Das Programm der Bewegung Eurasien
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Das Programm der Bewegung Eurasien
Das eurasische Haus
Inhalt menschlicher Geschichte –
Kontinent Eurasien als
Wiege menschlicher Kultur und Zivilisation
In diesem Raum sind die Hochkulturen entstanden und haben sich zu verschiedensten sozialen, geistigen und politischen Formen entwickelt. Das eurasische Festland hat zwei Hauptpole: Europa und Asien, Ost und West. Die menschliche Geschichte ist ein Prozeß ständigen Dialogs, eines dialektischen Austauschs von Energien, Werten, Technologien und Ideen zwischen diesen beiden Polen. Ost und West ergänzen einander, kommunizieren miteinander seit tausend Jahren; dieser Dialog hat einen höheren Sinn. In Eurasien strömten stets Völker und Kulturen von West nach Ost und von Ost nach West. Jede Zivilisation hat ihre eigene Zeit, und sie verläuft überall unterschiedlich. Was heute noch als „Wildheit“ erscheint, wird vielleicht morgen bereits der Etalon des „Fortschritts“ erscheinen. Was hier und heute als universelle Wahrheit erscheint, wird in einem anderen Raum oder morgen lokaler und relativer Kult sein. Niemand sollte verabsolutieren, was hier oder da Gültigkeit hat. Verhältnisse und Werte unterliegen einem ständigen Wandel. Man muß immer seine Urteile nach übergeordnetem Maßstab, Zeiten und Räumen prüfen. Eurasien ist solch ein angemessener Maßstab für wahres Denken. Wir müssen lernen, „mit Eurasien zu denken“, eurasisch zu denken; dann werden wir Ost und West, Fortschritt und Tradition, Stetigkeit und Wandel, Treue zu den Ursprüngen und eine gesunde Veränderung verstehen.
Globalisierung als Herausforderung der Völker und Kulturen Eurasiens
Heute, in der Epoche der „Globalisierung“, erfährt der Dialog zwischen Ost und West eine neue Aktualität. Globalisierung geht vom Westen aus, betrifft aber ebenso den Osten. Das ist ein komplizierter und widerspruchsvoller Vorgang, der immer neue – auch dramatische, angespannte – Fragen hervorbringt.
Der eurasische Kontinent erlebt das in besonders heftigem Maße, weil er die Hauptarena der Globalisierung ist; denn durch ihn gehen die Hauptlinien, Grenzen und Bruchstellen der großen Kulturen und Zivilisationen der Menschheit. Heute ist es besonders wichtig, den Weg der Geschichte, ihre Logik, ihren Gang zu verstehen. Jeden Tag treffen wir Entscheidungen, von denen das Schicksal der neuen Generationen abhängig ist. Und es ist immer einleuchtend, daß keine einzige Zivilisation, kein Volk, kein Land, keine Konfession als solche diese Probleme alleine lösen kann. Wir müssen lernen, einander zu verstehen: Europa und Asien, Christen und Moslems, Neger und Weiße, Bürger moderner Massendemokratien und Bürger der traditionellen Gemeinschaften. Dafür muß man zunächst lernen, einander zu verstehen, den Geist wahrer Toleranz zu üben; lernen, den Geist der Dinge, die sich von unserem eigenen Wertesystem, von unseren Gewohnheiten und „Offensichtlichkeiten“ unterscheiden, zu tolerieren.
„Bewegung Eurasien“
Schauplatz vielseitigen Dialogs souveräner Subjekte
Wir haben die „Bewegung Eurasien“ für einen intensiveren Dialog der Kulturen, Konfessionen, Länder, sozialen Gruppen, Völker und Nationen des eurasischen Kontinentes gegründet. Ein neues geschichtliches Verhältnis soll zwischen den Parteien erwachsen. Unsere Bewegung strebt nicht danach, jemandem eindeutige Entscheidungen und Dogmen aufzuzwingen. Vor uns stehen mehr Fragen, als wir Antworten haben. Und zur Wahrheit können wir nur durch den Prozeß des offenen, vernünftigen Dialoges mit den Hauptkräften unseres Kontinents – von Tokio bis zu den Azoren – kommen. Wir rufen alle verantwortlichen Menschen Eurasiens, die über den Sinn unserer Existenz, über Wege geschichtlicher Entwicklung, über Werte und Ideen nachdenken, zusammen. Sie sollen ein „Bild der Zukunft“ schaffen, die wirkliche Karte Eurasiens des kommenden Jahrtausends zeichnen. Wir sind überzeugt davon, daß unsere gemeinsame Aufgabe darin besteht, die Souveränität der Völker, Kulturen, Konfessionen, Sprachen, Zivilisationen, Wertesysteme und Philosophien zu bewahren, die die „blühende Kompliziertheit“ (Konstantin N. Leontjew) unseres Kontinents ausmachen.
Annäherungen und Dialoge der Völker, Länder und Menschen sollen nicht zur Auflösung ihrer Identität führen. Wir meinen, daß die Wahrung dieser Identität von großem Wert ist und niemand sie angreifen darf. An den Dialogen der Kulturen und Zivilisationen sollen unverfälschte, souveräne und freie Subjekte teilnehmen – so wird dieser Dialog gerecht und inhaltsvoll.
Wir sind dagegen, daß Globalisierung zur Zwangsmodifizierung, zu ideologischem, wirtschaftlichem, politischem „Imperialismus“ wird: Niemand darf anderen Völkern durch psychische oder physische Gewalt eine „einzige Wahrheit“, ein Wertesystem, ein sozial-politisches Modell aufzwingen.
Unsere sich aus dem Studium der eurasischen Kulturen ergebende Erkenntnis hat uns eines klargemacht: Wir verstehen vieles unterschiedlich; auch solche Begriffe wie „Mensch“, „Freiheit“, „Leben“, „Macht“, „Recht“, „Gerechtigkeit“, „Gesellschaft“, „Politik“ usw. erfahren in den verschiedenen kulturellen, völkischen und religiösen Zusammenhängen völlig unterschiedliche Bewertungen und Auslegungen. Die Gewähr unseres Erfolges liegt darin begründet, daß wir in unserem Dialog mit den „anderen“ diese verschiedenen Wertmaßstäbe der „anderen“ immer in unserem Bewußtsein halten und dieses berücksichtigen – davon hängt letztlich auch der Friede in der Welt ab. Eurasien und die eurasischen Völker sollen frei und unabhängig sein. Der Westen wie auch der Osten haben jeweils ihre eigene Wahrheit. Jede Konfession, jedes Volk, jede Kultur hat ihre eigene Wahrheit. Wir können anderen diese Wahrheit mitteilen, dürfen sie ihnen aber nicht aufzwingen. Das Ergebnis wäre sonst „babylonische Sprachverwirrung“ und Völkerhaß.
Aufgrund der Entwicklung in den Informationstechnologien (Weltnetz, elektronische Kommunikationswege usw.) sind die Einwohner Eurasiens einander näher gekommen. Doch um so deutlicher sind auch die kulturellen und religiösen Grenzen geworden. Das ruft neue Gefahren hervor: Kämpfe der Kulturen, neue Terrorwellen und Kriege zwischen den Völkern.
Wie kann man also die Globalisierung mit der Wahrung der ethnischen Eigenarten und Identitäten verbinden? Wie kann man verhindern, daß es durch die Annäherung der Menschen des Kontinents zur „babylonischen Sprachverwirrung“ und -losigkeit und somit zu neuem Völkerhaß kommt? Diese Fragen muß unsere Bewegung lösen.
Eurasien – unsere Mutter
Eurasien und sein Raum sind nicht alles, aber sie sind genug. Eurasien ist kleiner als die Erde, aber größer als jeder auch noch so große Einzelstaat, als jede monokulturelle und monokonfessionelle Zone dieses Planeten. Unsere Aufgabe ist es, für den Frieden auf unserem Kontinent und dadurch für die Entwicklung unseres eurasischen Hauses zu arbeiten. Wir kämpfen für ein großes Ziel, ein Ziel für Starke. Unsere Ahnen haben uns Großes hinterlassen: große Ideen, Geisthöhen, riesige Reiche, gute moralische Orientierungspunkte, großen wirtschaftlichen Reichtum, verschiedene soziale Systeme und Gemeinwesen und einzigartige Sprachen. Eurasien ist zu einer sicheren Plattform für die Zukunft auf einem Fundament gediehen, das in einer tausendjährigen Geschichte geschaffen wurde. Eurasien ist unsere Mutter, unser Boden; es ist uns anvertraut, es ist uns treu, es gibt uns Kräfte und bietet uns Hilfe und Schutz. Eurasische Bewegung ist die ewige Bewegung von den Wurzeln zur Krone des Baumes des Seins – des Weltenbaumes – und von der Krone wieder zu den Wurzeln. Dieser Kreislauf ist der Pulsschlag unseres Lebens, unserer Geschichte, die nicht beendet ist, solange wir leben, denken, fühlen, Augen und Ohren zum Sehen und Hören haben und... Hände zum Handeln.