Europe

Η Ευρώπη και η ανθρωπότητα

Η Ευρώπη και η ανθρωπότητα

Φέρνω το παρόν έργο στην προσοχή του κοινού όχι χωρίς κάποια ανησυχία. Οι ιδέες που εκφράζονται σε αυτό πήραν μορφή στο μυαλό μου πριν από δέκα και πλέον χρόνια. Από τότε τις έχω συζητήσει συχνά με διάφορους ανθρώπους, επιθυμώντας είτε να επαληθεύσω τις δικές μου απόψεις είτε να πείσω άλλους. Πολλές από αυτές τις συζητήσεις και αντιπαραθέσεις ήταν αρκετά χρήσιμες για μένα, διότι με ανάγκασαν να επανεξετάσω τις ιδέες και τα επιχειρήματά μου με μεγαλύτερη λεπτομέρεια και να τους δώσω πρόσθετο βάθος. Όμως οι βασικές μου θέσεις παρέμειναν αμετάβλητες.

Liberalismus 2.0

Im gegenwärtigen historischen Moment können wir klar ein sehr wichtiges Phänomen erkennen: eine neue Wende in der liberalen Ideologie. Wie jede andere politische Ideologie verändert sich auch der Liberalismus ständig, aber in einem bestimmten Moment können wir wirklich paradigmatische Verschiebungen feststellen, die uns das Recht dazu geben, zu sagen: Hier endet etwas und etwas Neues beginnt. Das ist der nächste Moment. Er geht oft mit dem Sturz eines bestimmten politischen Regimes einher oder jenem des Gleichgewichtes der Kräfte nach einem ernsthaften Konflikt – im Sinne eines Weltkrieges und so weiter. Aber manchmal geht er unbemerkt auf einer latent unterschwelligen Ebene vorüber. Freilich können wir immer zwischen verschiedenen Symptomen der verursachten Veränderungen unterscheiden, aber ihre Tiefe und die Frage, ob sie den Punkt erreicht haben, an dem es kein Zurück mehr gibt, bleiben weiterhin ungeklärt.

Great Reset: Der Transhumanismus in der Offensive

Das Symbol des Transhumanismus ist ein Kreis mit dem Buchstaben «H» vom Wort human, menschlich, und dem Pluszeichen. «H+». Die Anhänger dieses Trends nehmen begeistert alle Elemente der modernen Technologie an, und die Idee des Fortschritts führen sie zu ihrem logischen Schluss.

Die Verbesserung der Technologie versetzt, nach ihrer Auffassung, die Menschheit in die Lage, künstlich perfektere Wesen zu schaffen, als wir es sind. Dies erreicht man durch die Verbesserung aller menschlichen Körperteile, ihrem Austausch durch künstliche Teile, die sich vom Original nicht mehr unterscheiden. Dies schließt die Technik der Simulation des Bewusstseins oder der Aufzeichnung des Bewusstseins auf speziellen Datenträgern ein – das sogenannte Mindmapping. Die neuesten Entdeckungen im Bereich der Genom-Struktur ermöglichen eine Korrektur des Organismus – eine Verbesserung der Qualität, selbst auf grundlegendem Niveau.

Biden betrachtet Russland als Hauptfeind der Glabalisierung

Biden ist kein konservativer Politiker. Er ist nicht wie Obama und er ist in seinen Positionen bestimmt Anti-Trump und er betrachtet Russland als den Hauptfeind Amerikas und den Hauptfeind der Globalisierung. Das ist aber nicht die Schuld oder der Fehler von Russland, sondern eine Art von politischem Gesetz, weil die Vereinigten Staaten unter Biden vom Präsidenten und den ihn umgebenden Kreisen als die Haupttriebkraft der Globalisierung betrachtet werden und sich Russland dem widersetzt. Trump hat sich zuerst auf die Größe Amerikas und die nationalen Interessen konzentriert und ihm war es egal, dass Russland seinen eigenen Weg geht. Trump hat daher keinen Druck auf Putin oder Russland ausgeübt, sofern die russischen Interessen nicht mit den amerikanischen im Widerspruch standen.
Aber Biden verfolgt eine andere Strategie, er hat eine andere Vorstellung vom Gleichgewicht der Mächte in der Welt. Trump war kein Bewunderer klassischer geopolitischer Konzepte, er war ein Gegner der Globalisierung und ein Anti-Globalist. Und Biden ist das genaue Gegenteil davon: Biden ist ein Anhänger des klassischen geopolitischen Konzepts Seemacht gegen Landmacht - in diesem Konzept wird Russland eindeutig als Landmacht definiert -, Biden ist ein Globalist, der die russische Souveränität, die russische Unabhängigkeit und bestimmte besondere russische Werte, russische Identität und Kultur als Gefahr für die Globalisierung und die Schaffung einer Weltregierung betrachtet. In den Augen Bidens ist deshalb Russland der wahre Feind der Zivilisation, der Feind der Vereinigten Staaten, weil für ihn nicht die Vereinigten Staaten so wichtig sind, sondern vielmehr die globalistische Agenda. Ein Schlagwort seines Wahlkampfes lautete „build back better“ („besser zurückbauen“, Anm.). Was bedeutet „besser“, was bedeutet „zurück“? Wie andere Globalisten meinte Biden damit die Rückkehr zur Strategie der Globalisierung, die in den Zeiten Trumps fast aufgegeben worden war.

 

»Nach dem Tod Gottes folgt logischerweise der Tod des Menschen!«

Die objektorientierte Ontologie ist eine Art Vorahnung oder Vorhersehung der Ankunft des philosophischen Teufels. Daher befindet sich der philosophische Teufel auf der anderen Seite der Objekte und er taucht Stück für Stück auf der Universität, innerhalb der Gender-Studien auf und das ist dann der nächste Schritt, nachdem die analytische Philosophie den Weg für eine nicht-menschliche Art des Denkens bereitet hat. Die künstliche Intelligenz kann ohne Menschen existieren und ohne Leben auf der Erde. Im Falle der objektorientierten Ontologie haben wir es also mit einer echten Wahrheit und nicht mit einer Lüge zu tun. Zum ersten Mal hat die Moderne die Wahrheit über sich gesagt. Was davor bestand, war eine Lüge der Moderne. Die Moderne hat jeden angelogen: »Oh, wir sind für den Menschen, für das Leben, wir versuchen, die Menschen und die Natur von einem transzendenten faschistischen Gott zu befreien.« Das war eine Lüge, die nicht zugunsten des Menschen erfolgte, sondern gegen den Menschen und Gott gerichtet war.

 

»Eine Negation der menschlichen Natur!«

Ich denke, dass es sich dabei nicht um eine neue Strategie, sondern nur um einen neuen Begriff der Globalisten handelt. In der Geschichte der Globalisierung stellt der Begriff »Reset« (Neustart) ein sehr interessantes Konzept dar. Der Inhalt ist derselbe wie bei der Neuen Weltordnung, der Globalisierung, der One World, dem Ende der Geschichte und der Propagierung ultraliberaler Werte. Der Inhalt des »Great Reset« unterscheidet sich nicht zu stark vom Inhalt der Globalisierung, aber wir müssen verstehen, dass die Globalisierung nicht nur ein technischer, geopolitischer oder politischer, sondern auch ein ideologischer Prozess ist, der verschiedene Ebenen miteinander vereint. Zum Beispiel bedeutet sie auch, dass jedes Land, jede Gesellschaft in einen Teil des Westens verwandelt wird, das ist sehr wichtig. Die Verwestlichung stellte einen wichtigen Teil der Globalisierung dar, denn sie stellt die Projektion der westlichen Werte und der westlichen Gesellschaft auf die ganze Menschheit dar. In der Globalisierung wird also der Westen zum Vorbild erhoben. Die zweite Ebene der Globalisierung besteht in einer Projektion der Modernisierung gemeinsam mit der Verwestlichung, das bedeutet, sie ist eine immerzu aktualisierte Fassung der westlichen Werte, nicht derselben westlichen Werte von gestern. Sie stellt den laufenden Prozess einer besonderen Verwandlung dar, den Wandel der westlichen Werte und ihres Paradigmas. Hier kommen wir zu einem wichtigen Punkt: Es handelt sich dabei um einen doppelten Prozess, der einerseits den Westen aktualisiert und andererseits die aktualisierte Version projiziert. 

Interview mit Christian Bouchet über Alexander Dugin

Der rechte „Nationalbolschewismus“ beruht auf einer Logik: Das Leben einer Nation, eines Staates und eines Volkes ist ein organischer Prozess, der immer sein Zentrum behält. In allen dynamischen Transformationen – einschließlich Krisen, Revolutionen und Aufständen – gibt es eine Dialektik des „Geistes des Volkes“, die zu providentiellen Zielen führt, unabhängig von den Wünschen und dem Willen der direkten Teilnehmer an den Ereignissen. Die Nation bleibt sich selbst – als ein lebendiger Organismus – in den verschiedenen Stadien ihrer Existenz gleich, und selbst ihre Krankheit stellt manchmal ein Syndrom der Erneuerung, einen Weg zur Stärkung dar. Die Existenz der Nation ist tiefer und absoluter als ihre sozio-politische Geschichte.

Einführung in die Noomachie (Neunte Vorlesung) – der serbische logos

Vielleicht haben wir Russen die Vorstellung, dass wir noch immer Widerstand leisten oder die Syrer und die Iraner noch immer Widerstand leisten. Aber die Macht welche die Serben übermannt hat, besteht nicht nur aus den Vereinigten Staaten, sondern ist etwas tieferliegendes. Diese Situation sollte keinen Anlass zur Verzweiflung darstellen. Denn die Macht der Kybele und die Rückkehr der Großen Mutter stellt gewissermaßen die Ankunft des Antichristen dar sowie die Befreiung Satans aus dem Abgrund, die von Gott geplant und zugelassen wurde. Und das ist der letzte Test. Ich denke, was den serbischen logos anbelangt ist es nun nicht an der Zeit den Staat oder die Gesellschaft anzuklagen, oder die Russen und den Westen weil sie das tun was sie tun, sondern jetzt ist es an der Zeit, sich auf die Kultivierung des logos zu konzentrieren, weil es sich hierbei um die geplante letzte Prüfung handelt, vielleicht die letzte. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht wird es noch eine weitere Prüfung geben, noch einen zusätzlichen Kampf, noch eine weitere Chance, Sie als Serben haben ja zwei Chancen: Die Gründung des ersten Jugoslawiens und den Kampf Milosevics mitsamt der nationalistischen Erneuerung. Doch beide Chancen wurden vertan, beide wohlgemerkt, aber vielleicht wird es noch eine neue geben.Gesellschaft anzuklagen, oder die Russen und den Westen weil sie das tun was sie tun, sondern jetzt ist es an der Zeit, sich auf die Kultivierung des logos zu konzentrieren, weil es sich hierbei um die geplante letzte Prüfung handelt, vielleicht die letzte. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht wird es noch eine weitere Prüfung geben, noch einen zusätzlichen Kampf, noch eine weitere Chance, Sie als Serben haben ja zwei Chancen: Die Gründung des ersten Jugoslawiens und den Kampf Milosevics mitsamt der nationalistischen Erneuerung. Doch beide Chancen wurden vertan, beide wohlgemerkt, aber vielleicht wird es noch eine neue geben.

Die 4PT: Der Westliche Universalismus

Er bildet die Grundlage aller westlichen Ideologien und der gesamten Moderne, doch kaum einer ist sich seiner bewusst: es ist die Rede vom westlichen Universalismus. Warum glauben wir, dass die westliche Gesellschaft die bestmögliche Form des menschlichen Zusammenlebens ist und alle anderen Zivilisationen der Entwicklung des Westens folgen müssen? Alexander Dugin gehört zu jenen Denkern auf der Welt, welche diesen geistigen Vereinheitlichungsversuchen des Westens aufs Schärfste entgegentreten. Deswegen zählt er heute unter Liberalen in Europa und den USA zu den am meisten verhassten Theoretikern der Welt. Der folgende Text stellt eine Zusammenfassung seiner Gedanken zum Westlichen Universalismus in seinem Buch “The Rise of the Fourth Political Theory. The Fourth Political Theory vol. II” dar.

Einführung in die Noomachie (Achte Vorlesung) – Die noologische Analyse der Moderne

Nun können wir die Geosophie auf Europa anwenden. Wo begann die Moderne? Die Moderne begann teilweise in Italien, teilweise in Nordeuropa, aber das klarste und leuchtendste Beispiel der Moderne war Großbritannien, welches mit der Schöpfung dieser bourgeoisen Version begann. Das war nicht die revolutionäre bourgeoise Geschichte, sondern ihre evolutionär-bourgeoise Variante. Sie versuchten immer mehr bürgerliche Elemente in die Regierung einzubringen. Einer der politischen Theoretiker Englands war Hobbes, doch mit Cromwell und der protestantischen Revolution fand auch eine bürgerliche Revolution statt. Die Ermordung des Zaren Kaisers und damit des Monarchen war eine Art symbolische Entthronung des traditionell indoeuropäischen logos. Der Protestantismus war eine Art Titanismus innerhalb des Christentums. Und all diese Elemente, die Entwicklung des Bürgertums, die Ermordung des Monarchen und des der Protestantismus hatten England in ihrem Zentrum. Und der Kampf der Engländer gegen die Kelten und Katholiken stellte das innere Drama dar. Weil die Moderne in diesem Fall auf der Seite der Angloprotestanten und ihrer Tradition stand, in eben diesem bipolaren Fall der englischen Kultur, standen die Tradition und ihre Kontinuität auf der Seite der Kelten. Aus diesem Grund waren die Kelten in diesem Sinne die letzten Verteidiger einer mehr oder weniger traditionellen Gesellschaft und standen im Gegensatz zur rein modernistischen kybelisch-englischen Gesellschaft.

Einführung in die Noomachie (Siebente Vorlesung) – der christliche logos

Das war also die Transformation des Logos im Rahmen des Protestantismus. In der frühen Phase des Protestantismus war es ein legitimer Anspruch, Beziehungen zwischen dem Dritten Mann (dem versteckten Mann in uns) und Gott zu führen. Der normale, profane Protestantismus hingegen hatte einen ganz anderen Zugang. Dies erwies sich als fatal und führte zur Zerstörung der traditionellen Gesellschaft aufgrund des Titanismus, der mit der Lehre Luthers und insbesondere durch den Calvinismus aufkam. Der Calvinismus ist viel schlimmer als die Lehre Luthers, weil er die radikale Abwesenheit jeglicher Sakralität in der Welt behauptet. Er stellt eine Glorifizierung des Zweiten Mannes als die einzige Möglichkeit Mensch zu sein dar. Er ist profan und zieht die Zerstörung aller Sakralität nach sich. Das war die Voraussetzung für die Ankunft der modernen postchristlichen Zivilisation. Der Protestantismus war der Riss in der großen Mauer der christlichen Zivilisation. Er stellte die Zerstörung der westchristlichen Tradition dar.

 

Die Rückkehr von Settembrini und Naphta im 21. Jahrhundert

Dugin: Zunächst sei gesagt, dass ich den Krieg der Ideen immer dem physischen Krieg vorziehe. And ich bin sehr froh darüber, dass ich mich mit Herrn Bernard-Henri Lévy, welcher weltberühmt ist, nicht in einem physischen Duell austauschen kann – weil wir uns manchmal an der selben Front befinden, normalerweise auf unterschiedlichen Seiten –, daher ziehe ich es vor Ideen auszutauschen, anstatt uns physisch zu duellieren. Vielleicht ist dies der einzige Weg das zu vermeiden, oder es zumindest zu versuchen. Zu allererst möchte ich erwähnen, dass Präsident Macron vor kurzem meinte, dass die Hegemonie des Westens vorbei sei. Unser Präsident, Herr Putin, hat das selbe über den Liberalismus oder globalen Liberalismus gesagt.
Vor kurzem erschien eine neue Ausgabe der Foreign Affairs mit einem Artikel von Fareed Zakaria, der sich mit dem Niedergang der westlichen Macht beschäftigte. Und ich denke, das es offensichtlich ist, dass dieser Niedergang gerade stattfindet. In ihrem Buch „The Empire and the Five Kings“ (Das Reich und die fünf Könige, AM) haben Sie eine sehr interessante Feststellung gemacht, nämlich, dass die amerikanische Präsenz im Nahen Osten schwindet, was Sie am Fall der Kurden festmachen. Ich denke, dass wir ein Ende erreichen, nicht das Ende der Geschichte wie es Herr Fukuyama sagte, sondern das Ende der politischen Moderne. Und das ist das Ende von etwas sehr, sehr Wichtigem, über das wir nachdenken sollten, nämlich das Ende der westlichen Hegemonie oder der amerikanischen Dominanz oder des globalen Liberalismus. Das ist etwas historisches an sich, nicht etwas technisches.
Ich interpretiere es – um es mit den Worten von Friedrich Nietzsche auszudrücken – in dem Sinne, dass am Anbeginn der Moderne die Menschen Gott getötet haben, um sich selbst zu befreien. Aber das war Selbstmord. Indem wir Gott getötet haben, haben wir uns selbst getötet. Und nun befinden wir uns in der letzten Phase des Nihilismus.
Interessant ist, dass Sie in Ihrem Buch das Amerikanischen Empire bzw. das globale Liberale System als das System des Nichts definieren, das auf Nichts aufbaut. Das ist eine sehr interessante Idee und ich möchte Sie fragen, ob Sie noch immer dieses immer mehr offen nihilistische System verteidigen, warum Sie für diese niedergehende Moderne kämpfen und warum Sie all Ihre intellektuelle Kraft aufbringen um sie zu verteidigen?

Lévy: Natürlich kämpfe ich bestimmt nicht für den Nihilismus. 

Was ginge verloren, wenn Heidegger aus dem philosophischen Gedächtnis verschwände

In der Ideengeschichte gibt es Tötungen, Schlachtungen und den Ausruf der „damnatio memoriae“ seit jeher. Auch die Vatermorde durchziehen sie. Selten aber sind sie dauerhaft erfolgreich. Auch der schwächste, oder reduzierteste Gedanke, so dekretierte Adorno einmal, kann nicht ungedacht gemacht werden. Und Rousseau wusste schon: Bei allem, was einmal gedacht wurde, muss sich auch wieder etwas denken lassen.
Der Regelfall sind allerdings nicht die großen Verdammungen, sondern schleichende, mit Karriere- und Modegründen erkaufte Paradigmenwechsel im akademischen Raum, die mit dem Aufkommen eines neuen Leitfossils ältere und vermeintlich weniger attraktive Denkformen und ihre Exponenten verblassen lassen. Sie werden dann nicht mehr gelehrt und zitiert. Damit ist ihr Glanz rasch vorbei, und alle die epigonalen Arbeiten, die von diesem Glanz zehrten, wirken nach wenigen Jahren müde und abgestanden. So ging es innerhalb einiger  Jahrzehnte Marx und den verschiedenen Spielarten des Neomarxismus, so ging es der Leitwährung der siebziger Jahre, den soziologisch-sozialwissenschaftlichen Deutungsmustern- und nicht zuletzt ging es der Systemtheorie und den zeitweise extrem faszinierenden, alles verändernden französischen Differenzphilosophien sechziger und siebziger Jahre nicht anders.

Die Grundlagen „Internationaler Politik"

Heute sprechen viele Politiker und Journalisten über„Internationale Beziehungen". Man könnte fast von einer Art Mode sprechen, die wieder en vogue ist. Während der Zeit der Blockkonfrontation des Kalten Krieges schienen Internationale Beziehungen das Vorrecht von Washington und Moskau. In der bipolaren Konkurrenz zwischen dem westlich-liberalen Block (NATO) auf der einen und der kommunistischen Sphäre (Warschauer Pakt) auf der anderen Seite war der Handlungsspielraum speziell Europas eingeschränkt, man könnte sogar sagen: gelähmt.
Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu Beginn der 1990er Jahre hat sich das geändert. Eine Vielzahl von Konfliktzonen stand - für viele westliche als auch östliche Beobachter „plötzlich" - in Flammen: Es kamen der Zusammenbruch und der Krieg im früheren Jugoslawien in den 1990er Jahren, die Tschetschenienkriege, der Krieg gegen Serbien 1999 mit der Abtrennung der Kosovoprovinz vom serbischen Mutterland, die Kriege gegen Afghanistan und den Irak, der Georgienkrieg und die immer wieder aufflammenden bewaffneten Konflikte in Nahost. Diese Waffengänge überraschten all jene, die tatsächlich glaubten, mit dem Ende des Kalten Krieges trete die Welt in ein Stadium der unipolaren Stabilität ein.

Phönix aus der Asche – Eine Einführung in die vierte politische Theorie

Ein weiterer Schritt könnte der Appell an Tradition und andere prä-moderne Inspirationsquellen, wie z.B. das platonische Staatsideal oder die mittelalterlich hierarchische Gesellschaft und die theologischen Visionen von normativ sozialen und politischen Systemen (christlich, muslimisch, buddhistisch, jüdisch, …), sein. Der Rückgriff auf diese prä-modernen Quellen wären ein immenser Schritt zur Weiterentwicklung der nationalbolschewistischen Synthese. Doch auch eine andere Entwicklung wäre denkbar.

Alexander Dugin – Der postmoderne Antimoderne

Als weltanschaulich schillernder Kopf, dessen Ideen man im Westen aufgrund mangelnder Übersetzungen eher vom Hörensagen als aus eigener Anschauung kennt, übt er eine nachhaltige Faszination auf viele Rechtsintellektuelle aus. Eingeweihte in Deutschland rezipieren das russische Fabeltier schon seit den Neunziger Jahren (etwa durch die damals einzigartigen Russland-Berichte von Wolfgang Strauss in den Staatsbriefen).

Fanatischen „Westlern“ wie Richard Herzinger gilt Dugin seit langem als Vordenker der Mächte des Bösen schlechthin (so spukte er bereits 1995 an der Seite von Alain de Benoist und artverwandten Denkern durch Herzingers Schmöker „Endzeitpropheten – Die Offensive der Antiwestler“).

EURASIEN FÜR DIE POSTMODERNE

Dieser These konnte sich Aleksandr Dugin anschließen. Der Professor an der staatlichen Universität Moskau stellte auf dem Haus der Burschenschaft seine „Vierte Politische Theorie“ vor. Die drei politischen Theorien Liberalismus, Kommunismus und Faschismus hätten sich im letzten Jahrhundert einen harten Kampf um die Vorherschafft geliefert, bei dem der Liberalismus die anderen beiden Systeme geschlagen und vernichtet habe. Daher bedürfe es einer neuen, einer vierten politischen Theorie, die sich gegen den Liberalismus stelle. Diese könne jedoch nicht bloß aus einer Fusion der beiden anderen Konzepte Kommunismus und Faschismus zum Nationalbolschewismus bestehen, sondern müsse einen neuen, anti-​liberalen und anti-​kapitalistischen, aber auch anti-​sozialistischen und anti-​nationalistischen Geist hervorbringen. Eine Rückkehr in die Vor-​Moderne sei ausgeschlossen, so Dugin. 

Gedanken zur Vierten Politischen Theorie

Die offene Ausgestaltung der Vierten Politischen Theorie bietet ausreichend Raum für Interpretationen. Dies ist von Dugin ausdrücklich gewünscht. Manche mögen sagen es ist zu viel Raum. Aber da es das Wesen der Rechten ist kein in sich geschlossenes System entwickeln zu wollen, da die Wirklichkeit zu Komplex ist um sie in ein Schema zu pressen, ist dies eher von Vorteil. Des Weiteren entspricht die partielle Unschärfe auch dem Respekt vor den Unterschieden der von dem Russen skizzierten zivilisatorischen Großräume. 

DUGIN UND HEIDEGGER

Aus diesen Betrachtungen leitet sich ab, dass die Welt multipolar werden muss und die unipolare Hegemonie des Amerikanismus abschütteln sollte. Ja, sie muss die Kultur der „Fremdbestimmung des Daseins“ überwinden, wenn sie die „connection to the roots of …being“ wiederfinden will. Hier erscheint auch wieder die Vision Eurasien, wenn die Forderung nach dem Schmittschen „Großraum“ auftaucht. In diesen Großräumen könnten sich die Kulturen souverän selbständig organisieren, verteilt auf die Kontinente, fern aber von jedem Imperialismus.

DUGINS „VIERTE POLITISCHE THEORIE“

Diese Erste politische Theorie ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie das Individuum zum Subjekt der Geschichte macht. Alles andere spielt für sie keine relevante Rolle und wird nur von der Warte des Einzelnen betrachtet. Da es dem Liberalismus aber immer nur um den Einzelnen geht, steht er allen Dingen, die den Einzelnen einschränken könnten, ausgesprochen kritisch gegenüber. Der liberale Grundgedanke, sich von gesetzlicher Ungleichbehandlung und wirtschaftlichen Schranken zu befreien, wurde in moderner Zeit schließlich zum Kampf gegen Migrationsbarrieren, die traditionelle Familie und soziale Verantwortung. Der Grundgedanke ist dabei immer derselbe: Der Einzelne solle möglichstkeinen Zwängen unterliegen und in seinen Entscheidung keinesfalls eingeschränkt werden.

Warum eine 4. Politische Theorie?

Der russische Vordenker Alexander Dugin ist nicht nur enger Berater des russischen Präsidenten Putin, sondern gilt auch vielen neuen Strömungen (wie etwa den Identitären) als geistiger Ahnherr. Mediale Bekanntheit erlangte er in Österreich durch sein erst kürzlich in Wien stattgefundenes Treffen mit sog. „Rechtsparteien“ aus Europa, darunter auch HC Strache von der FPÖ. Dugin hat sich zum Ziel gesetzt eine „4. politische Theorie“ zu entwickeln, abseits der laut seiner Meinung nach historisch gescheiterten Theorien des Kommunismus, Faschismus, Liberalismus. 

Was ist schlecht mit Europa?

Wir können jetzt kleine Zusammenfassung machen und die Punkte logisch ableiten, die uns aktuellen europäisch-russischen Beziehungen erklären helfen werden.

Modernes Russland

• ist dem Ultra-liberalismus relativ feindlich gesonnen (Es ist mehr traditionalistisch und konservativ geneigt),

• ökonomisch versucht sich Rußland, von der Diktatur der Weltbank und vom Weltwährungsfonds zu befreien,

• will sich geopolitisch als kontinentale und anti-atlantistische Macht defininieren.

Das ist der Grund, warum Russland steht jetzt unter Angriff: in der Ukraine, in Moskau, überall. 

"Für ein starkes und unabhängiges Europa"

Herr Prof. Dugin, bundesdeutsche und österreichische Medien berichten, Sie hätten in einem Interview mit einer ungarischen Nachrichtenseite gesagt, Sie wollten Österreich „auflösen“…

Dugin: Das ist Unsinn.

Aber warum behaupten die Medien das seit Tagen?

Dugin: Ich bin daran gewöhnt. Westliche Mainstream-Medien berichten über mich und meine Positionen generell auf diese Art und Weise: Sie geben meine Ideen entstellt und verunstaltet wider. Das hat damit zu tun, daß man sich in den Redaktionen davor fürchtet, daß sich der Westen immer weiter auflöst und selbst zerlegt. Jeder weiß heute, daß sich die politische Situation in Europa verändern wird. Wir wurden alle Zeugen der nervösen Reaktionen der EU-Eliten nach dem Wahlsieg von SYRIZA in Griechenland. In ganz Europa sind euroskeptische Parteien, die die US-Hegemonie und den ultra-liberalen westlichen Wertekatalog kategorisch ablehnen, auf dem Vormarsch. Ich kann daher die Angst bei denjenigen nachvollziehen, die voll auf die heutige EU setzen. Man kann in diesem Zusammenhang von einer Paranoia sprechen. Wir alle wissen nicht, wie das Europa der Zukunft aussehen wird. Wir wissen nur: Es wird nicht mehr das Europa von heute sein. Ich bin ein Repräsentant des „anderen Europa“, des byzantinischen Europa – auch ich sorge mich um die Zukunft Europas. Aber gleichzeitig ist das auch eine sehr aufregende Entwicklung!

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