Einführung in die Noomachie (Erste Einheit) – Was ist Noomachie?

Was ist also der logos des Dionysos? Das ist interessant. Wenn wir bei Aristoteles bleiben, gelangen wir zu anderen Zweigen seiner Beschreibung der Wissenschaften. Wir entdecken zum Beispiel, dass Aristoteles bei seiner Beschäftigung mit der Physik sagt, dass alles doppelt ist. Es hat Form und Materie. Das ist das anti-logische Konzept der doppelten Einheit. Etwas das einheitlich ist, alles das existiert, ist doppelt. Sie sehen eine Sache, aber in der Realität gibt es zwei Dinge: Materie und Form. Und wenn Sie sie trennen, dann ist da nichts. Das ist die aristotelische Physik. Das ist der komplett andere dionysische Zugang zur Welt. Und dieser wird nicht durch die Logik beschrieben, sondern durch die Rhetorik, weil es um eine Sache geht, aber nicht genau die selbe, nicht so wie in der Logik, weil es das Double gibt. Hier existieren zwei Dinge in einem: Die Form und die Materie. Der dionysische Denkweg und der dionysische logos manifestieren sich in der Fähigkeit, dialektisch zu denken, ein Ding als zwei Dinge zur selben Zeit zu erfassen, eins und zwei, aber in der Logik heißt es eins oder zwei. Aber in der dionysischen Welt nicht, hier gibt es eins und zwei. Hier gibt es kein “hier Mann, hier Frau. Eins und eins.” Nein. Hier gibt es das Androgyne. Das Androgyne ist nicht die Summe von Mann und Frau. Es ist keine Addition. “Wir nehmen den Mann, fügen die Frau hinzu und heraus kommt das Androgyne.” Nein. Es gibt etwas im dionysischen logos, das der Existenz des Männlichen und des Weiblichen vorausgeht. Das Androgyne ist nicht das Resultat einer Kombination. Es ist die Quelle der Geschlechtlichkeit. Das ist keine apollinische Art des Denkens. Das ist der dionysische Weg. Das Androgyne ist die Figur des Dionysos. Es sind zuerst zwei in einem, bevor es zwei gibt. Es ist dort in der Mitte, im Zentrum bevor es Pole gibt. In der apollinischen Welt zum Beispiel gibt es einen und es gibt auch einen anderen Pol und was dazwischen ist, ist zweitrangig. Sie wird durch Grenzen und Pole definiert. In der dionysischen Welt finden wir etwas komplett Anderes vor. Hier gibt es etwas dazwischen und seine Projektion erschafft Pole. So können wir in der Welt, der Kultur, der Religion des dialektischen dionysischen Zugangs leben: den zwei Naturen in Christus (Gott und Mensch). Es ist etwas irrationales in der dionysischen Version. Oder wie kann etwas das Selbe sein und nicht das Selbe, zum Beispiel in der Heiligen Dreifaltigkeit? Es gibt also eine Art dialektischen Zugang, der eine komplett neue Symmetrie in Religion, Kunst und Philosophie schafft.

Die Seuchengötter: Die Geopolitik des Virus und die Blasen des Nichts.

Wenn man die Geschichten über den Markt von Wuhan hört und sich den Kampf zwischen den Fledermäusen und Giftschlangen vorstellt, ihren erbarmungslosen Austausch von Ansteckung und Tod, mikroskopisch kleine Pfeile der Nichtexistenz in Form einer Krone, ist es schwer dabei das Bild von den Blasen des Nichts aus dem Kopf zu bekommen. Das gleiche Gefühl wird durch den Fall des Ölpreises und den Zusammenbruch der Aktienkurse verursacht. Auch der Krieg – mit seiner Besonderheit und dem existenziellen Erwachen – rettet uns nicht vor dem Angriff des Nichts, da die Motivation hinter Modernen Kriegen so tief mit materiellen, finanziellen und korrupten Interessen verwoben ist, wodurch er seine ursprüngliche Reinheit verloren hat: Die direkte Begegnung mit dem Tod. Er dient nur als eine weitere Blase des Nichts, indem er seine Aufgabe erfüllt die Materie in den totalen Abgrund zu führen.
Die Seuche als Ereignis

Die Rückkehr von Settembrini und Naphta im 21. Jahrhundert

Dugin: Zunächst sei gesagt, dass ich den Krieg der Ideen immer dem physischen Krieg vorziehe. And ich bin sehr froh darüber, dass ich mich mit Herrn Bernard-Henri Lévy, welcher weltberühmt ist, nicht in einem physischen Duell austauschen kann – weil wir uns manchmal an der selben Front befinden, normalerweise auf unterschiedlichen Seiten –, daher ziehe ich es vor Ideen auszutauschen, anstatt uns physisch zu duellieren. Vielleicht ist dies der einzige Weg das zu vermeiden, oder es zumindest zu versuchen. Zu allererst möchte ich erwähnen, dass Präsident Macron vor kurzem meinte, dass die Hegemonie des Westens vorbei sei. Unser Präsident, Herr Putin, hat das selbe über den Liberalismus oder globalen Liberalismus gesagt.
Vor kurzem erschien eine neue Ausgabe der Foreign Affairs mit einem Artikel von Fareed Zakaria, der sich mit dem Niedergang der westlichen Macht beschäftigte. Und ich denke, das es offensichtlich ist, dass dieser Niedergang gerade stattfindet. In ihrem Buch „The Empire and the Five Kings“ (Das Reich und die fünf Könige, AM) haben Sie eine sehr interessante Feststellung gemacht, nämlich, dass die amerikanische Präsenz im Nahen Osten schwindet, was Sie am Fall der Kurden festmachen. Ich denke, dass wir ein Ende erreichen, nicht das Ende der Geschichte wie es Herr Fukuyama sagte, sondern das Ende der politischen Moderne. Und das ist das Ende von etwas sehr, sehr Wichtigem, über das wir nachdenken sollten, nämlich das Ende der westlichen Hegemonie oder der amerikanischen Dominanz oder des globalen Liberalismus. Das ist etwas historisches an sich, nicht etwas technisches.
Ich interpretiere es – um es mit den Worten von Friedrich Nietzsche auszudrücken – in dem Sinne, dass am Anbeginn der Moderne die Menschen Gott getötet haben, um sich selbst zu befreien. Aber das war Selbstmord. Indem wir Gott getötet haben, haben wir uns selbst getötet. Und nun befinden wir uns in der letzten Phase des Nihilismus.
Interessant ist, dass Sie in Ihrem Buch das Amerikanischen Empire bzw. das globale Liberale System als das System des Nichts definieren, das auf Nichts aufbaut. Das ist eine sehr interessante Idee und ich möchte Sie fragen, ob Sie noch immer dieses immer mehr offen nihilistische System verteidigen, warum Sie für diese niedergehende Moderne kämpfen und warum Sie all Ihre intellektuelle Kraft aufbringen um sie zu verteidigen?

Lévy: Natürlich kämpfe ich bestimmt nicht für den Nihilismus. 

Die Eurasische Idee: Ein Weg zur multipolaren Weltordnung

Die Idee einer westlich dominierten, unipolaren Welt ist nichts weiter als ein ambitioniertes Projekt, ein Plan oder gar ein «Trend». Die Idee ist außerordentlich gefährlich, aber sie ist keineswegs von Erfolg gekrönt. Überall in der Welt wird Widerstand geleistet – sogar im westlichen Machtbereich selbst, in Europa, erstarken jene Bewegungen, die sich dieser westlich-liberalen Idee nicht unterordnen wollen. Diesem unipolaren Konzept stellen wir das entgegen, was wir die «Eurasische Idee» nennen: Diese Idee orientiert sich nicht – auch wenn der Name dies zunächst vermuten lässt – streng an geografischen Grenzen. Die Eurasische Idee bietet ein Alternativkonzept zur Globalisierung, das für die Welt verschiedene globale Zonen (Pole) vorsieht – im Gegensatz zum unipolaren Weltbild des liberalen Westens ist es also ein multipolares System.

Ein Krieg gegen Teheran würde eine direkte militärische Beteiligung Russlands und Chinas bedeuten.

Die Globalisierer habne alles verloren

Wir wissen nun mit absoluter Gewissheit, warum diese inszenierte Vergiftung Skripals durchgeführt wurde. Man musste sich all diese Geschichten ausdenken um Russland die Verwendung chemischer Waffen auf britischen Territorium unterschieben zu können, damit die anglo-amerikanische Allianz einen Angriff auf Syrien vorbereiten konnte. Ich habe mir die bekannte englische Serie <> angesehen. Im Laufe der Handlung wurde das Gift Novichok eingesetzt. In ihr geht es um eine MI6 Dienststelle, welche in verschiedenen Teilen der Welt eingesetzt wird um Terroristen zu bekämpfen.

Was ginge verloren, wenn Heidegger aus dem philosophischen Gedächtnis verschwände

In der Ideengeschichte gibt es Tötungen, Schlachtungen und den Ausruf der „damnatio memoriae“ seit jeher. Auch die Vatermorde durchziehen sie. Selten aber sind sie dauerhaft erfolgreich. Auch der schwächste, oder reduzierteste Gedanke, so dekretierte Adorno einmal, kann nicht ungedacht gemacht werden. Und Rousseau wusste schon: Bei allem, was einmal gedacht wurde, muss sich auch wieder etwas denken lassen.
Der Regelfall sind allerdings nicht die großen Verdammungen, sondern schleichende, mit Karriere- und Modegründen erkaufte Paradigmenwechsel im akademischen Raum, die mit dem Aufkommen eines neuen Leitfossils ältere und vermeintlich weniger attraktive Denkformen und ihre Exponenten verblassen lassen. Sie werden dann nicht mehr gelehrt und zitiert. Damit ist ihr Glanz rasch vorbei, und alle die epigonalen Arbeiten, die von diesem Glanz zehrten, wirken nach wenigen Jahren müde und abgestanden. So ging es innerhalb einiger  Jahrzehnte Marx und den verschiedenen Spielarten des Neomarxismus, so ging es der Leitwährung der siebziger Jahre, den soziologisch-sozialwissenschaftlichen Deutungsmustern- und nicht zuletzt ging es der Systemtheorie und den zeitweise extrem faszinierenden, alles verändernden französischen Differenzphilosophien sechziger und siebziger Jahre nicht anders.

Die Grundlagen „Internationaler Politik"

Heute sprechen viele Politiker und Journalisten über„Internationale Beziehungen". Man könnte fast von einer Art Mode sprechen, die wieder en vogue ist. Während der Zeit der Blockkonfrontation des Kalten Krieges schienen Internationale Beziehungen das Vorrecht von Washington und Moskau. In der bipolaren Konkurrenz zwischen dem westlich-liberalen Block (NATO) auf der einen und der kommunistischen Sphäre (Warschauer Pakt) auf der anderen Seite war der Handlungsspielraum speziell Europas eingeschränkt, man könnte sogar sagen: gelähmt.
Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu Beginn der 1990er Jahre hat sich das geändert. Eine Vielzahl von Konfliktzonen stand - für viele westliche als auch östliche Beobachter „plötzlich" - in Flammen: Es kamen der Zusammenbruch und der Krieg im früheren Jugoslawien in den 1990er Jahren, die Tschetschenienkriege, der Krieg gegen Serbien 1999 mit der Abtrennung der Kosovoprovinz vom serbischen Mutterland, die Kriege gegen Afghanistan und den Irak, der Georgienkrieg und die immer wieder aufflammenden bewaffneten Konflikte in Nahost. Diese Waffengänge überraschten all jene, die tatsächlich glaubten, mit dem Ende des Kalten Krieges trete die Welt in ein Stadium der unipolaren Stabilität ein.

EUROPA: ZAHNRÄDER DES KRIEGES GESTARTET

Was geschieht gerade in Europa? Diese ganzen Ereignisse waren vorhersehbar. Europa befindet sich am Rande eines Bürgerkrieges. Worum geht es in diesem Krieg? Um das zu verstehen, müssen wir die beiden Hauptmächte dieses Krieges genauer betrachten. Auf der einen Seite stehen die Massen an Migranten aus dem Nahen Osten und Nordafrika. Auf der anderen Seite stehen die europäischen Nationalisten, deren politischer Einfluß mit dem ungehinderten Zustrom der Migranten immer weiter anwächst. Das ergibt die Gleichung: Je mehr Migranten, desto mehr Nationalisten. Und je mehr Migranten gewalttätig werden, desto hysterischer und ungnädiger wird die Reaktion der Nationalisten ausfallen.

Phönix aus der Asche – Eine Einführung in die vierte politische Theorie

Ein weiterer Schritt könnte der Appell an Tradition und andere prä-moderne Inspirationsquellen, wie z.B. das platonische Staatsideal oder die mittelalterlich hierarchische Gesellschaft und die theologischen Visionen von normativ sozialen und politischen Systemen (christlich, muslimisch, buddhistisch, jüdisch, …), sein. Der Rückgriff auf diese prä-modernen Quellen wären ein immenser Schritt zur Weiterentwicklung der nationalbolschewistischen Synthese. Doch auch eine andere Entwicklung wäre denkbar.

Alexander Dugin – Der postmoderne Antimoderne

Als weltanschaulich schillernder Kopf, dessen Ideen man im Westen aufgrund mangelnder Übersetzungen eher vom Hörensagen als aus eigener Anschauung kennt, übt er eine nachhaltige Faszination auf viele Rechtsintellektuelle aus. Eingeweihte in Deutschland rezipieren das russische Fabeltier schon seit den Neunziger Jahren (etwa durch die damals einzigartigen Russland-Berichte von Wolfgang Strauss in den Staatsbriefen).

Fanatischen „Westlern“ wie Richard Herzinger gilt Dugin seit langem als Vordenker der Mächte des Bösen schlechthin (so spukte er bereits 1995 an der Seite von Alain de Benoist und artverwandten Denkern durch Herzingers Schmöker „Endzeitpropheten – Die Offensive der Antiwestler“).

EURASIEN FÜR DIE POSTMODERNE

Dieser These konnte sich Aleksandr Dugin anschließen. Der Professor an der staatlichen Universität Moskau stellte auf dem Haus der Burschenschaft seine „Vierte Politische Theorie“ vor. Die drei politischen Theorien Liberalismus, Kommunismus und Faschismus hätten sich im letzten Jahrhundert einen harten Kampf um die Vorherschafft geliefert, bei dem der Liberalismus die anderen beiden Systeme geschlagen und vernichtet habe. Daher bedürfe es einer neuen, einer vierten politischen Theorie, die sich gegen den Liberalismus stelle. Diese könne jedoch nicht bloß aus einer Fusion der beiden anderen Konzepte Kommunismus und Faschismus zum Nationalbolschewismus bestehen, sondern müsse einen neuen, anti-​liberalen und anti-​kapitalistischen, aber auch anti-​sozialistischen und anti-​nationalistischen Geist hervorbringen. Eine Rückkehr in die Vor-​Moderne sei ausgeschlossen, so Dugin. 

Gedanken zur Vierten Politischen Theorie

Die offene Ausgestaltung der Vierten Politischen Theorie bietet ausreichend Raum für Interpretationen. Dies ist von Dugin ausdrücklich gewünscht. Manche mögen sagen es ist zu viel Raum. Aber da es das Wesen der Rechten ist kein in sich geschlossenes System entwickeln zu wollen, da die Wirklichkeit zu Komplex ist um sie in ein Schema zu pressen, ist dies eher von Vorteil. Des Weiteren entspricht die partielle Unschärfe auch dem Respekt vor den Unterschieden der von dem Russen skizzierten zivilisatorischen Großräume. 

DUGIN UND HEIDEGGER

Aus diesen Betrachtungen leitet sich ab, dass die Welt multipolar werden muss und die unipolare Hegemonie des Amerikanismus abschütteln sollte. Ja, sie muss die Kultur der „Fremdbestimmung des Daseins“ überwinden, wenn sie die „connection to the roots of …being“ wiederfinden will. Hier erscheint auch wieder die Vision Eurasien, wenn die Forderung nach dem Schmittschen „Großraum“ auftaucht. In diesen Großräumen könnten sich die Kulturen souverän selbständig organisieren, verteilt auf die Kontinente, fern aber von jedem Imperialismus.

DUGINS „VIERTE POLITISCHE THEORIE“

Diese Erste politische Theorie ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie das Individuum zum Subjekt der Geschichte macht. Alles andere spielt für sie keine relevante Rolle und wird nur von der Warte des Einzelnen betrachtet. Da es dem Liberalismus aber immer nur um den Einzelnen geht, steht er allen Dingen, die den Einzelnen einschränken könnten, ausgesprochen kritisch gegenüber. Der liberale Grundgedanke, sich von gesetzlicher Ungleichbehandlung und wirtschaftlichen Schranken zu befreien, wurde in moderner Zeit schließlich zum Kampf gegen Migrationsbarrieren, die traditionelle Familie und soziale Verantwortung. Der Grundgedanke ist dabei immer derselbe: Der Einzelne solle möglichstkeinen Zwängen unterliegen und in seinen Entscheidung keinesfalls eingeschränkt werden.

Der lange Weg

War ich während der Sowjetzeit Antikommunist, so änderte sich meine Meinung angesichts der liberalen Revolte im Jahr 1991, die ich als noch schlechter als den Sozialismus einschätzte. Das Ergebnis dieser Analyse war die erste grundlegende Veränderung meiner Weltsicht: ich ließ vom Anti-Kommunismus ab und konzentrierte mich auf den Anti-Liberalismus, da ich den Liberalismus als den Hauptfeind und die letzte Inkarnation des Geistes der Moderne ansah, die ich schon immer als das absolute Böse (im Sinne von Guenon und Evola) ansah. Der Sieg des Liberalismus über den Kommunismus war in meinen Augen der Beweis seiner eschatologischen Natur. ich habe mich daher vom klassischen, eher rechts orientierten Traditionalismus ab- und einem linken Traditionalismus zugewandt, den einige auch als National-Bolschewismus bezeichnen. Dabei ging es ging mir in Wirklichkeit nicht um Kommunismus oder Bolschewismus. Mir ging es immer und geht es auch heute noch um eine totale Ablehnung des Liberalismus, den ich als jene Ideologie empfand, die sich bei ihrem Kampf gegen Kommunisten und Faschisten als konsequent modern, ja als identisch mit dem Wesen der Moderne erwies.

Warum eine 4. Politische Theorie?

Der russische Vordenker Alexander Dugin ist nicht nur enger Berater des russischen Präsidenten Putin, sondern gilt auch vielen neuen Strömungen (wie etwa den Identitären) als geistiger Ahnherr. Mediale Bekanntheit erlangte er in Österreich durch sein erst kürzlich in Wien stattgefundenes Treffen mit sog. „Rechtsparteien“ aus Europa, darunter auch HC Strache von der FPÖ. Dugin hat sich zum Ziel gesetzt eine „4. politische Theorie“ zu entwickeln, abseits der laut seiner Meinung nach historisch gescheiterten Theorien des Kommunismus, Faschismus, Liberalismus. 

Was ist schlecht mit Europa?

Wir können jetzt kleine Zusammenfassung machen und die Punkte logisch ableiten, die uns aktuellen europäisch-russischen Beziehungen erklären helfen werden.

Modernes Russland

• ist dem Ultra-liberalismus relativ feindlich gesonnen (Es ist mehr traditionalistisch und konservativ geneigt),

• ökonomisch versucht sich Rußland, von der Diktatur der Weltbank und vom Weltwährungsfonds zu befreien,

• will sich geopolitisch als kontinentale und anti-atlantistische Macht defininieren.

Das ist der Grund, warum Russland steht jetzt unter Angriff: in der Ukraine, in Moskau, überall. 

Konflikte der Zukunft

In seinem Buch “Konflikte der Zukunft” formuliert Dugin seine Theorie der Multipolaren Welt ausgehend von einer Kritik der Internationalen Beziehungen:

Hierbei geht er zunächst von der sachlichen Vorstellung aus, dass bereits heute eine faktische Ungleichheit zwischen den Nationalstaaten herrscht, das insbesondere bei der US amerikanischen Invasion des Iraks 2003 offensichtlich wurde, als die USA ohne Mandat des UN-Sicherheitsrates dort einfiel. Die Souveränität der Nationalstaaten existiert also nur auf dem Papier – de facto sind sie aber nicht souverän, da sie nicht in der Lage sind sich gegen die Angriffe des Hegemons zu verteidigen, selbst wenn sie sich zu größeren Koalitionen zusammenschließen.

Davon ausgehend betont Dugin die Notwendigkeit, dass sich auf der Welt neue Machtpole herausbilden um dem westlichen Willen zur Macht (d.h. dem Universalismus von Menschenrechts- und Demokratieexport mittels Feuer und Schwert) Einhalt zu gebieten.

"Für ein starkes und unabhängiges Europa"

Herr Prof. Dugin, bundesdeutsche und österreichische Medien berichten, Sie hätten in einem Interview mit einer ungarischen Nachrichtenseite gesagt, Sie wollten Österreich „auflösen“…

Dugin: Das ist Unsinn.

Aber warum behaupten die Medien das seit Tagen?

Dugin: Ich bin daran gewöhnt. Westliche Mainstream-Medien berichten über mich und meine Positionen generell auf diese Art und Weise: Sie geben meine Ideen entstellt und verunstaltet wider. Das hat damit zu tun, daß man sich in den Redaktionen davor fürchtet, daß sich der Westen immer weiter auflöst und selbst zerlegt. Jeder weiß heute, daß sich die politische Situation in Europa verändern wird. Wir wurden alle Zeugen der nervösen Reaktionen der EU-Eliten nach dem Wahlsieg von SYRIZA in Griechenland. In ganz Europa sind euroskeptische Parteien, die die US-Hegemonie und den ultra-liberalen westlichen Wertekatalog kategorisch ablehnen, auf dem Vormarsch. Ich kann daher die Angst bei denjenigen nachvollziehen, die voll auf die heutige EU setzen. Man kann in diesem Zusammenhang von einer Paranoia sprechen. Wir alle wissen nicht, wie das Europa der Zukunft aussehen wird. Wir wissen nur: Es wird nicht mehr das Europa von heute sein. Ich bin ein Repräsentant des „anderen Europa“, des byzantinischen Europa – auch ich sorge mich um die Zukunft Europas. Aber gleichzeitig ist das auch eine sehr aufregende Entwicklung!

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