„Dramatische Situation!“
Herr Dugin, die USA und Rußland scheinen sich politisch immer weiter voneinander zu entfernen. Neben den politischen Gegensätzen zwischen Wa- shington und Moskau, die weiter zum Vorschein kommen, wird auch auf bei- den Seiten wieder hochgerüstet. Befinden wir uns in einem neuen Kalten Krieg?
Dugin: Wir können diese Situation durchaus als Kalten Krieg bezeichnen. Aber man sollte nicht den Fehler dabei begehen, einfach von einer Neuauflage des früheren Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion aus- zugehen.
...aber es sind wieder die beiden Machtzentren Washington und Moskau? Dugin: Ganz so einfach ist es diesmal nicht. Es gibt in der Tat wieder zwei gro- ße politische Lager. Auf der einen Seite stehen die USA und ihre Verbündeten. Dazu gehören natürlich das sogenannte transatlantische Lager in Europa, aber auch einige Staaten im arabischen Raum wie beispielsweise Saudi-Arabi- en, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Katar.
Europa zählen Sie zum US-Lager?
Dugin: Nein, so kann man das nicht sa- gen. Europa ist sehr komplex, es gibt viele unterschiedliche Kulturen und auch verschiedene politische Strömun- gen. Allerdings scheint derzeit jene poli- tische Strömung, die sich dem US-He- gemonialanspruch unterordnet, die dominante zu sein. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß es gerade in Europa auch sehr viele politische und kulturelle Gegenbewegungen dazu gibt. Und es gibt natürlich nach wie vor Län- der in Europa, die sich mit der US-He- gemonie ganz und gar nicht anfreun- den wollen – wie beispielsweise Serbien. Dennoch: All die Staaten, die sich der „transatlantischen Wertegemeinschaft“ zugehörig fühlen, orientieren sich klar in Richtung Washington. Auch die Bundesrepublik Deutschland tut das.





















