vielleicht liegt genau darin der Grund, warum sie nicht die Essenz der Moderne begreifen konnten, weil die Moderne für sie rein negativ ist, so wie sie für die Modernisten rein positiv ist. Diese wiederum konnten die Moderne nicht verstehen, weil sie für sie alles ist. Sie ist die Schönheit, der Fortschritt, etwas Unausweichliches, die Natur, eine gewöhnliche Abfolge von Ereignissen, die wir nicht ändern können, etwas Vordefiniertes. Die Modernisten können die Moderne nicht verstehen und die Traditionalisten verstehen sie besser, als die Modernisten, aber auf eine negative Art, und deswegen auch nicht gut genug. Doch vom Blickwinkel der Noomachie können wir sagen, dass die Moderne nicht nur Zerstörung ist. Sie ist kein reiner Nihilismus, sie ist nicht nur eine chaotische Transformation. Sie ist der andere logos, der Dritte.
Wenn wir nun also dieses Konzept auf die Moderne anwenden, erhalten wir eine gänzlich neue Sicht und Perspektive, um die Moderne zu verstehen. Und die Moderne ist in der Realität sehr alt. Dabei handelt es sich um kein Paradoxon. Sie ist extrem alt, weil sie schon vor der indoeuropäisch-turanischen Invasion existierte. Wir haben es hier also nicht mit etwas Neuen zu tun. Vielmehr haben wir es im Falle der Moderne mit etwas sehr sehr Altem zu tun, das bereits vor der indoeuropäischen Invasion existierte, vor dem turanischen logos des Apoll. In diesem Fall Unter diesem Blickwinkel ist die Moderne also alt und die indoeuropäische Tradition und das Christentum sind etwas Neues, weil sie danach kamen. Und die Moderne stellt damit die Rückkehr zu diesem vorindoeuropäischen Aspekt der Zivilisationen dar. Das ist extrem wichtig anzumerken, weil wir uns jetzt nicht mit etwas als dem Ende einer natürlichen Konstruktion Gleichsamen beschäftigen. Es gibt nichts Natürliches in der menschlichen Geschichte. Alles gründet auf dem logos. Also ist die Moderne ein Moment in der Noomachie, der nach dem neuen Angriff der Titanen auf die Götter stattfand. Und dieses Mal handelt es sich um einen erfolgreichen Angriff. Die Moderne ist also der Sieg der Titanen, der Kybele, der Schlange über Gott. Dies ist also der Moment der Noomachie, der immer als potenzielle Möglichkeit existierte und dann eintritt, wenn die Macht des Lichts zu schwach und zu klein wird, genau dann werden die Titanen in der Hölle von ihren Ketten befreit und sie werden das Reich der Ordnung stören und die Menschheit ihrer Herrschaft unterwerfen. Dies ist keine rein negative Beschreibung. Es findet ein Ereignis statt und wir können über den logos der Moderne sprechen. Die Moderne hat einen logos.
Um die Moderne nachzuverfolgen, müssen wir zu dem Ereignis oder dem Zeitpunkt zurückkehren als die Moderne begann. Am Ende des Mittelalters und der Renaissance befindet sich die Grenze dieser Zeit. Es war genau die Renaissance, in der der Moment dieser Noomachie und Titanomachie ihren kritischen Punkt erreichte. Sie ist der Name für den besonderen Kampf zwischen dem logos des Apoll gegen den logos der Kybele, die Epoche, in der die Schacht von den Göttern verloren wurde. Diese Schlacht wurde von der indoeuropäischen Tradition verloren, vom patriarchalen Existenzhorizont zugunsten eines alternativen logos. Und wir können viele Aspekte davon erkennen: Diese sind der Beginn des Kapitalismus, der Bourgeoisie und der Nationalstaats. Dies war der Beginn der Säkularisierung des Staates und der Gesellschaft und damit das Ende des Christentums. Und dies spiegelte sich in der Wissenschaft wider, weil die moderne Wissenschaft ein notwendiger Aspekt der Moderne ist. Wir leben also in einer Welt, in der das Verständnis der Realität auf der Wissenschaft gründet. Und diese Wissenschaft, diese moderne Wissenschaft (die modern genannt wird, um einen Unterschied zur Wissenschaft des Mittelalters zu machen) ist sehr besonders. Wir können ihre Struktur in Augenschein nehmen. Wenn wir damit anfangen, die ersten Texte von Autoren der modernen Wissenschaft zu lesen, erkennen wir eine spezielle Funktion – sie kritisierten Aristoteles. Aristoteles schuf gewissermaßen das dogmatische Wissenschaftskonzept des Mittelalters. Dieses war scholastisch und christlich. Im orthodoxen Zusammenhang wurde die aristotelische Lehre von Johannes von Damaskus in die orthodox christliche Doktrin integriert. Im westlichen Christentum gründete die scholastische Tradition auf einer Verbindung von platonischen und aristotelischen Konzepten. Am Anfang der wissenschaftlichen Weltsicht wurden Aristoteles und in einem geringeren Ausmaß der Platonismus verworfen. Und wir können nachverfolgen, was konrekt angegriffen wurde und wie sich diese Titanomachie auf dem Feld der wissenschaftlichen Theorien entwickelte. Ich habe meine erste Doktorarbeit diesem Konzept der Schöpfung und dem Auftauchen der modernen Wissenschaft gewidmet.
Zuerst richtete sich die Kritik gegen die Theorie der natürlichen Plätze von Aristoteles und die anisotropische Fassung der Orte. Das anisotropische Verständnis des Raumes der natürlichen Orte Theorie bei Aristoteles gründete auf dem Konzept dessen was Bewegung ist. Aristoteles zu Folge hat alles ein Ziel, seine eigene Entelechie. Das Ziel ist die letzte Vernunft. Das Äquivalent dazu ist der natürliche Ort. Alles hat also seinen natürlichen Ort. Und die Bewegung des Dinges bewegt es auf diesen natürlichen Ort zu. Wenn das Ding den natürlichen Ort erreicht, hört die Bewegung auf. Die Bewegung findet statt, weil sich alle Dinge nicht an ihrem natürlichen Ort befinden. Sie bewegen sich dorthin, aber sie hindern einander daran, dorthin zu kommen. Und das definiert die Natur der Bewegung. Also strebt alles danach, seinen natürlichen Ort zu erreichen und weil es ein wenig chaotisch in der Sphäre des Mondes ist (nach Aristoteles herrscht chaotische Bewegung vor), verletzt jeder den anderen. Niemand ist an seinem eigenen Ort, nur Gott ist es. Nur Gott hat ihn von Anfang an erreicht, er befindet sich ewig an seinem natürlichen Ort, alles andere nicht. Und aus diesem Grund lebt alles und bewegt sich alles. Das ist die Erklärung für die Natur der kinetischen Bewegung. Jedoch schafft dies einen besonderen Ort mit einem absoluten Zentrum für jedes Ding. Das absolute Zentrum ist der natürliche Platz jeden Dings. Es strebt also alles irgendwohin und dieses irgendwo ist viel wichtiger und viel natürlicher als jeder andere Ort, wo Sie beheimatet sein könnten. Das Konzept des Zuhauses ist sehr wichtig, denn das Zuhause ist der natürliche Ort. Wir gehen nach Hause und jeder geht nach Hause. Es ist die Rückkehr, die Rückkehr zu Gott, denn nur Gott befindet sich an seinem eigenen Ort. Er ist der unbewegte Beweger. Er ist etwas das alles bewegt, aber von nichts bewegt wird. Das ist das Konzept, also sind der Raum und der Kosmos theozentrisch. Und es gibt eine Art heiliger Geographie mit besonderen heiligen Zentren, mit besonderen Orten des Kultes, wobei der gesamte Kosmos eine Bedeutung, Struktur und Vernunft hat. Es gibt also ein Zentrum.
Der Hauptangriff des Galileo Galilei, Copernicus und der anderen war gegen dieses Konzept des natürlichen Ortes gerichtet. Sie nahmen an, dass es keinen natürlichen Platz gäbe und keine letzte Vernunft. In ihren Augen gibt es nur eine kausale Vernunft. Es gibt nur dann Vernunft in der Bewegung, wenn sie auf ein anderes Ding Einfluss nimmt. Es gibt also eine gewöhnliche Vernunft, aber es existiert kein letzter Grund. Weil es kein Ziel gibt, gibt es keine Teleologie der Bewegung. Und es gibt ebenso kein absolutes Zentrum. Alles ist relativ, alles bewegt sich chaotisch wie in der aristotelischen Fassung, aber ohne Plan, ohne Ziel und alles wird durch den vorhergehenden Grund definiert. Der Grund gehört also der Vergangenheit an. Und es wird keinen Grund in der Zukunft geben. Es gibt keine Eschatologie und kein Ziel. Alles ist zufällig und es gibt kein Zentrum. Es gibt kein Zentrum im Raum, alles ist relativ. Es gibt keinen anisotropischen Raum, es existiert ein isotropischer Raum. Isotropisch bedeutet, dass Sie jeden Weg mit derselben Wahrscheinlichkeit gehen können, da es keinen natürlichen Ort für die Dinge gibt. Also ist alles absolut relativ. Genau darin ereignete sich die Zerstörung der apollinischen Struktur des Raumes, der Zeit, des Schicksals und der Geschichte. Alles wird damit zerstört. Und dies war die sogenannte wissenschaftliche Entdeckung.
Die Postmodernisten beweisen, dass das reine Publicity war. Es war ein Krieg der Schule und des Labors. Alles an Galileo Galilei war ein Betrug, der aufgezogen wurde, um die Zuschauer davon zu überzeugen das er großartig ist, aber wir können seine persönlichen Überzeugungen zur Seite stellen. Was aber war die Bedeutung von Galileo Galilei und den anderen Gründungsvätern der Moderne? Sie zerstörten den logos des Apoll, der in Platon und Aristoteles repräsentiert wurde durch den logos der Kybele. Doch der logos der Kybele war nicht ihre Entdeckung. Er war die Wiederkehr der dritten Form der altgriechischen vorsokratischen Philosophie, zuerst vertreten durch Demokrit und später durch Epikur und Lukrez. In der christlichen Weltsicht wurden sie zur Seite geschoben. Die christliche Weltsicht gründete auf Platon und Aristoteles, Demokrit, Epikur und Lukrez wurden zur Seite gelegt und vergessen. Sie wurden durch den logos des Apoll gesäubert, weil sie zu einer anderen Weltsicht gehörten, der atomistischen Weltsicht, zum materialistischen Weltbild. Bereits in der Antike vor Platon waren sie anti-indoeuropäisch und gehörten in den Zusammenhang des logos der Kybele und sie tauchten in der Renaissance wieder auf. Das ist also nichts Neues. Er war etwas das verleugnet, hinausgeworfen und verboten wurde. Es handelt sich bei ihm um eine Art verbotenes Wissen, das als das dominante Wissen wiederkehrte. Die Postmodernisten zeigen also auf, dass an diesen neuen Ideen nichts überzeugend war und das sie nicht gewannen, weil sie wahrer gewesen wären. Sie gewannen, weil sie gewannen, weil sich etwas im Geist des Renaissancemenschen änderte, dass den Weg für die Wiederkehr des logos der Kybele unter der wissenschaftlichen Prämisse bereitete. Das war der Atomismus.
Der Atomismus gehört der Vergangenheit an. Er wurde von der christlichen Kosmologie zurückgewiesen, aber kehrte mit Boyle, Newton, Gassendi, Hobbes und Descartes zurück. Es ist sicher kein Zufall, dass Marx sein Doktorat den Beziehungen zwischen Epikur und Demokrit widmete. Der modernste Philosoph des 19. Jahrhunderts beschäftigte sich in seiner Doktoratsarbeit mit dem sehr alten Problem der Materie, des Atomismus und der Evolution. Bei Lukrez können wir ein Konzept von Evolution sehen, das fast schon darwinistisch ist, und das die Idee der Evolution der Spezies enthielt. Die Spezies waren also verwirrt und entwickelten sich Stück für Stück in die Kreaturen, die wir kennen. Sie wurden durch die Venus geschaffen. Bei Lukrez finden wir rein kybelische und rein wissenschaftliche Themen. Auch im Konzept von Lukrez finden wir wie bei Demokrit die schwarzen Götter. Dies waren atomisch, lebten zwar länger als die Menschen, aber starben ebenso wie sie. Die sterbenden Götter des Demokrits sind also schwarze Götter oder Dämonen. Es gab eine Mischung zwischen wissenschaftlichen und mythologischen Themen, aber was für eine Art von Mythologie war das? Sie war eine rein materialistische, chthonische und kybelische Mythologie.
Zur gleichen Zeit folgte auf die Zerstörung der Vertikalität, der alten Ordnung, der mittelalterlichen Doktrin und der christlichen Lehre eine neue Weltsicht, die auf der kybelischen Ideologie aufbaute. Die kybelische Ideologie ist strikt materialistisch und immanent. Es gibt keinen Himmel und keinen transzendenten Gott. Stattdessen gibt es eine Substanz und alles erwächst aus dieser Substanz. Und dieses Wachstum hat einen Ursache als Vernunft aber keine letzte Vernunft, weil das Wachstum etwas ist, das verwirrt. Es ist ein Wachstum als solches ohne Vernunft. Dies ist eine Art immanenter Prozess. Und es gibt keinen Attraktor. Es gibt kein Ziel, zu dem das Wachstum führt, weil es diese riesige immanente Substanz ist, die das Ziel in sich selbst trägt. Das ist also die Vernunft, das ist die Ursache, aber es ist keine letzte Vernunft.
Dies spiegelte sich in der Kosmologie des Kopernikus wider. Diese drückte sich nicht in der Verschiebung von der geozentrischen zur heliozentrischen Doktrin aus, sondern die eigentliche Eigenschaft der Kopernikanischen Wende lag darin, dass es überhaupt kein Zentrum mehr in ihr gab. Alles ist relativ. Die Erde war nicht das Zentrum, sie war nicht der natürliche Ort der Inkarnation Gottes. Sie ist etwas Gewöhnliches, wie ein Ball der sich um einen anderen Feuerball dreht und so weiter, sowie im Zusammenhang mit anderen Bällen steht im unendlichen ungeordneten Chaos der atomischen Tradition. Wichtig ist, dass laut Demokrit Atome klein und unsichtbar oder groß sein können. Dabei handelt es sich um etwas, das dem modernen Konzept des Körpers, des göttlichen Funken und so weiter nahekommt. Dies spiegelte sich in der wissenschaftlichen Weltsicht wider. Und was heute als wissenschaftlich betrachtet wird ist gleichbedeutend mit kybelisch. Das Kybelische ist wissenschaftlich. Was zum Beispiel wiederum nicht kybelisch ist, besteht auf der Existenz eines natürlichen Orts und ist nicht wissenschaftlich, sondern mythologisch. Es fand also ein Wandel des logos statt, der sich aber nicht sofort vollzog. Der logos der Kybele übernahm in seiner wissenschaftlichen Weltsicht einige Aspekte des apollinischen Rationalismus, der Logik, und der dionysischen Dialektik. Dies geschah aber alles unter kybelischen Vorzeichen. Wir haben es hier also mit einer Art postapollinischer Kultur zu tun, worin der Unterschied zum vorapollinischen Königreich und seiner Zivilisation in Lepenski Vir, Vinča, und Çatalhöyük bestand. Die Zivilisation der Großen Mutter war also vorapollinisch und die Moderne ist dieselbe Zivilisation mit derselben Struktur, nur mit dem Unterschied, dass sie postapollinisch ist. Dieser bestand in der Aneignung der Methoden der Logik und der Philosophie, welche unter die Kontrolle dieser materialistischen, atomistischen, immanenten und substanzialistischen Vorherrschaft gestellt wurden.
Dies wurde in der Politik widergespiegelt, welche in der Zerstörung des Reiches bestand. Darin liegt das Wesen der modernen Politik. Denn das Reich ist, wie wir gesehen haben, die normative Organisation des christlichen politischen Raumes, sowohl im byzantinischen, als auch im westlich-katholischen Sinne. Die Konzepte des modernen Staates und der Nation waren also beide direkt gegen das Reich gerichtet. Das ist die atomistische Sicht des Staates als sozialem und politischen Konzept ohne Grund. Der wesentliche Unterschied zwischen dem modernen Staat und dem Reich besteht darin, dass es keinen letzten Grund gibt, keinen natürlichen Ort, keine Funktion oder Mission des Katehon. Die Nationalstaatlichkeit richtet sich gegen die katehonische Mission. Sie ist gegen die Sakralität des Reiches und seine Mission gerichtet. Der Moderne Staat wird nach der Definition von Jean Bodin und Thomas Hobbes von unten als Gesellschaftsvertrag geschaffen. Genau das ist der Leviathan bei Hobbes. Der Moderne Staat stellt keine Reflexion des himmlischen Paradigmas dar. Er wurde erschaffen und hat keinen letzten Grund. Er hat die Vernunft als Ursache. Die Vernunft des modernen Staates liegt im Gesellschaftsvertrag, der durch das Volk und die Individuen geschaffen wurde, um sie vor anderen Individuen zu schützen. Das ist ein ganz anderes Konzept der Politik. Es ist eine Offenbarung, dass Hobbes den Modernen Staat gerade als Leviathan, als Schlange bezeichnete. Der Moderne Staat ist eine Schlange, ein Drache, der mechanisch von unten organisiert wird, um alles zu zerstören was heilig ist. Der Moderne Staat ist gegen die Ursprünge des Reiches gerichtet.
Genau das ereignete sich in der Renaissance mit der wissenschaftlichen Weltsicht, diesem komplett neuen Verständnis der Religion. Denn der Moderne Staat muss säkular sein, ohne Sinn für das Religiöse. Er kann eine Kirche haben, ganz gleich ob protestantisch, katholisch oder orthodox. Aber die Kirche muss vom Staat getrennt werden und darf sich nicht in die Politik einmischen. Daher ist der Moderne Staat also titanisch. Darüber hinaus ist der moderne Nationalstaat antichristlich, antitraditionell, antieuropäisch, antiapollinisch und antidionysisch. Er ist rein titanisch, Schlange und Drache. Und als solcher wurde er als Leviathan am Anbeginn der Moderne vorgestellt.
Was ist also die Nation? Die Nation ist ebenfalls ein Konzept, dass genau in seiner modernen Bedeutung in der Epoche der Renaissance erschien. Die Nation stellt die Bevölkerung dar, welche innerhalb des Nationalstaates lebt. Die Nation ist komplett künstlich. Sie stellt die Gemeinschaft der Bürger dar, welche den Gesellschaftsvertrag geschaffen haben. Die Bürger nehmen also am Gesellschaftsvertrag teil. Sie können diesen auch neudefinieren und einen anderen sozialen Zusammenhang beschließen, den Staat. Die Bürger können zum Beispiel beschließen, dass sie nicht länger in Belgien leben wollen und stattdessen gerne einen flämischen oder bolognesischen Staat hätten. Sie haben jedes Recht dazu, denn Belgien hat keinen Grund. Es ist nicht die Widerspiegelung von etwas Transzendentem, es ist vielmehr das Ergebnis eines Gesellschaftsvertrages. Die Menschen können also Jugoslawien erschaffen und Jugoslawien zerstören, wenn sie wollen, eben weil es kein Jugoslawien, kein Frankreich, kein Belgien und kein Deutschland gibt. Sie sind also mit Leichtigkeit dazu imstande, einen Leviathan zu erschaffen oder zu zerstören, wenn sie denken, dass es für sie besser wäre. Somit haben wir es hier mit einem absolut immanenten Konzept der Politik zu tun. Und es könnte auch in der vertikalen Struktur des Staates als vor-kybelische indoeuropäische Tradition widergespiegelt werden, die jedoch von Beginn an titanisch war. Hier haben wir eine neue Art von Hierarchie, eine titanische Bürokratie mit einem neuen Typ der dominierenden Figur. Diesen Typ müssen wir mit Sorgfalt betrachten und beschreiben. Im Modernen Staat gibt es nämlich keine Priester. Der Säkularismus hat die Priester aus der Regierung gedrängt. Sie könnten daher zum Beispiel nur als kulturelle Institution am Rande der Gesellschaft existieren, als Kult bei Begräbnissen und Hochzeiten, als etwas das nicht so wichtig ist und mit der Zeit immer unbedeutender wird. Denn die Marginalisierung der Kirche ist Teil des Prozesses der politischen Moderne und die Kirche muss immer mehr und mehr aus den politischen Entscheidungen herausgedrängt werden.
Im Falle des Kriegers ist es wichtig hervorzuheben, dass die Krieger ein adeliger Stand waren, der Adel des traditionellen Staates. Auch sie müssen marginalisiert werden. Sie sollen zu einer Art Söldner des Staates werden, wobei sie ihre Waffen nicht mit sich tragen können, weil die Waffe ein Symbol des Kriegers ist. Vielmehr nehmen sie die Waffe vom Staat. Und wenn der Staat der Ansicht ist, dass sie genug gekämpft haben, nimmt der Staat die Waffe zurück. Das gestaltet sich im Falle des Schwerts schwierig, ist aber bei der Kanone oder dem Panzer einfach. Daher kommt es also zur Entwicklung von Staatswaffen (die Atombombe können sie etwa als aristokratischer Krieger nicht einfach besitzen). Wenn Sie aber keine Waffe besitzen, sind sie kein autonomer Krieger. Sie sind ein angeheuerter Söldner, der als Diener dient, mit etwas, dass ihm der Staat gegeben hat und über das bürokratisch entschieden wurde. Der Krieger ist also nicht der entscheidende Typus. Ebenso stellen die Priester nicht den entscheidenden Typus dar.
Doch wer entscheidet nun? Es erscheint eine neue Figur – der Bourgeois. Wir nennen dies das kapitalistische System. Wir nennen es das bürgerliche System. In politischer Hinsicht ist der Bourgeois die normative Figur der Moderne. Und genau diese sollten wir nun genauer unter die Lupe nehmen und eine Art strukturelle Analyse davon erstellen, was sie genau ist. Bei der Feststellung, dass der Bourgeois zum Dritten Stand gehört, handelt es sich um Allgemeinwissen. Er ist die dritte Funktion. Zuerst kommen die Priester, dann die Krieger und als drittes der Bourgeois. Im Französischen spricht man vom tiers état. Darin liegt jedoch ein sehr interessantes Missverständnis, dass durch den Mann, der in der Stadt lebt (Bourgeois) und sich mit dem Handel (Kaufmann) beschäftigt vertreten wird. Das ist der Bourgeois. Doch gab es diese Figur in der turanischen Gesellschaft nicht, die nomadisch war und ihre Funktion war sehr marginal in der traditionellen sesshaften europäischen und indoeuropäischen Gesellschaft, in der als Dritte Funktion die Viehzüchter und Hirten im einen und die Bauern im anderen Fall existierten. Aber sie waren keine Bourgeois. Die klassische Ausprägung der dritten Funktion in der klassischen indoeuropäischen Gesellschaft war also der Bauer oder Viehzüchter und nicht der Händler, der in der Stadt lebte. Der Bourgeois ist etwas Neues. Wir können nicht behaupten, dass es die traditionelle Dritte Funktion ist, welche die Erste und Zweite überwindet. Es handelt sich dabei nicht um den tiers état im indoeuropäischen Sinn. Es geht um jemand ganz anderen, denn der Bourgeois und der Händler, die in der Stadt leben sind keine Viehzüchter. Er hat nichts mit Kühen, Schafen oder Ziegen zu tun. Er bebaut ebenfalls nicht die Erde und ist daher kein Bauer. Er hat sich aus ihm entwickelt.
Aber wer ist er? Wer ist der Bourgeois? Er ist etwas zwischen dem Krieger und dem Bauern. Er ist fauler als der Bauer, weil er die Erde nicht bearbeiten will. Und er ist feiger als der Krieger, weil er dem Tod nicht ins Angesicht schauen kann. Er ist ein Mittelding zwischen dem faulen Bauern und dem feigen Krieger, also ist er ein Sklave. In der russischen Sprache gibt es das Wort ‘холоп.’ um den Sklaven des Meisters zu beschreiben. Es sorgt dafür, dass es dem Meister gut geht. Man könnte meinen, dass er kein Diener im eigentlichen Sinne ist. Er ist weder frei noch ein freier Bauer, der im Feld arbeitet, vielleicht Steuern zahlt oder andere Abgaben leistet. Er nimmt nicht an der Schlacht teil. Er befindet sich zwischen dem Volk und der Aristokratie zwischen der ersten, zweiten und dritten Funktion. Er war eine Art Hilfsarbeiter, der den Kriegern innerhalb der indoeuropäischen Städte diente, da diese vom Kriegeradel als eine Art von Festung errichtet wurden, welche in einer militärstrategischen Beziehung mit dem Raum und dem Volk standen. Das Bürgertum war also eine künstliche Klasse, die mit dem Wachstum des Handels in der Stadt mitwuchs. Ihre Erscheinung als wichtige Klasse begann im selben Moment wie die Rache der Kybele. Die Bourgeois sind die besondere Form eines neuen soziologischen Typs, der in der Stadt lebt und mit dem Handel beschäftigt ist. Hierbei ist es wichtig darauf hinzuweisen, dass das traditionelle Symbol der Kybele die Stadt als Krone ist, denn sie trägt eine Krone in Form einer Stadt. An dieser Krone ist etwas bourgeois und am Handel ist etwas pervertiert. Für die Neigung, sich mit dem Handel zu beschäftigen gibt es in unserer traditionell christlichen und indoeuropäischen Logik kein Muster, kein Beispiel und keinen Platz. Denn wir haben es hier weder mit dem Krieg, der Arbeit noch dem religiösen Ritus zu tun. Es ist etwas, das keinen Platz in der traditionellen Gesellschaft hat. Aber es konnte am Rand der Gesellschaft existieren, um einen technischen Aspekt zu ermöglichen, jedoch war es niemals eine Art Klasse oder Funktion. Es hatte nie seine eigene Mythologie, seine eigene Ethik und seine eigene Tradition. Und wir erkennen in der Bourgeoisie etwas vollkommen Unnatürliches für unsere Tradition, da sie sich mit Handel und Geldwechsel beschäftigen. Sie sagen, dass der sanfte Handel kein Krieg ist, weil sie Feiglinge sind. Sie können nichts rauben wie es die Krieger tun, noch können sie friedlich ihre Felder bearbeiten, eingebettet in die traditionelle Gesellschaft mit ihren vielen kulturellen Traditionen, die das Leben in der Steppe und das bäuerliche Leben betreffen. Der Bauer entfernte sich also von der Tradition. Er ist der Krieger, der nicht kämpfen kann, eine Perversion. Der Bourgeois ist ein kranker Typ, er ist sehr krank, da er von einer soziologischen Krankheit befallen ist und stellt die Perversion unserer traditionellen Lebensart dar. Die Mehrheit der Bourgeois bestand also aus ehemaligen Bauern, Bauern die sich von ihrer natürlichen Stellung abwandten.
Wenn der Bauer aus irgendeinem Grund die Möglichkeit verloren hat, seiner Tätigkeit nachzugehen, sein Feld, seinen normalen und natürlichen Ort im Dorf, dann geht er in die Stadt. Aber wer ist der Bauer in der Stadt? Ein niemand. Er ist ein Idiot (Ιδιώτης) im griechischen Sinne, die Person ohne kollektive Identität. Er ist etwas Individuelles, das wiederum atomisch ist. Und das Atom ist die Grundlage für die neue materialistische Wissenschaft der Renaissance. Er ist die neue und alte Figur, jedoch eine solche, die keinen Platz in der traditionellen Gesellschaft hat. In der traditionellen Gesellschaft wird er mit Mitleid betrachtet. Er ist der kranke Bauer (weil er zu faul oder zu arrogant ist) und er ist ein feiger Krieger, der nicht kämpfen will. Das ist also seine Perversion. Er kann nur ein deklassiertes Wesen sein. Die Bourgeoisie ist eine Unter-Klasse, eine Gruppe von kranken, wahnsinnigen, pervertierten, abnormalen menschlichen Wesen, die per semantischer Definition idiotisch ist. Sie besitzt keine organischen Beziehungen mit kollektiver Identität. Ihre Identität ist künstlich konstruiert. Sie gehörte weder den traditionellen Krieger noch den Agrargesellschaften an. Sie wurden aller organisch-kollektiven Qualitäten beraubt. Daraufhin gingen sie in die Stadt und versuchten ihren eigenen Weg zu finden. Die Bourgeois fühlten sich nicht anderen Orten oder Ethnien zugehörig, da sie Individuen waren, die man in die Städte verpflanzte, die keiner traditionellen Körperschaft oder Form angehörten. Schließlich begannen sie immer zahlreicher zu werden und die normative Sicht des normalen Sozialtyps zu definieren. Sie entthronten die Krieger und die Priester. Darüber hinaus interpretierten sie auch den Dritten Stand falsch, weil der Bourgeois die Bauern hasste, da er sie ausbeutete. Er lässt sie nicht ihre Feldfrüchte in der Öffentlichkeit verkaufen, weil er sie selbst kauft und damit spekuliert. Die Bourgeoisie besteht also aus Spekulanten, die nichts produzieren und Berge von Geld verdienen, indem sie die Produktion manipulieren. Der Bourgeois ist unproduktiv, wohingegen die Bauern produktiv sind.
Gleichzeitig waren die Bourgeois selbst zum Teil Bauern. Doch von woher kamen sie in die Stadt? Ein Teil von ihnen stammte aus anderen ethnischen oder marginalisierten Gruppen, die schließlich bourgeois wurden. Aber die erdrückende Mehrheit, die zum Wachstum der Bourgeoisie beitrug, stammte aus dem Bauernstand. Nun stehen wir aber vor einem echten noologischen Rätsel: wer waren die europäischen Bauern? Sie waren die Angehörigen der kybelischen Zivilisation unter der Kontrolle des indoeuropäischen Existenzhorizonts. In dem Moment, indem sie aus dieser kontrollierten Struktur herausgerissen wurden, wurden die kybelischen Wurzeln des Bauernstands offenbart. Wir haben es hier also mit einer Art Befreiung der tiefsten Ebene der Identität der europäischen Bauern zu tun, die ihr von der besonderen christlichen und traditionellen Aristokratie in der vertikalen Gesellschaft genommen worden war. Sie waren Träger sehr alter Archetypen eines alten kollektiven Unterbewusstseins, das genau am Ende des Mittelalters wiederbelebt wurde.
Wir können feststellen, dass die Moderne und alle politischen Theorien, die in der späteren Phase der Moderne entwickelt wurden, sich mit dieser bourgeoisen Organisation beschäftigten. Die reine und folgenschwerste Verherrlichung der Bourgeoisie fand im Liberalismus statt. Er beschäftigt sich mit den Idioten (womit die Idioten im semantischen Sinn gemeint sind) weil der Mensch ohne jegliche kollektive Identität ein Idiot (Ιδιώτης) im griechischen Sinn ist. Der Liberalismus ist von Anfang an ein Idiotismus. Er stellt also die Glorifizierung des Idiotens dar. Das Individuum ist bar jeder kollektiven Identität, das ist klar. Aber auch der Kommunismus beschäftigt sich mit demselben Konzept, auch sie hassten die Bauern. Die Kommunisten dachten, dass sich alles in der Stadt entwickelt und der arme Bourgeois der Proletarier wäre, die reichen Bourgeois hingegen die Bürger. Beide sind rein moderne, (im konzeptuell-strukturellen Sinne) industrielle Figuren, die in der Stadt leben, nicht außerhalb von ihr. Der Kommunismus war also die Idee, dass die armen Bourgeois die reichen Bourgeois überwinden und eine Gesellschaft erschaffen sollen, in der das Proletariat über die Bourgeoisie herrschen soll. Aber wer ist das Proletariat? Es besteht aus ehemaligen Bauern, die in die Stadt zogen. Und diese ehemaligen Bauern waren in der kommunistischen Auffassung ihrer Beziehungen zur traditionellen Gesellschaft beraubt worden. Doch genau dieser Umstand war etwas Positives in den Augen der Kommunisten. Sie waren also keine Bauern mehr und nicht mehr Bauern zu sein, bedeutete aus kommunistischer Sicht keine Beziehungen mehr zur Religion, dem Kult, der Kultur, der Sprache, den Traditionen und so weiter zu haben. Auch sie waren Idioten, wenn auch in einer etwas anderen Form. Es gab reiche Idioten, die mehr oder weniger einfach waren, die als Bourgeois die grundlegende Figur des Liberalismus darstellten. Und dann gab es die armen Idioten, welche das Proletariat bildeten, die jedoch ebenfalls von der Tradition abgeschnitten werden mussten und damit vom traditionellen Staat (den Priestern, Kriegern und Bauern). Weiters mussten sie in eine künstliche Handelsstruktur eingebunden werden, den Handelsraum der modernen bourgeoisen Stadt. Dies war eine der Ideen des Kommunismus und das alles war gut. Wenn wir Marxens’ Manifest lesen, fällt auf, dass es größtenteils der Frage gewidmet ist, was der marxistische Kommunismus nicht ist. Marx und Engels betonten, dass es nicht genug ist anti-bourgeois zu sein, um ein Kommunist zu sein. Es ist notwendig post-bourgeois zu sein und nicht vor-bourgeois. Denn die Kritik des ersten Teils des Kommunistischen Manifests richtet sich direkt gegen die sogenannte Aristokratie und deren anti-bourgeoise, anti-kapitalistische Tradition die ebenfalls anti-bourgeois war, aber vortäuschte vor-bourgeoise Verhältnisse wiederherzustellen. In diesem Konflikt sollten sich die Kommunisten auf die Seite der Bourgeois und des Kapitalismus stellen sowie dabei nicht nur die traditionelle Gesellschaft zerstören, denn nach deren Überwindung sollten sie den armen Bürgern der Stadt (der Bourgeois ist der Bürger, jemand der innerhalb der Burg/Stadt lebt) dabei helfen, die reichen Bürger niederzuwerfen. Demnach sind die Proletarier als Bourgeois absolut untraditionell. Wir haben es hier also mit zwei semantisch idiotischen Konzepten zu tun, einerseits mit den reichen Idioten, andererseits mit den armen Idioten. Und die armen Idioten sollten aus der Sicht der Kommunisten die Reichtümer der reichen Idioten nehmen und unter den Idioten verteilen. Und wo befinden sich die Bauern in diesem Konflikt? Diese sollten in das Proletariat umgewandelt und in die Städte gebracht werden. Genau darin besteht das Konzept, die Dörfer mit der Stadt zu verschmelzen. Das Dorf war der Feind des Marxismus und des Kommunismus. Folglich sollten die Dörfer zerstört und in Städte umgewandelt und die Bauern wiederum in Arbeiter transformiert werden. Die Arbeiter wiederum sollten zu normalen Industriearbeitern werden, die in der Stadt leben und in dieser sozialen Struktur arbeiten sollen. Auch hierbei handelt es sich um eine mechanische Weltsicht, die genauso materialistisch wie die liberalistische war. Das ist die zweite politische Theorie.
Und auch die dritte politische Theorie war ebenfalls absolut kybelisch. Das ist für patriotisch fühlende Serben vielleicht schwer nachzuvollziehen, doch die Idee des modernen Staates ist eine künstliche Schöpfung. Der Moderne Staat baut auf der Zerstörung des Reiches auf. Er gründet auf dem Gesellschaftsvertrag und die Nation ist eine künstliche Schöpfung der Bourgeoisie. Die Nation ist ein rein bourgeoises Konzept, sie ist keine organische Gemeinschaft mit einem Staat, Kriegern, Priestern und Bauern. Die Nation bildet vielmehr ein Konzept, in deren Zentrum der chauvinistische und egoistische Bürger der Stadt steht. Und der Staat wiederum wird als Stadt erschaffen, nicht als Reich. Und auch die Bauern wurden als Menschen zweiter Klasse angesehen, da sie zwischen den Städten lebten. Sie hatten keinen eigenen Raum und wurden als Bürger betrachtet, obwohl der Begriff Bürger nahelegt, dass man in der Stadt lebt. Aber der Bauer ist kein Städter, sondern ein Dörfler. Im normativen Konzept des politischen Nationalismus waren die Bauern miteingeschlossen. Wir könnten zum Beispiel von Bürgern und Dörflern reden, aber wir sprechen von Bürgern. Weil wir die Bauern als Bürger zweiter Klasse betrachten,
waren sie politisch sowohl in den nationalistischen, kommunistischen und auch liberalen Konzepten gewissermaßen Untermenschen. Dies war die Spaltung in der dritten Funktion am Beginn der Moderne. Diese fand zwischen der traditionell indoeuropäischen Bauernschaft und dieser ehemaligen Bauernschaft statt, die in die Städte ging und entweder zu Bourgeois, zu Proletariern oder zu Nationalisten wurde. Aus diesem Grund sind alle drei politischen Theorien, sowohl Kommunismus, Liberalismus als auch Nationalismus absolut kybelisch. Eben weil der moderne Nationalismus modern ist, gründet er auf einem bourgeoisen Konzept. Es ist die künstliche Einheit der Bürger die nicht nur die Handelsfreiheit betont, sondern am stärksten auf die Verteidigung ihrer eigenen Handelsinteressen als Nation, Bürokratie und Staat besteht.
Nun können wir die Geosophie auf Europa anwenden. Wo begann die Moderne? Die Moderne begann teilweise in Italien, teilweise in Nordeuropa, aber das klarste und leuchtendste Beispiel der Moderne war Großbritannien, welches mit der Schöpfung dieser bourgeoisen Version begann. Das war nicht die revolutionäre bourgeoise Geschichte, sondern ihre evolutionär-bourgeoise Variante. Sie versuchten immer mehr bürgerliche Elemente in die Regierung einzubringen. Einer der politischen Theoretiker Englands war Hobbes, doch mit Cromwell und der protestantischen Revolution fand auch eine bürgerliche Revolution statt. Die Ermordung des Zaren Kaisers und damit des Monarchen war eine Art symbolische Entthronung des traditionell indoeuropäischen logos. Der Protestantismus war eine Art Titanismus innerhalb des Christentums. Und all diese Elemente, die Entwicklung des Bürgertums, die Ermordung des Monarchen und des der Protestantismus hatten England in ihrem Zentrum. Und der Kampf der Engländer gegen die Kelten und Katholiken stellte das innere Drama dar. Weil die Moderne in diesem Fall auf der Seite der Angloprotestanten und ihrer Tradition stand, in eben diesem bipolaren Fall der englischen Kultur, standen die Tradition und ihre Kontinuität auf der Seite der Kelten. Aus diesem Grund waren die Kelten in diesem Sinne die letzten Verteidiger einer mehr oder weniger traditionellen Gesellschaft und standen im Gegensatz zur rein modernistischen kybelisch-englischen Gesellschaft.
In diesem Zusammenhang ist es sehr interessant, dass es das Konzept der vier Reiche in der christlichen Kultur gab. Das erste Reich was Assyrisch, das zweite Reich war jenes der Achämeniden, das dritte Reich jenes der Griechen und das vierte Reich jenes der Römer. Dies wurde in den Zusammenhang mit der Vision des Propheten Daniel von einem Riesen mit goldenem Haupt, silberner Brust, bronzenen Hüften und eisernen Füßen gesetzt. Die eisernen Füße repräsentierten das Römische Reich, das radikalste aber auch traditionellste Reich. Diese Tradition stand in der Verbindung mit dem Katehon. Sie stellte die Transition des Kathon dar. Das Römische Reich wurde als das letzte Reich angesehen, in dem Christus geboren wurde. Daher kommt das normative Konzept der vier Reiche. Und das vierte Reich war römisch. Römer und Byzantiner waren dieselben inklusive der Fortsetzung mit dem dritten Rom und so weiter in den russischen und bulgarischen Königreichen. Und mit der englisch-britischen Revolution kam schließlich die Idee des fünften Reiches auf. Das fünfte Reich war der sogenannte fünfte Monarchismus. Dies stellte die Tendenz dar, dass es ein anderes Reich geben soll, nach dem Römischen (welches man nicht nur als römisch, sondern auch als katholisch ansah). Es war eine Art modernes, säkulares und protestantisches Reich, dass man den fünften Monarchismus nannte. Es gab zwei Versionen davon. In den Niederlanden existierte eine jüdische davon, die meinte, dass das fünfte Reich ein jüdisches sein sollte. Diese Idee zirkulierte unter den Juden im Kreis um den Philosophen Spinoza. Und dann gab es das angelsächische Konzept des fünften Monarchismus. Und dieses stand in Verbindung zu denselben Zirkeln englischer Protestanten, die in Holland lebten und nach England zurückkehrten, um den Status dieses fünften Monarchen an Cromwell zu geben.
Aber in dieser Geschichte über den Giganten, der das vierte Reich verkörpert, befindet sich Sand unter seinen eisernen Füßen. Und dank dieses Sandes, der das fünfte Element des Giganten darstellt, ist dessen Fall vorprogrammiert. Es kommt hier also mit dem fünften Element des Sandes ein anti-christliches, post-traditionelles Symbol vor, welches dieses ganze Reich instabil macht. Also stellt das fünfte Reich genau das Ende des Reiches dar, seine Zerstörung, die Vernichtung der traditionellen Ordnung. Das hat alles mit dem Sand zu tun, dem fünften Element in der Vision Daniels. Dies ist das Konzept des fünften Elements oder der fünften Monarchie, welche durch das Britische Empire verkörpert wurde. Dieses stellte das Anti-Reich dar, welches auf den bourgeoisen Konzepten des Nationalismus und des Liberalismus gründete (der Sozialismus war abwesend). Das waren also die erste und die dritte politische Theorie, welche im Britischen Empire vertreten waren. Das Britische Empire war also das erste moderne Empire, das ein anti-traditionelles Reich war, worin seine eigentliche Quelle bestand, sowohl philosophisch, als auch im Sinne der Philosophie des allgemeinen Menschenverstandes. Die Philosophie des allgemeinen Menschenverstandes ist die Verabsolutierung des kleinen Individuums mit seinem idiotischen Ausmaß des Denkens ohne große Offenbarungen und verabsolutierter Mittelmäßigkeit, wie sie durch Reid und Ferguson vertreten wurde. Und das war die Grundlage für die nordamerikanische Gesellschaft, da diese schottischen Philosophen des allgemeinen Menschenverstandes als die Väter der nordamerikanischen Gesellschaft in philosophischer Hinsicht betrachtet wurden. Diese Philosophie bestand in der Verherrlichung des idiotischen Geistes mit sehr engen Interessen, Pragmatismus und wenig Sorge, all dies stellt eine Entwicklung des protestantischen Titanismus und Positivismus dar. Ich nenne dies das positive Subjekt. Es ist der zweite Mann in der Drei-Männer-Theorie des deutschen Mystikers Tauler. Dies ist die Evolution des bourgeoisen Konzepts.
Doch zur gleichen Zeit findet in Frankreich die Vorbereitung des revolutionären bourgeoisen Konzepts statt, welches in der Französischen Revolution kulminiert, mit ihrem Konzept der rein anti-christlichen Motivation, der Scharlachroten Frau als Symbol der Freiheit und der Ermordung des Monarchen. Hier finden wir die andere revolutionäre Form vor, die bereits der Sozialismus ist, wo das Konzept des Sozialismus und der Sozialdemokratie vorbereitet wird. Hier begegnen wir der Idee der absoluten Immanenz, die offen anti-christlich auftritt, nicht im Sinne des Protestantismus, sondern rein atheistisch und materialistisch. Die Theorie der Aufklärung war eine Art Kulminationspunkt all dieser modernen Theorien. Damit begann die Moderne, die Rache der Kybele. Und die gesamte Geschichte der Moderne ist als eine Art Säuberung dieses noologischen Musters zu verstehen. Die Zivilisation der Kybele wurde immer mehr und mehr kybelischer. Alle Spuren der vorhergehenden indoeuropäischen Gesellschaft wurden entfernt und gesäubert. Wir haben es hier mit der Schöpfung eines immer mehr und mehr perfekteren logos der Kybele zu tun. Was zum Beispiel vor 300 Jahren als revolutionär galt, wurde nun als konservativ betrachtet. So kam es zu immer neuen und neuern Phasen der Schöpfung. Es handelte sich jedoch dabei um die Konstruktion eines sehr alten Zivilisationstyps.
Und wenn wir uns mit dem modernen Feminisimus beschäftigen, dann erkennen wir darin die Vollendung dieses Prozesses. Dieser stellt nicht den Anfang von etwas dar, sondern Kybele erscheint nun als diejenige, die sie wirklich ist. Dieser Marsch der Sängerin Madonna in New York gegen Trump mit mehreren hunderttausend Frauen, die eine rosa Katzenhaube trugen und ihn lynchen wollten, war nichts anderes als eine Art Ruf nach der Kastration der männlichen Figur. Sie versuchen Trump als Symbol des Patriarchats zu opfern. Er ist ein Macho, männlich, also ein Symbol der vorgehenden Phase der Zivilisation. Es sind also der moderne Feminismus sowie die Politik und die Geisteshaltung in der Bildung und die sozialen Normen sowie die juridische Akzeptanz der Homosexualität, welche Teil der kybelischen Fortentwicklung ist. Die Homosexualität war gewissermaßen ein Teil des typischen kybelischen Kults. Die Homosexuellen nahmen in einer Prozession besonderen Typs als Priester teil, damit sind sie die Priester der Kybele. Nun kehren wir also zur eigentlichen reinen Form dieses Kults zurück. Aber der Feminismus begann nicht erst gestern oder heute. Der Feminismus wurde mit den Titanen geboren. Die Moderne war metaphysisch feministisch, da sie materialistisch und gegen den heroischen Typ des Patriarchats indoeuropäischer Kultur gerichtet war. Die Bourgeoisie ist bereits eine feministische Klasse, weil sie weder aus Kriegern noch aus Arbeitern besteht – sie ist eine parasitäre Klasse. Das ist die schlimmste Form der femininen Natur, welche weder das indoeuropäische noch das christliche Konzept der Weiblichkeit verkörpert. Wir haben es hier mit etwas ganz anderem zu tun, nämlich der kybelischen Weiblichkeit. Schon Werner Sombart merkte an, dass der Kapitalismus mit den Mätressen begann, da die Menschen nicht so sehr dazu verpflichtet waren, mehr und mehr Geld zu haben, wie sie sich nur um ihre Frauen kümmern mussten, als sie sich jedoch Mätressen zulegten, waren sie immer stärker zur Spekulation verpflichtet, weil sie irrsinnige Mengen an Geld brauchten und die Mätressen quasi Parasiten waren, die nach immer mehr und mehr Geld verlangten ohne zu arbeiten. Werner Sombart zu Folge bestand darin die Motivation der Kapitalisten, eine kapitalistische Gesellschaft zu entwickeln. Es handelt sich hierbei um eine Anekdote, aber eben um eine solche mit soziologischem Mehrwert.
Unsere gesamte Wissenschaft ist feministisch, weil sie materialistisch und kybelisch ist. Wir leben in der kybelischen Welt der Moderne. Wir werden darauf genauer morgen in der letzten Vorlesungseinheit zu sprechen kommen, doch leben wir definitiv in dieser Art von Zivilisation. Der Moment der Noomachie in dem wir leben ist der Moment der Rache des prä-indoeuropäischen Existenzhorizonts, künstlich und bourgeois, mit einer organischen aber sehr alten wissenschaftlichen Weltsicht, die auf der tiefsten Ebene der bäuerlichen Identität in der europäischen Bauernschaft gründete. Wir verfügen nun also über ein besonderes Bild der Moderne, welches durch die christliche Weltsicht erklärt wird. Dies ist also das Ende des Katehon, der Katehon ist gefallen. Der Katehon war der König, der Zar, der Kaiser, der die traditionelle Gesellschaft verteidigte und vom modernen politischen System mit der Demokratie, dem Nationalstaat und der Globalisierung heute besiegt wurde. Und genau dasselbe Schicksal ereilte den christlichen Glauben. Ebenso stand dieses Schicksal allen drei Funktionen der traditionellen Gesellschaft bevor, weil es immer weniger Bauern gab. Wir haben keine Bauern mehr in Europa, wir verlieren sie. Jeder ist heute Bürger, jeder ist heute Bourgeois, entweder ein armer bourgeoiser Proletarier oder ein reicher Bourgeois. Wir leben in genau diesem post-katehonischen Zyklus. In diesem wird Satan befreit und es ereignet sich der Einmarsch der Tendenzen der Unterwelt in unsere Welt, die wir überall um uns herum erleben können. Es passt also alles gut in diese noologische Analyse. Wir können erkennen, dass diese Noologie ein bisschen abstrakt erscheinen kann, ein kleines bisschen zu metaphysisch und dennoch mit der Realität zu tun hat, in der wir leben. Wir befinden uns innerhalb der Noomachie. Wir sind ein Teil dieses Kampfes und der Schlacht um den logos. Wir können nicht davor wegrennen. Wir sind absolut definiert, alles in uns wird von diesem Moment der Noomachie definiert. Wir sehen die Realität so wie sie uns gelehrt wird, wie man sie uns aufzwingt. Wir können uns mit der Realität als solcher nicht beschäftigen. Wir beschäftigen uns mit der Realität durch eine bestimmte Lesart, durch ein Paradigma. Und dieses Paradigma wurde durch den logos der Kybele definiert.
Aber das Wissen darum, dass es zwei andere logoi gibt hilft uns die Relativität der Moderne zu erkennen und die Moderne in den Zusammenhang der Noologie zu setzen, um so auch den geosophischen Platz zu definieren, an dem wir uns befinden. Wenn also Frankreich und England die ersten waren, welche diese Form der Geosophie in Europa propagierten, so waren es die lateinischen Welten und das österreichische Reich, welche sich dieser widersetzten. Russland widersetzte sich ihr mehr als andere. Auch das Osmanische Reich leistete ihr Widerstand, weil es ebenfalls eine traditionelle Gesellschaft war. Doch nach dem Fall der traditionellen Reiche erschienen die modernen Staaten. Und eben weil sie modern waren, wären sie auch verdammt gewesen, wenn wir dachten, dass sie den traditionellen Geist hätten weitergeben können. Moderne und Tradition schließen einander aus. Wenn wir einen Nationalstaat anstelle eines traditionellen Königreiches erschaffen, sind wir bereits verdammt. Die Erschaffung eines modernen Staates, egal ob russisch oder serbisch, bedeutet das Ende von Russland und Serbien. Denn es kommt dabei ein moderner Staat heraus, aber kein russisches oder serbisches Staatswesen. Denn wenn etwas modern ist, dann kann es weder serbisch, russisch noch deutsch sein. Es ist bereits ein Simulacrum und etwas Kybelisches. Aus diesem Grund können wir bereits die nächste Vorlesung vorausahnen, und vielleicht einige Aspekte der modernen serbischen Geschichte, Jugoslawiens und Serbiens erklären, denn nach der Befreiung vom traditionellen Osmanischen Reich bestand hier die Möglichkeit für die Wiederbelebung des Verlorenen (aus mehreren Gründen). In der folgenden Einheit werden wir dies vielleicht offen diskutieren – ich habe bereits ein Konzept dazu verfasst. Ich denke aber, dass, um es abzuschließen uns die Geosophie und die Noologie den Schlüssel zum Verständnis der Welt, in der wir leben geben.
Aus dem Englischen übersetzt von Alexander Markovics