Der rechte „Nationalbolschewismus“ beruht auf einer Logik: Das Leben einer Nation, eines Staates und eines Volkes ist ein organischer Prozess, der immer sein Zentrum behält. In allen dynamischen Transformationen – einschließlich Krisen, Revolutionen und Aufständen – gibt es eine Dialektik des „Geistes des Volkes“, die zu providentiellen Zielen führt, unabhängig von den Wünschen und dem Willen der direkten Teilnehmer an den Ereignissen. Die Nation bleibt sich selbst – als ein lebendiger Organismus – in den verschiedenen Stadien ihrer Existenz gleich, und selbst ihre Krankheit stellt manchmal ein Syndrom der Erneuerung, einen Weg zur Stärkung dar. Die Existenz der Nation ist tiefer und absoluter als ihre sozio-politische Geschichte.
Dem traditionalen Revolutionär geht es nicht um Treue gegenüber Formen oder Institutionen vergangener Zeiten, sondern gegenüber grundlegenden Prinzipien. Bereits dies mag in den Augen von demokratischen Ideologen als scheußlicher „Dogmatismus“ oder als „reaktionäre Ideologie“ erscheinen; einen Streiter für die Tradition kümmert dies freilich nicht, denn „progressiv“ — was letztlich nichts anderes als seinsvergessen bedeutet — will er um keinen Preis der Welt sein.
Wenn ich mich in dieser Streitschrift positiv auf einige Gedanken von weltanschaulichen Gegnern — etwa Karl Marx — beziehe, dann ist darin kein kruder Eklektizismus zu sehen. Es soll damit auch niemand gewaltsam vereinnahmt werden. Wenn man irgendwo auf logisch richtige Gedankengebäude und Schlüsse stößt, so gibt es keinen Grund, diese nicht zu übernehmen, gleichgültig von wem sie stammen. Dies auch dem Leser gegenüber klar kenntlich zu machen, ist ein Akt intellektueller Redlichkeit. Das Streben nach „Originalität“ ist dagegen eine typisch individualistische Marotte, der ich mich enthalten möchte.
„Wird das Interim als unverhüllte, also auch gestalthafte, Heraufkunft der Titanen betrachtet, so muß mit ihm vor allem eine Veränderung der Erde verknüpft sein, wie sie sich bereits, und nicht zuletzt durch Katastrophen, ankündigt.“(2)
Auch Ernst Jünger konstatiert das Ende der Geschichte, doch nicht in dem undramatischen und behaglichen Sinne wie Francis Fukuyama, der den Erdenball für alle Zukunft von „letzten Menschen" besiedelt sieht, die nur noch Monaden der Konsumption und Produktion einer entgrenzten und globalen Wirtschaft sind. Denn: „Wo die Geschichte endet, führt sie zur Natur oder zum Mythos zurück-mit oder ohne menschliche Präsenz.“(3) Nach Jünger wird die Geschichte dem Mythos Platz machen und zwar, was beinahe schon ein Schlüsselwort seines Spätwerks geworden ist, der Herrschaft der Titanen.
Zugleich hat Parvulesco nichts gemein mit den vulgären Repräsentanten des zeitgenössischen Neomystizismus, der als eine Art instrumenteller Kompensation für die technische und informationstechnologische Routine des Alltagsleben weit verbreitet ist. Parvulescos Vision ist schwermütig und tragisch: er hat keinerlei Illusionen über die infernale Natur der zeitgenössischen Welt (in diesem Sinn ist er wahrscheinlich ein Traditionalist). Ihm ist der infantile Optimismus der Theosophen und Okkultisten und die pseudomystische "rosa Brille" des New Age völlig fremd. Aber, anders als viele Traditionalisten mit einem "akademischen" Temperament, beschränkt er sich nicht auf die skeptische Predigt über die "Krise der modernen Welt" und auf leere Worte, die die materialistische Zivilisation am Ende des Kali-Yuga (des schwarzen Zeitalters) verurteilen. Jean Parvulescos Texte sind vom Sakralen erfüllt, das direkt aus ihnen spricht, durch eine traumgleiche, fast prophetische Schicht seltsamer Offenbarungen, von "Besuchen" die aus höheren Sphären durchbrechen, indem sie jene dunklen Energien magisch blockieren, die die kollektive und kosmische Psyche der heutigen Welt erfüllen. Parvulesco ist ein authentischer Visionär, genügend tief und ideologisch vorbereitet, um nicht gleich die ersten Phantome der subtilen Wirklichkeit denen er begegnet als "Lichtboten" zu akzeptieren, sondern zur gleichen Zeit seine Intuition in einer gefährlichen und gewagten "Reise nach innen", zum "Zentrum des schwarzen Sees" der modernen Seele, anspannt, ohne Furcht über die Normen hinauszugehen, die die rationale Dogmatik aufgestellt hat (hier entspringen die vielschichtigen Paradoxien, die sich in Parvulescos Bücher finden). Parvulescos Botschaft kann so definiert werden: "Das Heilige ist aus der täglichen Wirklichkeit der modernen Welt verschwunden, und es ist völlig offensichtlich, daß wir im Ende der Zeiten leben, aber das Heilige ist nicht vergangen (denn es kann nicht einmal theoretisch vergehen, da es ewig ist), sondern wurde in eine nächtliche, unsichtbare Projektion verwandelt, die nun bereit ist, herunterzukommen in den menschlichen, physischen Kosmos in einem schrecklichen, apokalyptischen Gipfelpunkt der Geschichte, an dem die Welt, die ihre spirituelle Natur vergessen und verleugnet hat, gezwungen wird, ihr in einem brutalen Aufblitzen der Offenbarung zu begegnen." So lange dies nicht stattgefunden hat und die Menschheit friedlich in dunklen, materialistischen Illusionen schläft, bleiben nur die wenigen Erwählten, Visionäre, Mitglieder der geheimen Bruderschaft, des Apokalyptischen Ordens, wach und bereiten im Geheimen die Wege für das Kommen der letzten Stunde, des "himmlischen Königreichs", des großen Imperiums der Endzeit.