Gedanken während der Seuche Nummer 2 – Das Ende der Globalisierung

Wir erleben die Schließung der Offenen Gesellschaften und das Übergehen von transnationalen Autoritäten und Zugängen in den ökonomischen, sozialen und politischen Prozessen hin zu nationalen Standards. Willkommen in der Multipolaren Welt! Der Coronavirus hat die Offene Gesellschaft geschlossen, den Prozess der Globalisierung eliminiert, die globale Wirtschaft unterminiert (wir haben bereits darüber gesprochen) und den Völkern wieder die Rückkehr zu den nationalen Grenzen möglich gemacht. Und viele werden mir nun sagen: „Gut, das sind zeitlich beschränkte Maßnahmen, jetzt wird sich jeder daran halten, ein Heilmittel erfinden und dann wird alles wieder so wie früher…“ Das ist aber falsch. Zunächst wird diese Epidemie eine Zeit lang dauern. Selbst die größten Optimisten gehen von einem Zeitraum von sechs Monaten oder einem Jahr aus. Viele sagen, dass er die ganze Menschheit kontaminieren und dass es zu einer Zweiten Welle der Krankheit kommen werde. Manche sagen auch, dass neben einer Zweiten Welle und einem Wiederaufflammen des Virus auch verschiedene Stränge desselben für Probleme sorgen könnten (Zunächst ist aber festzuhalten, dass wir nicht vollständig über seine Konsequenzen und wie ernst und fürchterlich er sein kann informiert sind), ein derartiger Präzedenzfall beweist im Prinzip bereits das totale Scheitern des globalistischen Projekts.

Einführung in die Noomachie (Vierte Einheit) – Der logos der Kybele

In unserer europäischen Tradition haben wir zwei Existenzhorizonte und zwei Dasein. Einer davon ist der logos des Apoll, repräsentiert durch die offizielle Ideologie, die trifunktional ist und der andere ist der logos der Kybele. Dieser besteht vor im Schatten fort, in unserem Unterbewusstsein, in der Tradition der Mutter. Er ist Teil der zweiten, parallelen, versteckten und geheimen Ideologie. Er ist nicht die Leere. Er ist eine Ideologie, die in unseren Gesellschaften gegenwärtig ist, aber nicht offensichtlich, nicht explizit. Er ist der implizite logos der Kybele, der immer noch am Leben ist, weil wir in einer Gesellschaft leben, von der ein großer Teil noch immer aus der Landwirtschaft besteht, da wir sesshaft sind und ihre Produkte essen. Diese Ebene können wir individualisieren und auf den logos der Kybele anwenden, denn der logos der Kybele existiert in uns selbst, weil unsere Gesellschaft zum Teil genau auf diesem Moment der Noomachie gründet. Aber die Noomachie ist ein fortlaufender Prozess. 

Gedanken während der Seuche № 1. Die schwarze Rache des Lichtgottes. Apolls Angriff

Dann wird die Geschichte mit dem Coronavirus, der Pandemie, der Seuche, die die Menschheit dezimiert verständlich.
Apoll ist ein metaphysisches Symbol unseres Appells an uns selbst, an unsere innere Dimension gerade dann, wenn die Menschen gegen diese unsterbliche Seele sündigen, wenn sie zur Gänze von den Elementen der Unterhaltung absorbiert werden, der äußeren Welt, körperlichen Gelüste und dem ständigen Kreisen um die materiellen Güter, die jeder von uns erwirbt oder unzureichend erhält, oder mehr davon will, oder sie schneller ausgeben will oder sie irgendwie verwenden will.

Einführung in die Noomachie (Dritte Einheit) – Der logos der indoeuropäischen Zivilisation

n der platonischen, indoeuropäischen Advaita Tradition haben wir keine Opposition oder die Opposition ist nur eine Art Spiel. Plotinus hat einmal gesagt, dass „das Spiel nur von den Marionetten ernst genommen wird. Die wirklichen Spieler verstehen, dass alles nur ein Spiel ist und nichts ernst ist.’ Aber im Fall des Dvaita Platonismus oder iranischen Dualismus haben wir es nicht mit einem Spiel zu tun. Das ist ein Kampf. Das ist ein Krieg. Und der Krieg ist etwas Ernsthaftes, weil die Kräfte der Dunkelheit, die etwas dem apollinischen logos Entgegengesetztes sind, dieses mal mächtig und mit den Kräften des Lichts vergleichbar sind. Hier haben wir es mit einer gänzlich neuen Haltung zu tun, dem Dualismus. Und wir könnten sehen, dass sich hier etwas dem logos der Kybele annähert. Sowohl der reine apollinische logos im Fall des nicht dualistischen Advaita Platonismus, als auch der Hinduismus kennen den logos der Kybele nicht. Sie betrachten es nicht als etwas Wichtiges. Es ist nicht nur die Oberfläche der Erde, die sehr hart ist. Sie kommen hinunter um wieder aufzusteigen. Sie passen nicht durch das Mauseloch. Sie sind zu groß dafür. Sie sind zu herrlich dafür. Es ist Schicksal, wie eine Schlange zu sein. Niemand kann es sich als Schicksal vorstellen, in die Erde zu gehen, im Loch zu sein, etwas mit der Schlange und der Maus gemeinsam zu haben. Apoll repräsentiert auf eine sehr archaische Art die Position über der Figur der Maus oder des Maulwurfs. Der Maulwurf ist in dieser Weltsicht Satan, weil er blind ist und das Licht nicht sehen kann.

Einführung in die Noomachie (Zweite Einheit) – Geosophie

Wir könnten ihn also auch den maßvollen Ethnozentrismus nennen, einen selbstreflektierten Ethnozentrismus, der die Würde jeder existierenden Entität anerkannt, aber auch das selbe Recht denjenigen zuschreibt, die wir mögen und die wir nicht so gerne mögen. Als ich zum Beispiel diesem Pfad beim Verfassen der Noomachie folgte, habe ich ein Buch über Nordamerika verfasst, genauer gesagt den nordamerikanischen logos. Sie können sich meine Beziehung zur nordamerikanischen Kultur vorstellen. Ich hasse sie schlicht und ergreifend. Als ich mich aber mit dem nordamerikanischen logos beschäftigt habe, begann ich zu entdecken, was das für eine Herausforderung für mich ist. Wenn ich eine russische Version der Kritik am amerikanischen Imperialismus und so weiter schreiben würde, dann wäre das nur eine Karikatur. Das wäre nicht der amerikanische logos. Und indem ich die Abgründe des amerikanischen logos ergründete, habe ich ganz andere Sachen entdeckt. Ich begann sie zu verstehen. Ich stimme ihnen nicht zu, aber jetzt verstehe ich sie. Ich verstehe was sie tun, weil alles in den Zusammenhang passt. Und sie sind erstaunlich konsequent in ihrer Haltung, in ihrem Titanismus, in ihrer Schöpfung einer künstlichen, post-traditionellen Zivilisation. Sie tun, was sie in ihrer Logik tun sollten. Sie erschaffen eine Art amerikanische Gesellschaft im globalen Maßstab, weil sie von Anfang an auf dem Universalismus aufbauten. Ich stimme damit nicht überein, aber es ist ziemlich logisch, wenn wir uns vor Augen führen, dass es eine amerikanische Welt gibt und einen logos dieser amerikanischen Welt. 

Einführung in die Noomachie (Erste Einheit) – Was ist Noomachie?

Was ist also der logos des Dionysos? Das ist interessant. Wenn wir bei Aristoteles bleiben, gelangen wir zu anderen Zweigen seiner Beschreibung der Wissenschaften. Wir entdecken zum Beispiel, dass Aristoteles bei seiner Beschäftigung mit der Physik sagt, dass alles doppelt ist. Es hat Form und Materie. Das ist das anti-logische Konzept der doppelten Einheit. Etwas das einheitlich ist, alles das existiert, ist doppelt. Sie sehen eine Sache, aber in der Realität gibt es zwei Dinge: Materie und Form. Und wenn Sie sie trennen, dann ist da nichts. Das ist die aristotelische Physik. Das ist der komplett andere dionysische Zugang zur Welt. Und dieser wird nicht durch die Logik beschrieben, sondern durch die Rhetorik, weil es um eine Sache geht, aber nicht genau die selbe, nicht so wie in der Logik, weil es das Double gibt. Hier existieren zwei Dinge in einem: Die Form und die Materie. Der dionysische Denkweg und der dionysische logos manifestieren sich in der Fähigkeit, dialektisch zu denken, ein Ding als zwei Dinge zur selben Zeit zu erfassen, eins und zwei, aber in der Logik heißt es eins oder zwei. Aber in der dionysischen Welt nicht, hier gibt es eins und zwei. Hier gibt es kein “hier Mann, hier Frau. Eins und eins.” Nein. Hier gibt es das Androgyne. Das Androgyne ist nicht die Summe von Mann und Frau. Es ist keine Addition. “Wir nehmen den Mann, fügen die Frau hinzu und heraus kommt das Androgyne.” Nein. Es gibt etwas im dionysischen logos, das der Existenz des Männlichen und des Weiblichen vorausgeht. Das Androgyne ist nicht das Resultat einer Kombination. Es ist die Quelle der Geschlechtlichkeit. Das ist keine apollinische Art des Denkens. Das ist der dionysische Weg. Das Androgyne ist die Figur des Dionysos. Es sind zuerst zwei in einem, bevor es zwei gibt. Es ist dort in der Mitte, im Zentrum bevor es Pole gibt. In der apollinischen Welt zum Beispiel gibt es einen und es gibt auch einen anderen Pol und was dazwischen ist, ist zweitrangig. Sie wird durch Grenzen und Pole definiert. In der dionysischen Welt finden wir etwas komplett Anderes vor. Hier gibt es etwas dazwischen und seine Projektion erschafft Pole. So können wir in der Welt, der Kultur, der Religion des dialektischen dionysischen Zugangs leben: den zwei Naturen in Christus (Gott und Mensch). Es ist etwas irrationales in der dionysischen Version. Oder wie kann etwas das Selbe sein und nicht das Selbe, zum Beispiel in der Heiligen Dreifaltigkeit? Es gibt also eine Art dialektischen Zugang, der eine komplett neue Symmetrie in Religion, Kunst und Philosophie schafft.

Die Seuchengötter: Die Geopolitik des Virus und die Blasen des Nichts.

Wenn man die Geschichten über den Markt von Wuhan hört und sich den Kampf zwischen den Fledermäusen und Giftschlangen vorstellt, ihren erbarmungslosen Austausch von Ansteckung und Tod, mikroskopisch kleine Pfeile der Nichtexistenz in Form einer Krone, ist es schwer dabei das Bild von den Blasen des Nichts aus dem Kopf zu bekommen. Das gleiche Gefühl wird durch den Fall des Ölpreises und den Zusammenbruch der Aktienkurse verursacht. Auch der Krieg – mit seiner Besonderheit und dem existenziellen Erwachen – rettet uns nicht vor dem Angriff des Nichts, da die Motivation hinter Modernen Kriegen so tief mit materiellen, finanziellen und korrupten Interessen verwoben ist, wodurch er seine ursprüngliche Reinheit verloren hat: Die direkte Begegnung mit dem Tod. Er dient nur als eine weitere Blase des Nichts, indem er seine Aufgabe erfüllt die Materie in den totalen Abgrund zu führen.
Die Seuche als Ereignis

Die Rückkehr von Settembrini und Naphta im 21. Jahrhundert

Dugin: Zunächst sei gesagt, dass ich den Krieg der Ideen immer dem physischen Krieg vorziehe. And ich bin sehr froh darüber, dass ich mich mit Herrn Bernard-Henri Lévy, welcher weltberühmt ist, nicht in einem physischen Duell austauschen kann – weil wir uns manchmal an der selben Front befinden, normalerweise auf unterschiedlichen Seiten –, daher ziehe ich es vor Ideen auszutauschen, anstatt uns physisch zu duellieren. Vielleicht ist dies der einzige Weg das zu vermeiden, oder es zumindest zu versuchen. Zu allererst möchte ich erwähnen, dass Präsident Macron vor kurzem meinte, dass die Hegemonie des Westens vorbei sei. Unser Präsident, Herr Putin, hat das selbe über den Liberalismus oder globalen Liberalismus gesagt.
Vor kurzem erschien eine neue Ausgabe der Foreign Affairs mit einem Artikel von Fareed Zakaria, der sich mit dem Niedergang der westlichen Macht beschäftigte. Und ich denke, das es offensichtlich ist, dass dieser Niedergang gerade stattfindet. In ihrem Buch „The Empire and the Five Kings“ (Das Reich und die fünf Könige, AM) haben Sie eine sehr interessante Feststellung gemacht, nämlich, dass die amerikanische Präsenz im Nahen Osten schwindet, was Sie am Fall der Kurden festmachen. Ich denke, dass wir ein Ende erreichen, nicht das Ende der Geschichte wie es Herr Fukuyama sagte, sondern das Ende der politischen Moderne. Und das ist das Ende von etwas sehr, sehr Wichtigem, über das wir nachdenken sollten, nämlich das Ende der westlichen Hegemonie oder der amerikanischen Dominanz oder des globalen Liberalismus. Das ist etwas historisches an sich, nicht etwas technisches.
Ich interpretiere es – um es mit den Worten von Friedrich Nietzsche auszudrücken – in dem Sinne, dass am Anbeginn der Moderne die Menschen Gott getötet haben, um sich selbst zu befreien. Aber das war Selbstmord. Indem wir Gott getötet haben, haben wir uns selbst getötet. Und nun befinden wir uns in der letzten Phase des Nihilismus.
Interessant ist, dass Sie in Ihrem Buch das Amerikanischen Empire bzw. das globale Liberale System als das System des Nichts definieren, das auf Nichts aufbaut. Das ist eine sehr interessante Idee und ich möchte Sie fragen, ob Sie noch immer dieses immer mehr offen nihilistische System verteidigen, warum Sie für diese niedergehende Moderne kämpfen und warum Sie all Ihre intellektuelle Kraft aufbringen um sie zu verteidigen?

Lévy: Natürlich kämpfe ich bestimmt nicht für den Nihilismus. 

Die Eurasische Idee: Ein Weg zur multipolaren Weltordnung

Die Idee einer westlich dominierten, unipolaren Welt ist nichts weiter als ein ambitioniertes Projekt, ein Plan oder gar ein «Trend». Die Idee ist außerordentlich gefährlich, aber sie ist keineswegs von Erfolg gekrönt. Überall in der Welt wird Widerstand geleistet – sogar im westlichen Machtbereich selbst, in Europa, erstarken jene Bewegungen, die sich dieser westlich-liberalen Idee nicht unterordnen wollen. Diesem unipolaren Konzept stellen wir das entgegen, was wir die «Eurasische Idee» nennen: Diese Idee orientiert sich nicht – auch wenn der Name dies zunächst vermuten lässt – streng an geografischen Grenzen. Die Eurasische Idee bietet ein Alternativkonzept zur Globalisierung, das für die Welt verschiedene globale Zonen (Pole) vorsieht – im Gegensatz zum unipolaren Weltbild des liberalen Westens ist es also ein multipolares System.

Ein Krieg gegen Teheran würde eine direkte militärische Beteiligung Russlands und Chinas bedeuten.

Die Globalisierer habne alles verloren

Wir wissen nun mit absoluter Gewissheit, warum diese inszenierte Vergiftung Skripals durchgeführt wurde. Man musste sich all diese Geschichten ausdenken um Russland die Verwendung chemischer Waffen auf britischen Territorium unterschieben zu können, damit die anglo-amerikanische Allianz einen Angriff auf Syrien vorbereiten konnte. Ich habe mir die bekannte englische Serie <> angesehen. Im Laufe der Handlung wurde das Gift Novichok eingesetzt. In ihr geht es um eine MI6 Dienststelle, welche in verschiedenen Teilen der Welt eingesetzt wird um Terroristen zu bekämpfen.

Was ginge verloren, wenn Heidegger aus dem philosophischen Gedächtnis verschwände

In der Ideengeschichte gibt es Tötungen, Schlachtungen und den Ausruf der „damnatio memoriae“ seit jeher. Auch die Vatermorde durchziehen sie. Selten aber sind sie dauerhaft erfolgreich. Auch der schwächste, oder reduzierteste Gedanke, so dekretierte Adorno einmal, kann nicht ungedacht gemacht werden. Und Rousseau wusste schon: Bei allem, was einmal gedacht wurde, muss sich auch wieder etwas denken lassen.
Der Regelfall sind allerdings nicht die großen Verdammungen, sondern schleichende, mit Karriere- und Modegründen erkaufte Paradigmenwechsel im akademischen Raum, die mit dem Aufkommen eines neuen Leitfossils ältere und vermeintlich weniger attraktive Denkformen und ihre Exponenten verblassen lassen. Sie werden dann nicht mehr gelehrt und zitiert. Damit ist ihr Glanz rasch vorbei, und alle die epigonalen Arbeiten, die von diesem Glanz zehrten, wirken nach wenigen Jahren müde und abgestanden. So ging es innerhalb einiger  Jahrzehnte Marx und den verschiedenen Spielarten des Neomarxismus, so ging es der Leitwährung der siebziger Jahre, den soziologisch-sozialwissenschaftlichen Deutungsmustern- und nicht zuletzt ging es der Systemtheorie und den zeitweise extrem faszinierenden, alles verändernden französischen Differenzphilosophien sechziger und siebziger Jahre nicht anders.

Die Grundlagen „Internationaler Politik"

Heute sprechen viele Politiker und Journalisten über„Internationale Beziehungen". Man könnte fast von einer Art Mode sprechen, die wieder en vogue ist. Während der Zeit der Blockkonfrontation des Kalten Krieges schienen Internationale Beziehungen das Vorrecht von Washington und Moskau. In der bipolaren Konkurrenz zwischen dem westlich-liberalen Block (NATO) auf der einen und der kommunistischen Sphäre (Warschauer Pakt) auf der anderen Seite war der Handlungsspielraum speziell Europas eingeschränkt, man könnte sogar sagen: gelähmt.
Seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu Beginn der 1990er Jahre hat sich das geändert. Eine Vielzahl von Konfliktzonen stand - für viele westliche als auch östliche Beobachter „plötzlich" - in Flammen: Es kamen der Zusammenbruch und der Krieg im früheren Jugoslawien in den 1990er Jahren, die Tschetschenienkriege, der Krieg gegen Serbien 1999 mit der Abtrennung der Kosovoprovinz vom serbischen Mutterland, die Kriege gegen Afghanistan und den Irak, der Georgienkrieg und die immer wieder aufflammenden bewaffneten Konflikte in Nahost. Diese Waffengänge überraschten all jene, die tatsächlich glaubten, mit dem Ende des Kalten Krieges trete die Welt in ein Stadium der unipolaren Stabilität ein.

EUROPA: ZAHNRÄDER DES KRIEGES GESTARTET

Was geschieht gerade in Europa? Diese ganzen Ereignisse waren vorhersehbar. Europa befindet sich am Rande eines Bürgerkrieges. Worum geht es in diesem Krieg? Um das zu verstehen, müssen wir die beiden Hauptmächte dieses Krieges genauer betrachten. Auf der einen Seite stehen die Massen an Migranten aus dem Nahen Osten und Nordafrika. Auf der anderen Seite stehen die europäischen Nationalisten, deren politischer Einfluß mit dem ungehinderten Zustrom der Migranten immer weiter anwächst. Das ergibt die Gleichung: Je mehr Migranten, desto mehr Nationalisten. Und je mehr Migranten gewalttätig werden, desto hysterischer und ungnädiger wird die Reaktion der Nationalisten ausfallen.

Phönix aus der Asche – Eine Einführung in die vierte politische Theorie

Ein weiterer Schritt könnte der Appell an Tradition und andere prä-moderne Inspirationsquellen, wie z.B. das platonische Staatsideal oder die mittelalterlich hierarchische Gesellschaft und die theologischen Visionen von normativ sozialen und politischen Systemen (christlich, muslimisch, buddhistisch, jüdisch, …), sein. Der Rückgriff auf diese prä-modernen Quellen wären ein immenser Schritt zur Weiterentwicklung der nationalbolschewistischen Synthese. Doch auch eine andere Entwicklung wäre denkbar.

Alexander Dugin – Der postmoderne Antimoderne

Als weltanschaulich schillernder Kopf, dessen Ideen man im Westen aufgrund mangelnder Übersetzungen eher vom Hörensagen als aus eigener Anschauung kennt, übt er eine nachhaltige Faszination auf viele Rechtsintellektuelle aus. Eingeweihte in Deutschland rezipieren das russische Fabeltier schon seit den Neunziger Jahren (etwa durch die damals einzigartigen Russland-Berichte von Wolfgang Strauss in den Staatsbriefen).

Fanatischen „Westlern“ wie Richard Herzinger gilt Dugin seit langem als Vordenker der Mächte des Bösen schlechthin (so spukte er bereits 1995 an der Seite von Alain de Benoist und artverwandten Denkern durch Herzingers Schmöker „Endzeitpropheten – Die Offensive der Antiwestler“).

EURASIEN FÜR DIE POSTMODERNE

Dieser These konnte sich Aleksandr Dugin anschließen. Der Professor an der staatlichen Universität Moskau stellte auf dem Haus der Burschenschaft seine „Vierte Politische Theorie“ vor. Die drei politischen Theorien Liberalismus, Kommunismus und Faschismus hätten sich im letzten Jahrhundert einen harten Kampf um die Vorherschafft geliefert, bei dem der Liberalismus die anderen beiden Systeme geschlagen und vernichtet habe. Daher bedürfe es einer neuen, einer vierten politischen Theorie, die sich gegen den Liberalismus stelle. Diese könne jedoch nicht bloß aus einer Fusion der beiden anderen Konzepte Kommunismus und Faschismus zum Nationalbolschewismus bestehen, sondern müsse einen neuen, anti-​liberalen und anti-​kapitalistischen, aber auch anti-​sozialistischen und anti-​nationalistischen Geist hervorbringen. Eine Rückkehr in die Vor-​Moderne sei ausgeschlossen, so Dugin. 

Gedanken zur Vierten Politischen Theorie

Die offene Ausgestaltung der Vierten Politischen Theorie bietet ausreichend Raum für Interpretationen. Dies ist von Dugin ausdrücklich gewünscht. Manche mögen sagen es ist zu viel Raum. Aber da es das Wesen der Rechten ist kein in sich geschlossenes System entwickeln zu wollen, da die Wirklichkeit zu Komplex ist um sie in ein Schema zu pressen, ist dies eher von Vorteil. Des Weiteren entspricht die partielle Unschärfe auch dem Respekt vor den Unterschieden der von dem Russen skizzierten zivilisatorischen Großräume. 

DUGIN UND HEIDEGGER

Aus diesen Betrachtungen leitet sich ab, dass die Welt multipolar werden muss und die unipolare Hegemonie des Amerikanismus abschütteln sollte. Ja, sie muss die Kultur der „Fremdbestimmung des Daseins“ überwinden, wenn sie die „connection to the roots of …being“ wiederfinden will. Hier erscheint auch wieder die Vision Eurasien, wenn die Forderung nach dem Schmittschen „Großraum“ auftaucht. In diesen Großräumen könnten sich die Kulturen souverän selbständig organisieren, verteilt auf die Kontinente, fern aber von jedem Imperialismus.

DUGINS „VIERTE POLITISCHE THEORIE“

Diese Erste politische Theorie ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie das Individuum zum Subjekt der Geschichte macht. Alles andere spielt für sie keine relevante Rolle und wird nur von der Warte des Einzelnen betrachtet. Da es dem Liberalismus aber immer nur um den Einzelnen geht, steht er allen Dingen, die den Einzelnen einschränken könnten, ausgesprochen kritisch gegenüber. Der liberale Grundgedanke, sich von gesetzlicher Ungleichbehandlung und wirtschaftlichen Schranken zu befreien, wurde in moderner Zeit schließlich zum Kampf gegen Migrationsbarrieren, die traditionelle Familie und soziale Verantwortung. Der Grundgedanke ist dabei immer derselbe: Der Einzelne solle möglichstkeinen Zwängen unterliegen und in seinen Entscheidung keinesfalls eingeschränkt werden.

Der lange Weg

War ich während der Sowjetzeit Antikommunist, so änderte sich meine Meinung angesichts der liberalen Revolte im Jahr 1991, die ich als noch schlechter als den Sozialismus einschätzte. Das Ergebnis dieser Analyse war die erste grundlegende Veränderung meiner Weltsicht: ich ließ vom Anti-Kommunismus ab und konzentrierte mich auf den Anti-Liberalismus, da ich den Liberalismus als den Hauptfeind und die letzte Inkarnation des Geistes der Moderne ansah, die ich schon immer als das absolute Böse (im Sinne von Guenon und Evola) ansah. Der Sieg des Liberalismus über den Kommunismus war in meinen Augen der Beweis seiner eschatologischen Natur. ich habe mich daher vom klassischen, eher rechts orientierten Traditionalismus ab- und einem linken Traditionalismus zugewandt, den einige auch als National-Bolschewismus bezeichnen. Dabei ging es ging mir in Wirklichkeit nicht um Kommunismus oder Bolschewismus. Mir ging es immer und geht es auch heute noch um eine totale Ablehnung des Liberalismus, den ich als jene Ideologie empfand, die sich bei ihrem Kampf gegen Kommunisten und Faschisten als konsequent modern, ja als identisch mit dem Wesen der Moderne erwies.

Warum eine 4. Politische Theorie?

Der russische Vordenker Alexander Dugin ist nicht nur enger Berater des russischen Präsidenten Putin, sondern gilt auch vielen neuen Strömungen (wie etwa den Identitären) als geistiger Ahnherr. Mediale Bekanntheit erlangte er in Österreich durch sein erst kürzlich in Wien stattgefundenes Treffen mit sog. „Rechtsparteien“ aus Europa, darunter auch HC Strache von der FPÖ. Dugin hat sich zum Ziel gesetzt eine „4. politische Theorie“ zu entwickeln, abseits der laut seiner Meinung nach historisch gescheiterten Theorien des Kommunismus, Faschismus, Liberalismus. 

Was ist schlecht mit Europa?

Wir können jetzt kleine Zusammenfassung machen und die Punkte logisch ableiten, die uns aktuellen europäisch-russischen Beziehungen erklären helfen werden.

Modernes Russland

• ist dem Ultra-liberalismus relativ feindlich gesonnen (Es ist mehr traditionalistisch und konservativ geneigt),

• ökonomisch versucht sich Rußland, von der Diktatur der Weltbank und vom Weltwährungsfonds zu befreien,

• will sich geopolitisch als kontinentale und anti-atlantistische Macht defininieren.

Das ist der Grund, warum Russland steht jetzt unter Angriff: in der Ukraine, in Moskau, überall. 

Konflikte der Zukunft

In seinem Buch “Konflikte der Zukunft” formuliert Dugin seine Theorie der Multipolaren Welt ausgehend von einer Kritik der Internationalen Beziehungen:

Hierbei geht er zunächst von der sachlichen Vorstellung aus, dass bereits heute eine faktische Ungleichheit zwischen den Nationalstaaten herrscht, das insbesondere bei der US amerikanischen Invasion des Iraks 2003 offensichtlich wurde, als die USA ohne Mandat des UN-Sicherheitsrates dort einfiel. Die Souveränität der Nationalstaaten existiert also nur auf dem Papier – de facto sind sie aber nicht souverän, da sie nicht in der Lage sind sich gegen die Angriffe des Hegemons zu verteidigen, selbst wenn sie sich zu größeren Koalitionen zusammenschließen.

Davon ausgehend betont Dugin die Notwendigkeit, dass sich auf der Welt neue Machtpole herausbilden um dem westlichen Willen zur Macht (d.h. dem Universalismus von Menschenrechts- und Demokratieexport mittels Feuer und Schwert) Einhalt zu gebieten.

"Für ein starkes und unabhängiges Europa"

Herr Prof. Dugin, bundesdeutsche und österreichische Medien berichten, Sie hätten in einem Interview mit einer ungarischen Nachrichtenseite gesagt, Sie wollten Österreich „auflösen“…

Dugin: Das ist Unsinn.

Aber warum behaupten die Medien das seit Tagen?

Dugin: Ich bin daran gewöhnt. Westliche Mainstream-Medien berichten über mich und meine Positionen generell auf diese Art und Weise: Sie geben meine Ideen entstellt und verunstaltet wider. Das hat damit zu tun, daß man sich in den Redaktionen davor fürchtet, daß sich der Westen immer weiter auflöst und selbst zerlegt. Jeder weiß heute, daß sich die politische Situation in Europa verändern wird. Wir wurden alle Zeugen der nervösen Reaktionen der EU-Eliten nach dem Wahlsieg von SYRIZA in Griechenland. In ganz Europa sind euroskeptische Parteien, die die US-Hegemonie und den ultra-liberalen westlichen Wertekatalog kategorisch ablehnen, auf dem Vormarsch. Ich kann daher die Angst bei denjenigen nachvollziehen, die voll auf die heutige EU setzen. Man kann in diesem Zusammenhang von einer Paranoia sprechen. Wir alle wissen nicht, wie das Europa der Zukunft aussehen wird. Wir wissen nur: Es wird nicht mehr das Europa von heute sein. Ich bin ein Repräsentant des „anderen Europa“, des byzantinischen Europa – auch ich sorge mich um die Zukunft Europas. Aber gleichzeitig ist das auch eine sehr aufregende Entwicklung!

"Jeder Westler ist ein Rassist"

SPIEGEL: Wenn Putin sagt, Russland müsse nicht nur überall die ethnischen Russen schützen, sondern alle, die sich der russischen Welt zugehörig fühlen, dann ist er doch ganz nah bei Ihnen. Auch er stemmt sich gegen eine amerikanische Hegemonie. Andererseits sagen Sie, Putin glaube an keine Idee. Kommt er dem Westen immer noch zu sehr entgegen?

Dugin: Ja, natürlich. Er ist eine gespaltene Persönlichkeit. Es gibt den lunaren und den solaren Putin, wie ich ihn nenne. Der solare Putin ist der Putin, wie ich ihn sehen möchte. Der lunare aber betrachtet die Welt aus der Perspektive von Verträgen, Kooperationen, Gaslieferungen. Das ist der Pragmatiker. Zwischen beiden gibt es einen Konflikt. Putin ist eine zutiefst gespaltene Person: zuerst die Annexion der Krim – und danach Schritt für Schritt in die Gegenrichtung. Er hat beim Geheimdienst gearbeitet – vielleicht sagt er des- wegen immer genau das Gegenteil von dem, was er meint.

Satans Streitmacht greift an. Jüngste Gericht

Der russische Philosoph, Alexander Dugin, erklärt die Bedeutung der jüngsten Gerichten auf die russisch-orthodoxe Kirche.
Er ist der Inhaber des Lehrstuhls für Soziologie der internationalen Beziehungen an der soziologischen Fakultät der Staatsuniversität in Moskau und einer der führenden Vertreter der Eurasischen Bewegung.
Was ist die Eschatologie?
Wie muss man die Idee von Ende der Zeit verstehen and interpretieren?
Wie kanna man eschatologiesche Momente erleben?

Der Krieg gegen Rußland in seiner ideologischen Dimension

Der Krieg gegen Rußland ist die derzeit meistdikutierte Angelegenheit im Westen. Noch ist er Vorschlag und Möglichkeit. Er kann Wirklichkeit werden, abhängig von den Entscheidungen aller im ukrainischen Konflikt Beteiligten – Moskau, Washington, Kiew, Brüssel. Ich möchte hier nicht alle Aspekte und die Geschichte dieses Konflikts diskutieren. Stattdessen schlage ich eine Analyse seiner tiefen ideologischen Wurzeln vor. Meine Sicht der wesentlichen Ereignisse basiert auf der Vierten Politischen Theorie, deren Prinzipien ich in meinem gleichnamigen Buch beschrieben habe, welches vor einigen Jahren im Verlagshaus Arktos auf Englisch erschienen ist.

So werde ich den Krieg des Westens mit Rußland nicht bezüglich seiner Risiken, Gefahren, Probleme, Kosten oder Konsequenzen untersuchen, sondern seine ideologische Bedeutung im globalen Maßstab. Ich werde über den Sinn eines solchen Krieges nachdenken, nicht über den Krieg selbst, real oder virtuell.

Revolution und Tradition

Dem traditionalen Revolutionär geht es nicht um Treue gegenüber Formen oder Institutionen vergangener Zeiten, sondern gegenüber grundlegenden Prinzipien. Bereits dies mag in den Augen von demokratischen Ideologen als scheußlicher „Dogmatismus“ oder als „reaktionäre Ideologie“ erscheinen; einen Streiter für die Tradition kümmert dies freilich nicht, denn „progressiv“ — was letztlich nichts anderes als seinsvergessen bedeutet — will er um keinen Preis der Welt sein.

Wenn ich mich in dieser Streitschrift positiv auf einige Gedanken von weltanschaulichen Gegnern — etwa Karl Marx — beziehe, dann ist darin kein kruder Eklektizismus zu sehen. Es soll damit auch niemand gewaltsam vereinnahmt werden. Wenn man irgendwo auf logisch richtige Gedankengebäude und Schlüsse stößt, so gibt es keinen Grund, diese nicht zu übernehmen, gleichgültig von wem sie stammen. Dies auch dem Leser gegenüber klar kenntlich zu machen, ist ein Akt intellektueller Redlichkeit. Das Streben nach „Originalität“ ist dagegen eine typisch individualistische Marotte, der ich mich enthalten möchte.

Evola von links betrachtet

Bei Evola gibt es einen sehr interessanten Aspekt, der sich in den ersten und letzten Lebensabschnitten dieses Philosophen zeigt und der manchmal als „Anarchismus von rechts“ bezeichnet wird; er tritt in Evolas künstlerischen Jugendwerken und besonders in dem Buch Den Tiger reiten (1961, dt. 1997) zutage. Zugleich trennt seine durchgängig und beständig antibürgerliche Haltung Evola unversöhnlich von der konventionellen Rechten des Westens. Auf der anderen Seite war Evola innerhalb der Tradition immer von den abseitigen Bereichen angezogen, die mehr oder weniger zur Perspektive des Weges der linken Hand führen. In der Gesamtheit seiner Schriften springt sicherlich der „revolutionäre“ Aspekt stark ins Auge, den man als „das Linke“ in der Botschaft Julius Evolas bezeichnen könnte. Die vollständige Deckungslosigkeit mit der modernen westlichen Realität, die radikale Verachtung der bürgerlichen Werte bringt Evola sicher in die Nähe mancher Kreise der Linken. Dieses Phänomen ist nicht eine Äußerung seiner persönlichen Natur, sondern hier liegt ein äußerst bedeutsames Kennzeichen.

Eurasien über alles

In der russischen Gesellschaft  besonders in der politisch-sozialen Sphäre  ist am Anfang des neuen Jahrtausends ein krankhaftes Defizit der Ideen fühlbar. Die Mehrheit der Menschen  darunter auch Herrscher, Politiker, Wissenschaftler und Arbeiter  lassen sich in ihren politischen Entscheidungen von einer Kombination aus augenblicklichen Faktoren, zufälligen Interessen sowie vergänglichen ephemerischen Aufrufen leiten. Die Folgen sind der Verlust des Empfindens eines Lebenssinns, der Vorstellung einer Logik hinter der Geschichte, von Aufgaben des Menschen und vom Waltens des Schicksals der Welt. Das soziale Verhalten des Einzelnen wird durch aggressive Reklame bestimmt. An die Stelle einer sinnvollen und verantwortlichen politischen Weltanschauung ist eine mehr oder minder durch „Public relations“ bestimmte Informationswelt getreten. Der Ausgang des Ideenkampfes wird durch den Umfang der Investitionen und die Qualität der Politpropaganda bestimmt. Dramatische Zusammenstöße der Völker, Kulturen und Religionen sind in „Shows“ verwandelt worden. Diese werden von multinationalen Kooperationen und Gesellschaften inszeniert, um von den wirtschaftlichen Interessen dieser Giganten abzulenken. Menschliches Blut, menschliches Leben, menschlicher Geist werden zu statistischen Abstrakta, zum Gebrauchswert, bestenfalls noch zur demagogischen Redewendung in süßlichem und zweideutigem Stöhnen, in dem der doppelte Standard versteckt ist. An die Stelle der totalitären Nichtinfizierung ist die totalitäre Gleichgültigkeit getreten. Die Mehrheit der politischen Parteien haben sich zu sozialen Bewegungen formiert und verfolgen nur noch Konjunkturziele. Praktisch nirgends kann man eine klare und konsequente Weltanschauung finden, die den Menschen aus dem Zustand der schlummernden Gleichgültigkeit befreien kann; erst eine solche Weltanschauung vermag dem Leben einen Sinn zu geben.

 

Die Vierte Politische Theorie

Um auf dem Weg zur Entwicklung einer Vierten Politischen Theorie voranzuschreiten, müssen wir:

• die politische Geschichte der letzten Jahrhunderte von neuen Standpunkten aus erforschen, jenseits der Bezugsrahmen und Klischees alter Ideologien;

• das Tiefengefüge der vor unseren Augen entstehenden Weltgesellschaft deutlich erkennen;

• das Paradigma der Postmoderne richtig entschlüsseln;

• lernen, weder politische Ideen noch Programme noch Strategien anzufechten, sondern die objektive Wirklichkeit des Status quo, den sozial relevantesten Aspekt der apolitischen, zersplitterten (Post-)Gesellschaft;

• und zuletzt, ein eigenständiges politisches Modell ausersinnen, das aus dieser Welt von Stillst.nden, Sackgassen und der ewigen Wiederkehr des Immergleichen (nach Baudrillard, die "Nachgeschichte") mit einem neuen Projekt herausbricht.

Die Entstehung der Eurasischen Bewegung und Alexander Dugins Beitrag

Mit der Verbreitung des eurasischen Gedankens durch Alexander, konnten erstmals bedeutende Strömungen des patriotischen russischen Lagers unter dieser Idee zusammengeführt werden. Dem Eurasianismus verpflichtet, sehen sich nunmehr neostalinistische Bolschewisten, antikommunistische Konservative, Monarchisten, orthodoxe Fundamentalisten und Faschisten. Dugin selbst beeinflusst und berät wesentliche Machtinstanzen des russischen Staates. Im deutschsprachigen Raum ist der eurasische Philosoph dagegen unbekannt – ganz im Gegensatz zu Frankreich, Italien oder Belgien.

Es stellt sich die Frage, warum der Eurasische Gedanke auf solch fruchtbaren Boden fällt. Auf welche geistigen Traditionen und historische Ereignisse können die Eurasier um Dugin zurückgreifen? 

Für Russland bis zum heutigen Tag typisch sind archaisch anmutende Wahnvorstellungen: Allgegenwärtige Paranoia und Verschwörungstheorien. Der unerwartete Tod einer beliebten Persönlichkeit des öffentlichen Lebens wird häufig auf Mord, Intrigen und verborgene Bünde zurückgeführt. Christliche Eschatologie, eine wortgetreue Vorstellung der biblischen Apokalypse oder Glaube an den leibhaftigen Satan und Dämonen sind ebenfalls tief verwurzelt. Auch in säkularisierter Form leben Endzeitphantasien als Sonderweg Russlands fort. Breite Volksschichten fühlen sich vom Gespenst der Russophobie allseits bedroht. Antijudaismus und antifreimaurerische Vorstellungen sind entsprechend weit verbreitet. Bemerkenswert ist das präsente historische Bewusstsein vieler Russen aller Schichten und Altersstufen. Russlands Geschichte mit all ihren Höhen und Tiefen werden auf Analogien der Gegenwart hin untersucht.

Heideggers russische Sendung

In einem ersten Schritt bietet der Autor eine staunenswerte – ebenso sachkundige wie selbstkritische – Bestandsaufnahme der russischen philosophischen Kultur; staunenswert allein schon deshalb, weil hier ein konservativer Nationalist zu einem Rundumschlag ausholt, den sich wohl kein noch so progressiver «Westler» erlauben würde. Dugins Fazit besteht nämlich ohne Wenn und Aber darin, dass der bisherige Ertrag russischen Denkens null und nichtig sei – lediglich ein hybrider Ableger (nach Oswald Spengler eine «Pseudomorphose») abendländischer Schulphilosophie, untermischt mit mythischen Vorstellungen, Esoterik und Folklore, insgesamt ein unbekömmliches, unreines, unbrauchbares Gedankengemenge, dem es an Konsistenz ebenso mangele wie an Eigenständigkeit. Die prekäre Besonderheit russischer Philosophie beschränke sich darauf, nicht eigenständig, nicht konsistent, vielmehr durch und durch uneigentlich, also eine Fälschung zu sein.

Bielefeld. Oktober 2013. Vierte Politische Theorie

Bielefeld. Burschenschaft. Oktober 2013. Ein Vortrag von A. Dugin. Die Präsentation von deutsche Übersetzung von "Vierte Politische Theorie". Im gleichnamigen Werk „Die Vierte Politische Theorie“ erläutert Dugin, dass es für Russland um Sein oder Nicht-Sein gehen würde, da der vom Liberalismus zerfressene Westen zwangsläufig einem Kollaps entgegensteuern würde. Alexander Dugin führt also aus, dass es eine Überlebensnotwenigkeit wäre, eine solche vierte Theorie zu entwickeln und umzusetzen: „Dabei handelt es sich um eben jenes Ereignis, einmalig und außerordentlich, auf das viele Generationen von Russen gewartet und für das sie gelebt haben, von der Geburt unserer Nation angefangen bis zur kommenden Endzeit.“

DUGIN UND HEIDEGGER

Die vierte politische Theorie ist als Sammelbecken konzipiert für alle Menschen, die sich gegen Globalisierung und Amerikanismus wenden, der als Leitkultur fungiert. Um dies zu verwirklichen, versucht diese Theorie die Kräfte zu bündeln, also die Menschen, die sich für die zweite und dritte politische Theorie einsetzen, wie auch für alle anderen antiliberalen Strömungen.

Dies bedeutet aber nicht, dass die vierte politische Theorie ein Synkretismus der ersten drei darstellt, oder lediglich eine gegenaufklärerische Bewegung. Die vierte politische Theorie darf nicht mit einer der anderen verwechselt werden, insbesondere nicht mit der zweiten oder dritten.

Die Theorie schält die positiven Aspekte der anderen drei Theorien heraus: beim Liberalismus die „Freiheit“, dahingehend, dass man keine Tyrannei will. Bei der zweiten den Aspekt der Solidarität und bei der dritten die von Rassismus, Chauvinismus und Xenophobie befreite Idee des Ethnos. Ein wichtiger Punkt ist, dass Dugin selbst dazu aufruft, antifaschistische und antikommunistische Ressentiments beiseite zu legen, da diese nichts anderes seien als Instrumente in den Händen der Liberalen.

Ernst Jüngers Ausblick ins 21. Jahrhundert

„Wird das Interim als unverhüllte, also auch gestalthafte, Heraufkunft der Titanen betrachtet, so muß mit ihm vor allem eine Veränderung der Erde verknüpft sein, wie sie sich bereits, und nicht zuletzt durch Katastrophen, ankündigt.“(2)

Auch Ernst Jünger konstatiert das Ende der Geschichte, doch nicht in dem undramatischen und behaglichen Sinne wie Francis Fukuyama, der den Erdenball für alle Zukunft von „letzten Menschen" besiedelt sieht, die nur noch Monaden der Konsumption und Produktion einer entgrenzten und globalen Wirtschaft sind. Denn: „Wo die Geschichte endet, führt sie zur Natur oder zum Mythos zurück-mit oder ohne menschliche Präsenz.“(3) Nach Jünger wird die Geschichte dem Mythos Platz machen und zwar, was beinahe schon ein Schlüsselwort seines Spätwerks geworden ist, der Herrschaft der Titanen.

„Der Westen wird kollabieren“

Europa befindet sich heute sozusagen am Rande des Abgrunds. Ich glaube nicht, daß die politische Konstruktion Europas das Ende des Westens überleben kann. Europa hat eine große Zukunft, aber es wird ein anderes Europa. Als Europa der Tradition, der vielen unterschiedlichen Völker, Sprachen, Kulturen und auch Religionen kann der Kontinent wiederauferstehen. Ich bin mir sicher, daß im Moment des Kollapses die Europäer merken werden, daß sie sozusagen einer westlich-liberalen Fatamorgana aufgesessen sind. Bereits heute gibt es viele unterschiedliche Kreise in Europa, die dieses „andere Europa“ verfolgen. Sie stehen nicht dem westlichen Liberalismus nahe, sondern lehnen ihn ab. Das sind die Keimzellen des neuen Europa. Im Moment des Kollapses, wenn die alten westlich-liberalen Eliten abgewirtschaftet haben, werden aus diesen Kreisen die alternativen Ideen kommen, wie es weitergeht. Ich bin da absolut optimistisch. Europa wird den westlichen Zusammenbruch zwar in seiner heutigen Form nicht überleben – aber es wird wiederauferstehen. 

 

EURASIEN UBER ALLES (Das Manifest der eurasischen Bewegung)

 

In der russischen Gesellschaft – besonders in der politisch-sozialen Sphäre – ist am Anfang des neuen Jahrtausends ein krankhaftes Defizit der Ideen fühlbar. Die Mehrheit der Menschen – darunter auch Herrscher, Politiker, Wissenschaftler und Arbeiter – lassen sich in ihren politischen Entscheidungen von einer Kombination aus augenblicklichen Faktoren, zufälligen Interessen sowie vergänglichen ephemerischen Aufrufen leiten. Die Folgen sind der Verlust des Empfindens eines Lebenssinns, der Vorstellung einer Logik hinter der Geschichte, von Aufgaben des Menschen und vom Waltens des Schicksals der Welt. Das soziale Verhalten des Einzelnen wird durch aggressive Reklame bestimmt. An die Stelle einer sinnvollen und verantwortlichen politischen Weltanschauung ist eine mehr oder minder durch „Public relations“ bestimmte Informationswelt getreten. Der Ausgang des Ideenkampfes wird durch den Umfang der Investitionen und die Qualität der Politpropaganda bestimmt.

Dramatische Zusammenstöße der Völker, Kulturen und Religionen sind in „Shows“ verwandelt worden. Diese werden von multinationalen Kooperationen und Gesellschaften inszeniert, um von den wirtschaftlichen Interessen dieser Giganten abzulenken. Menschliches Blut, menschliches Leben, menschlicher Geist werden zu statistischen Abstrakta, zum Gebrauchswert, bestenfalls noch zur demagogischen Redewendung in süßlichem und zweideutigem Stöhnen, in dem der doppelte Standard versteckt ist. An die Stelle der totalitären Nichtinfizierung ist die totalitäre Gleichgültigkeit getreten. Die Mehrheit der politischen Parteien haben sich zu sozialen Bewegungen formiert und verfolgen nur noch Konjunkturziele. Praktisch nirgends kann man eine klare und konsequente Weltanschauung finden, die den Menschen aus dem Zustand der schlummernden Gleichgültigkeit befreien kann; erst eine solche Weltanschauung vermag dem Leben einen Sinn zu geben. 

Das Programm der Bewegung Eurasien

In diesem Raum sind die Hochkulturen entstanden und haben sich zu verschiedensten sozialen, geistigen und politischen Formen entwickelt. Das eurasische Festland hat zwei Hauptpole: Europa und Asien, Ost und West. Die menschliche Geschichte ist ein Prozeß ständigen Dialogs, eines dialektischen Austauschs von Energien, Werten, Technologien und Ideen zwischen diesen beiden Polen. Ost und West ergänzen einander, kommunizieren miteinander seit tausend Jahren; dieser Dialog hat einen höheren Sinn. In Eurasien strömten stets Völker und Kulturen von West nach Ost und von Ost nach West. Jede Zivilisation hat ihre eigene Zeit, und sie verläuft überall unterschiedlich. Was heute noch als „Wildheit“ erscheint, wird vielleicht morgen bereits der Etalon des „Fortschritts“ erscheinen. Was hier und heute als universelle Wahrheit erscheint, wird in einem anderen Raum oder morgen lokaler und relativer Kult sein. Niemand sollte verabsolutieren, was hier oder da Gültigkeit hat. Verhältnisse und Werte unterliegen einem ständigen Wandel. Man muß immer seine Urteile nach übergeordnetem Maßstab, Zeiten und Räumen prüfen. Eurasien ist solch ein angemessener Maßstab für wahres Denken. Wir müssen lernen, „mit Eurasien zu denken“, eurasisch zu denken; dann werden wir Ost und West, Fortschritt und Tradition, Stetigkeit und Wandel, Treue zu den Ursprüngen und eine gesunde Veränderung verstehen.

„Dramatische Situation!“

Herr Dugin, die USA und Rußland scheinen sich politisch immer weiter voneinander zu entfernen. Neben den politischen Gegensätzen zwischen Wa- shington und Moskau, die weiter zum Vorschein kommen, wird auch auf bei- den Seiten wieder hochgerüstet. Befinden wir uns in einem neuen Kalten Krieg?

Dugin: Wir können diese Situation durchaus als Kalten Krieg bezeichnen. Aber man sollte nicht den Fehler dabei begehen, einfach von einer Neuauflage des früheren Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion aus- zugehen.

...aber es sind wieder die beiden Machtzentren Washington und Moskau? Dugin: Ganz so einfach ist es diesmal nicht. Es gibt in der Tat wieder zwei gro- ße politische Lager. Auf der einen Seite stehen die USA und ihre Verbündeten. Dazu gehören natürlich das sogenannte transatlantische Lager in Europa, aber auch einige Staaten im arabischen Raum wie beispielsweise Saudi-Arabi- en, die Vereinigten Arabischen Emirate oder Katar.

Europa zählen Sie zum US-Lager?

Dugin: Nein, so kann man das nicht sa- gen. Europa ist sehr komplex, es gibt viele unterschiedliche Kulturen und auch verschiedene politische Strömun- gen. Allerdings scheint derzeit jene poli- tische Strömung, die sich dem US-He- gemonialanspruch unterordnet, die dominante zu sein. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß es gerade in Europa auch sehr viele politische und kulturelle Gegenbewegungen dazu gibt. Und es gibt natürlich nach wie vor Län- der in Europa, die sich mit der US-He- gemonie ganz und gar nicht anfreun- den wollen – wie beispielsweise Serbien. Dennoch: All die Staaten, die sich der „transatlantischen Wertegemeinschaft“ zugehörig fühlen, orientieren sich klar in Richtung Washington. Auch die Bundesrepublik Deutschland tut das.

Die russische Politik ist etwas komplizierter, als man im Westen allgemein annimmt.

Sie sprechen von den pro-westlichen Gruppen und NGOs, die in Rußland die Putin-Gegner unterstützen und in der Ukraine, aber auch in Georgien die „bunten Revolutionen“ unterstützt haben. Wer steht hinter diesen Organisationen?

Dugin: Eine wichtige Rolle spielt hierbei der US-Milliardär George Soros, der über seine Stiftungen pro-westliche Gruppen in Rußland massiv unterstützt. Dazu kommen andere US-Stiftungen, wie beispielsweise „Freedom House“, die ihrerseits mit etwa 80 Prozent mit Geldern der US-Regierung finanziert wird. „Freedom House“ sorgt für die Verbreitung der Schrift The Politics of Nonviolent Action des US-Politologen Gene Sharp, auf die sich die Revolutionäre in der Ukraine explizit berufen. Viele andere Gruppen und Organisationen, teilweise direkt von der US-Regierung oder den europäischen Regierungen finanziert, engagieren sich in Rußland und in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. Es gibt es regelrechtes Netzwerk. Sie alle eint ein Ziel: die Destabilisierung Rußlands, damit das Land ein Teil des westlichen Systems wird.

 

Erotismus und Imperialität

Russland erlebt gerade eine Situation, die nicht nur von der Entgegensetzung zwischen verschiedenen politischen und ökonomischen Gesichtspunkten, zwischen den unterschiedlichen, durch die Zugehörigkeit zu einzelnen Volksgruppen, zu sozialen Kategorien oder spezifischen Kulturen, diktierten Orientierungen charakterisiert ist, sondern auch vom grundlegenden Gegensatz zweier fundamentaler Ideologien, von zwei Weltanschauungen, die jeden umfassen, unabhängig von den anderen Schattierungen und Färbungen. Es ist nicht einfach eine Frage der entwickelten Weltanschauungen, die ihren klaren intellektuellen Ausdruck in einer konkreten politischen Lehre gefunden hätten, sondern von gewissen "metaphysischen Wurzeln", die ausschlaggebend für die Basis dieses oder jenes menschlichen Typs sind. Wenn man früher vom "Klassengegensatz" gesprochen hat, scheint es heute angebrachter zu sein von einem "Gegensatz des Typus" zu sprechen, des Kampfes zwischen zwei archetypischen Modellen, die unsere Gesellschaft zwischen "uns" und den "anderen", die "nicht-wir" sind, teilt.
Dieser Kampf der Typen manifestiert sich am häufigsten im Gegensatz von "Patrioten" und "Kosmopoliten", "Männern der Scholle" und "Westlern", "Traditionalisten / Fundamentalisten" und "Progressiven / Demokraten", "Eurasiern" und "Atlantikern", usw.. 

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