Metaphysics

Erotismus und Imperialität

Russland erlebt gerade eine Situation, die nicht nur von der Entgegensetzung zwischen verschiedenen politischen und ökonomischen Gesichtspunkten, zwischen den unterschiedlichen, durch die Zugehörigkeit zu einzelnen Volksgruppen, zu sozialen Kategorien oder spezifischen Kulturen, diktierten Orientierungen charakterisiert ist, sondern auch vom grundlegenden Gegensatz zweier fundamentaler Ideologien, von zwei Weltanschauungen, die jeden umfassen, unabhängig von den anderen Schattierungen und Färbungen. Es ist nicht einfach eine Frage der entwickelten Weltanschauungen, die ihren klaren intellektuellen Ausdruck in einer konkreten politischen Lehre gefunden hätten, sondern von gewissen "metaphysischen Wurzeln", die ausschlaggebend für die Basis dieses oder jenes menschlichen Typs sind. Wenn man früher vom "Klassengegensatz" gesprochen hat, scheint es heute angebrachter zu sein von einem "Gegensatz des Typus" zu sprechen, des Kampfes zwischen zwei archetypischen Modellen, die unsere Gesellschaft zwischen "uns" und den "anderen", die "nicht-wir" sind, teilt.
Dieser Kampf der Typen manifestiert sich am häufigsten im Gegensatz von "Patrioten" und "Kosmopoliten", "Männern der Scholle" und "Westlern", "Traditionalisten / Fundamentalisten" und "Progressiven / Demokraten", "Eurasiern" und "Atlantikern", usw.. 

Der Stern des unsichtbaren Imperiums (Über Jean Parvulesco)

Zugleich hat Parvulesco nichts gemein mit den vulgären Repräsentanten des zeitgenössischen Neomystizismus, der als eine Art instrumenteller Kompensation für die technische und informationstechnologische Routine des Alltagsleben weit verbreitet ist. Parvulescos Vision ist schwermütig und tragisch: er hat keinerlei Illusionen über die infernale Natur der zeitgenössischen Welt (in diesem Sinn ist er wahrscheinlich ein Traditionalist). Ihm ist der infantile Optimismus der Theosophen und Okkultisten und die pseudomystische "rosa Brille" des New Age völlig fremd. Aber, anders als viele Traditionalisten mit einem "akademischen" Temperament, beschränkt er sich nicht auf die skeptische Predigt über die "Krise der modernen Welt" und auf leere Worte, die die materialistische Zivilisation am Ende des Kali-Yuga (des schwarzen Zeitalters) verurteilen. Jean Parvulescos Texte sind vom Sakralen erfüllt, das direkt aus ihnen spricht, durch eine traumgleiche, fast prophetische Schicht seltsamer Offenbarungen, von "Besuchen" die aus höheren Sphären durchbrechen, indem sie jene dunklen Energien magisch blockieren, die die kollektive und kosmische Psyche der heutigen Welt erfüllen. Parvulesco ist ein authentischer Visionär, genügend tief und ideologisch vorbereitet, um nicht gleich die ersten Phantome der subtilen Wirklichkeit denen er begegnet als "Lichtboten" zu akzeptieren, sondern zur gleichen Zeit seine Intuition in einer gefährlichen und gewagten "Reise nach innen", zum "Zentrum des schwarzen Sees" der modernen Seele, anspannt, ohne Furcht über die Normen hinauszugehen, die die rationale Dogmatik aufgestellt hat (hier entspringen die vielschichtigen Paradoxien, die sich in Parvulescos Bücher finden). Parvulescos Botschaft kann so definiert werden: "Das Heilige ist aus der täglichen Wirklichkeit der modernen Welt verschwunden, und es ist völlig offensichtlich, daß wir im Ende der Zeiten leben, aber das Heilige ist nicht vergangen (denn es kann nicht einmal theoretisch vergehen, da es ewig ist), sondern wurde in eine nächtliche, unsichtbare Projektion verwandelt, die nun bereit ist, herunterzukommen in den menschlichen, physischen Kosmos in einem schrecklichen, apokalyptischen Gipfelpunkt der Geschichte, an dem die Welt, die ihre spirituelle Natur vergessen und verleugnet hat, gezwungen wird, ihr in einem brutalen Aufblitzen der Offenbarung zu begegnen." So lange dies nicht stattgefunden hat und die Menschheit friedlich in dunklen, materialistischen Illusionen schläft, bleiben nur die wenigen Erwählten, Visionäre, Mitglieder der geheimen Bruderschaft, des Apokalyptischen Ordens, wach und bereiten im Geheimen die Wege für das Kommen der letzten Stunde, des "himmlischen Königreichs", des großen Imperiums der Endzeit.